Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Versuche, die mit einfachen, haushaltsüblichen Mitteln und etwas Unterstützung der Eltern von Kindern durchgeführt werden können, mit kindgerechten Erklärungen.

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aliquis
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von aliquis »

Stimmt, Weißgerberei ist das alles - aber wie es sich entwickelt hat, ist schon beeindruckend: mit einer einzelnen winzigen Maus fing es an und jetzt stapeln sich die 2-Meter-Schwarzwildhäute bei Euch... Deine Frau hatte recht... :wink:
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immi07
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von immi07 »

:angel: Meine Frau hat immer recht :angel:
Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Pläne zu machen, Arbeit zu verteilen, Werkzeug zu holen und Holz zu schlagen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer. Dann bauen sie das Schiff von alleine.

Du hast eine Handvoll Brombeeren und wirfst sie zur Erde. Sie verbinden sich mit der Erde zu Erdbeeren. Und Brom wird frei.

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Glaskocher
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von Glaskocher »

Uiuiui... Da habt Ihr ja schon eine ganze "Sauerei" gegerbt. Was macht Ihr denn mit der ganzen Produktion?

Ihr könntet ja auch auf enthaarte Häute umsteigen, um sie für andere Zwecke zu nutzen. Dazu noch rasch das Handwerk von Sattler, Kürschner und Schuster gelernt und Ihr könntet im "Mittelalter" euch einen Namen machen.

Habt Ihr mal getestet, wie man Pergament macht?

Jetzt höre ich mal auf mit Schreiben, bevor es nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut passt. (kleiner Wink versteckt)
aliquis
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von aliquis »

Glaskocher hat geschrieben: Dienstag 12. März 2024, 23:27 bevor es nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut passt. (kleiner Wink versteckt)
Die nächste Gerberei-Eskalationsstufe im Hause immi? :wink:
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immi07
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von immi07 »

Hallo,

Waschbär, Fuchs und Dachs stehen noch auf der Wunschliste. Kuhhäute sind einfach zu groß.
Eine Trommel und Bilder auf Haut mit Rötel, Kreide (Gestein) und Holzkohle so ganz old school sind angedacht fürs Steinzeitprojekt in der Schule.

...es sei denn, Johanna kommt mit (wir finden) ein neues Projekt, :thumbsup: uferlos :thumbsup:

Grüße von den immis
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immi07
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von immi07 »

Hallo,
P1260008.JPG
swNr.5 aufgespannt, Ohrmuschelknorpel wurde etwas mehr entfernt
P1260011.JPG
und die Ohren zum Trocknen umgeklappt
P1260007.JPG
swNr.6 aufgespannt
P1260012.JPG
Kopfhaut wieder extra gespannt
P1260010.JPG
lösbarer Knoten im Detail

Im www kursieren diverse Anleitungen/Bilder von gespannten Häuten/Fellen, welche alle mit einer durchgehenden Schnur gespannt sind.
Die im Trockenprozeß immer mal wieder zu dehnende Haut kann mit unseren lösbaren Knoten nach gespannt werden. Außerdem finden wir es praktischer, am Anfang, wenn die Haut nur mit Eigengewicht die oberen Schnüre belastet, nach spannen zu können. Auch eine Lagekorrektur in etwas zu kleinen Spannrahmen ist jederzeit möglich.

Grüße von den immis
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aliquis
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von aliquis »

Auf reddit ist mir gerade die Idee einer Kombination gekommen, für die sich Johanna vielleicht erwärmen könnte: Rotwildfell + kristallbesetztes Geweih... :angel:

https://www.reddit.com/r/crystalgrowing/s/4sU1aLJfa8
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immi07
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von immi07 »

sehr spannend,
werden wir mal im halbmicro auf einem Karnickelschädel probieren!

die immis
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mgritsch
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von mgritsch »

Edit: Korrekturgelesen und verschoben.
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immi07
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Re: Die Weißgerberei ( Alaungerberei ) eines Kaninchenfells und eines Mäusefells

Beitrag von immi07 »

Hallo an alle,

hier eine PN und unsere Antworten dazu :thumbsup:
Guten Tag,
als erstes möchte ich mich für die wirklich toll dokumentierten Gerbversuche bedanken! Es ist wirklich ein sehr gutes Destilat aus einer breiten Quellensammlung (leider funktionieren die Links zu den PDF's aus den historischen Büchern nicht mehr... Gibt es eventuell noch andere Möglichkeiten die Bücher einzusehen?).
Bibliotheken und Fernausleihe sollten eine Möglichkeit darstellen und sie tauchen auch immer Mal wieder bei i-bäh und Co auf
Ein paar kleiner Fragen sind jedoch geblieben:
Ist das Dein aktuelles Rezept von den vorgestelleten Wildschweinhäuten? :
Schwarzwildschwarte
(mögl. nur Bache verwenden - beim Keiler ist die Fettschicht z.T. extrem hart und läßt sich nicht ordentlich entfernen)
1. Entfleischen
2. Waschen mit viel Spülmittel 24 - 48 h, ordentl. Wässern, abtropfen lassen (sehr viel Wasser in den Haaren)
3. Pickel 1200 g Kochsalz auf 20 Litern Wasser und 1300 g Essigessenz mindestens 48 h bei halbstündlichem Rühren
4. wässern mit mind. einem Wasserwechsel, dann 30 min abtropfen lassen (sehr viel Wasser in den Haaren)
5. Gerbflotte aus 20 Litern Wasser, 1000 g Aluminiumsulfat (alternativ 1200g Kalialaun) und 500 g Kochsalz 72 h bei halbstündlichem Rühren
6. Haarseite spülen, abtropfen lassen
7. spannen, trocknen und weich schaben, Rahmen je nach Größe zwischen 160 x 140 cm - 28/38 mm und 220 x 180 cm - min 38/58 mm
Ja - das ist das aktuelle Rezept. Der Rahmen darf durchaus stabiler sein. Das gründliche Spülen der Haarseite (gerne mit dem Wasserschlauch) ist sehr wichtig. Es verringert die Staubbelastung durch Aluminiumsulfat-Staub, der beim Trocknen auf den Haaren kristallisiert. Der Staub muß mühsam aus gekämmt und abgesaugt werden. Je mehr man gleich ausspült, um so besser. Und mit dem Weichschaben schon während der Trocknung beginnen und dabei nachspannen.
Sind die Felle in einer Waschmaschine unter ständigen Rühren gegerbt worden, dass die Flottenzeiten so kurz sind? Im Netz und auch in Büchern ist da oft die Rede von 2-3 Wochen. Hast Du eventuell eine Idee wieso da so lange Zeiten angenommen werden?
Häute oberhalb Kaninchengröße sind für die Waschmaschine zu groß. Bei den Zeiten glaube ich, daß "Viel hilft viel" der Hintergrund ist. Wir hatten mal Zeiten verdoppelt, kamen aber zu keiner signifikanten Änderung.
Hast Du eine Idee wieso die Alaunmengen in den verschiedenen Rezepten (sowohl Internet und Bücher) so stark variieren?
Die Mengen in den alten Büchern halte ich für die richtigen. Auf den Selbstdarstellerplattformen ist cool sein wichtiger. "und dann nehm ich mal 2 Hände voll hier von. Viel hilft viel"
Bei welchen Temperaturen hast Du die Bäder gefahren? Vermute einfach kaltes Leitungswasser?
Zimmertemperatur 18 - 20°C auch schon beim Ansetzen. Beim Lösen des Aluminiumsulfates auch gerne je 1 Liter heißes Leitungswasser auf dem Magnetrührer, der erhöhten Löslichkeit wegen.
Welchen PH-Wert hat Dein Pickelbad und Deine Gerblösung?
habe ich nicht gemessen
An einigen Stellen ließt man, dass der Gerbflüssigkeit Natron zugegeben wird um den PH-Wert zu erhöhen (entstehende Schwefelsäure aus dem gelösten Alaun zu neutralisieren) damit die Gerbsalze besser binden. Hast Du dazu eine Meinung oder Erfahrung?
Das gab ein eklige Schaumparty. Zum Glück wars draußen und die Reinigung mit dem Gartenschlauch zu erledigen. Meiner Meinung nach reicht das Kochsalz, um die Schwefelsäure in Schach zu halten.
Hast Du Erfahrung was die Zugabe von Borax in die Gerbflüssigkeit bewirkt? Soweit ich das einordnen konnte soll die Konservierung dadurch verbessert werden und das ganze auch für Schädlinge uninteressanter werden.
nein haben wir nicht versucht
Hast Du beim Nachbearbeiten / Nachgerben erfahrung mit Distelöl? Dieses Öl hat einen sehr hohen Anteil an ungesättigte Fettsäuren und ist auch recht neutral.
nein
Hast Du eventuell schon mal versucht die Felle mit Planenclips zu spannen? Dann könnte man sich die Löcher sparen.
nein, aber ich glaube, daß das kleine Loch unauffälliger ist, als eine getrocknete Falte durch den Clip.
Noch eine Frage zum Entfleischen: Wie hast Du es geschafft den vordersten Knochen in den Schalen zu entfernen? Bin bei meiner Sau an diesem vordersten Stück gescheitert
Erst in warmem Wasser einweichen und dann mit einem schmalen Skalpell immer um den Knochen rum schneiden. Irgendwann löst er sich dann. Manchmal habe ich die ersten auch drin gelassen. Muß man beim Trocknen etwas mehr Aufmerksamkeit schenken mittels Fön oder so.

Wir würden uns freuen, wenn Du deine Erfahrungen hier kundtun würdest.

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