2,5-Diphenyl-1,3,4-oxadiazol (DPOD)

Synthesen aus allen Bereichen.

Moderator: Moderatoren

Antworten
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

2,5-Diphenyl-1,3,4-oxadiazol (DPOD)

Beitrag von NI2 »

Synthese von 2,5-Diphenyl-1,3,4-oxadiazol
(2,5-Diphenyl-1,3,4-oxadiazole, Diphenyloxadiazol, DPOD, PPD, [725-12-2])

2,5-Diphenyl-1,3,4-oxadiazol gehört zu den heterocyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen wobei der Fünfring zwei Stickstoff- und ein Sauerstoffatom enthält. DPOD ist leicht aus Hydrazinsulfat und Benzoesäure mit Hilfe stark wasserentziehender Reagenzien zugänglich. Es eignet sich als Laserfarbstoff mit einem Emissionsmaximum bei etwa 380 nm.

Bild

Geräte:

100 mL Rundkolben, Rückflusskühler, Magnetheizrührer mit Ölbad, Bechergläser, Möglichkeit zur Vakuumfiltration


Chemikalien:

Benzoesäure
Hydrazinsulfat
Phosphorsäure
Phosphorpentoxid
Phosphoroxychlorid
Natriumhydrogencarbonat

Ethanol
2,5-Diphenyl-1,3,4-oxadiazol Warnhinweis: xn

Hinweis: Vorsicht beim Umgang mit Phosphoroxychlorid. Die Reaktionsmischung reagiert heftig mit Wasser, ist stark ätzend und zu Beginn der Reaktion entsteht Chlorwasserstoff.


Durchführung:

In einem Rundkolben werden 6,6 g Benzoesäure (1 eq.) mit 3,52 g Hydrazinsulfat (0,5 eq.) vorgelegt und mit 14 mL H3PO4 (85%) versetzt. Unter Rühren werden 23 g Phosphorpentoxid (3 eq. berechnet auf P2O5) in kleinen Portionen zugesetzt wobei sich die Mischung erwärmt. Anschließend werden langsam 8,3 g POCl3 (1 eq.) zugegeben und die Reaktionsmischung 2 Stunden bei 140 °C gerührt. Die schäumende Mischung (Chlorwasserstoffentwicklung) beruhigt sich nach wenigen Minuten und wird viskos und klar. Nach dem Abkühlen wird die Mischung auf 50 g Eis gegeben wobei ein farbloser Feststoff ausfällt. Dieser wird abfiltriert, mit Wasser und - in einem separaten Becherglas - mit 100 mL Natriumhydrogencarbonat-Lösung 5 % (schäumt auf) gewaschen, erneut abfiltriert und mit Wasser gewaschen. Der Feststoff wird an der Luft, im Exsikkator oder im Trockenschrank bei (80 °C) getrocknet und aus 100 mL Ethanol umkristallisiert, abfiltriert, mit Ethanol gewaschen und im Vakuum getrocknet. Eine DC (Hexan: Ethylacetat 5:1) zeigt einen Spot.

Ausbeute: 4,76 g (79 % d.Th., Nachfällung aus der Mutterlauge nicht berücksichtigt)


Entsorgung:

Das Produkt wird aufgehoben oder dem organischen Feststoffabfall zugeführt. Das saure Filtrat kann nach Neutralisation kanalisiert werden oder wird zu den sauren wässrigen Abfällen gegeben. Das Ethanol wird im halogenfreien Lösungsmittelabfall entsorgt.


Erklärung:

Diese Synthesemethode eignet sich nur für symmetrische 1,3,4-Oxadiazole. Asymmetrische müssen zuvor zu den entsprechenden Hydraziden umgesetzt werden, können aber auf die selbe Weise (kein POCl3 nötig) kondensiert werden. Die Literaturvorschrift geht vom Hydrazindihydrochlorid aus, dieses kann aber problemlos durch das Sulfat ersetzt werden. In der Reaktionsgleichung ist das Sulfat nicht gezeigt, da es in der sauren Reaktionsmischung weitgehend vernachlässigbar ist.

Bild


Bilder:

Bild
vorgelegte Feststoffe

Bild
nach Zugabe der H3PO4

Bild
aufschäumendes Reaktionsgemisch

Bild
sich beruhigendes Reaktionsgemisch

Bild
sich beruhigendes Reaktionsgemisch

Bild
beruhigtes Reaktionsgemisch

Bild
fertige Reaktion

Bild
gefälltes Rohprodukt

Bild
gewaschenes und abgesaugtes Rohprodukt

Bild
verfestigter Kristallbrei nach Kristallisation

Bild
nach dem Umschwenken werden die kleinen Kristallflitter sichtbar

Bild
abgesaugte und zusammengefallene Kristalle

Bild
getrocknetes Produkt

Bild
DC (254 nm)

Literatur:

Bentiss, F. and Lagrenée, M. (1999), A new synthesis of symmetrical 2,5‐;disubstituted 1,3,4‐;oxadiazoles. Journal of Heterocyclic Chemistry, 36: 1029-1032.
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

Beitrag von NI2 »

Bemerkungen:

- Aus der Mutterlauge fällt bei längerem Stehen noch ein wenig Produkt nach. Die eigentliche Reaktion ist quantitativ und es entstehen keine sichtbaren Nebenprodukte (Mutterlauge zeigt ebenfalls nur einen Spot in der DC).
- Bei der Zugabe des P2O5 sublimieren geringe Mengen Benzoesäure welche die Atemorgane reizen, ein Abzug ist sinnvoll.
- Ich habe bei der P2O5-Zugabe die Reaktionsmischung abgekühlt, so dass sie sich wieder verfestigst hat

Der Photo-Upload macht bei mir gerade irgendwie ein paar Probleme.
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Markus
Gesperrt
Beiträge: 77
Registriert: Montag 22. Januar 2018, 21:05
Wohnort: Thüringen

Beitrag von Markus »

Bis auf 2 kleine Tippfehler, sieht es schonmal ganz gut aus.
"beruhigt sich nach wenigen Minuten und viskos und klar. "

"wobei ein farbloser Feststoff auffällt. "


Wieso fehlen noch die Bilder?
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

Beitrag von NI2 »

Danke.

Keine Ahnung. Das erste wurde nur nur halb dargestellt, das zweite schwarz und der Rest gar nicht. Das Problem hatte ich vorhin bei den Gefahrensymbolen auch schon, dass die Warnzeichen nicht dargestellt wurden.
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Benutzeravatar
lemmi
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 5638
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 09:25

Beitrag von lemmi »

Schön. Und die Gefahrenpiktiogramme sind aucb alle okay!
Was ist an dem Stoff denn interessant?
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
Benutzeravatar
mgritsch
Illumina-Admin
Beiträge: 4383
Registriert: Montag 8. Mai 2017, 10:26
Wohnort: in den Misanthropen

Beitrag von mgritsch »

Wow, P2O5 und POCl3, das nenne ich mal wasserentziehend :) schon beeindruckend welchen Unterschied es zwischen Carbonylfunktionen gibt, bei einem Keton oder Aldehyd würde es freiwillig draufspringen. Bin auch schon neugierig was man damit machen kann :)
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

Beitrag von NI2 »

Zum einen, dass es ein schöner Laserfarbstoff (Emissionsmaximum 380 nm)ist, zum anderen ist die Struktur ansprechend und es ist eines der stabilen Zwischenstufen bei der Synthese zum Diphenyltetrazin. Außerdem hatten wir so ein Aromatensystem noch nicht im Forum.

@mgritsch Es gibt auch etwas softere Reaktionsmischungen, allerdings zeichnet sich diese durch den kompletten Umsatz und eine Literaturausbeute von 99% aus (ich denke wenn man das Umkristallisieren optimiert kann man den Rest noch holen, es geht ja nichts verloren. Dennoch lag hier die Reinheit des Produktes im Vordergrund).

Bilder sind jetzt auch drin.
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Benutzeravatar
frankie
Illum.-Ass.
Beiträge: 1941
Registriert: Dienstag 10. April 2007, 17:00
Wohnort: Res Publica Austria

Beitrag von frankie »

Sehr schöner Artikel Hannes ! :D
It is always better to have no ideas than false ones; to believe nothing, than to believe what is wrong.
(Thomas Jefferson)
Benutzeravatar
Pok
Gesperrt
Beiträge: 1636
Registriert: Montag 19. August 2013, 01:03
Kontaktdaten:

Beitrag von Pok »

Mit welchem Programm macht man eigentlich diese rotierenden 3D-Moleküle?
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

Beitrag von NI2 »

QuteMol. Erfordert aber eine .pdb als input. In dem Fall ist die Struktur mittels DFT-Rechnung geometrieoptimiert.
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Benutzeravatar
lemmi
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 5638
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 09:25

Beitrag von lemmi »

[EDIT by lemmi: verschoben]
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
Antworten