Halb OT: Suminagashi

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BJ68
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Halb OT: Suminagashi

Beitrag von BJ68 »

Über einige Umwege vgl. http://www.alternativephotography.com/w ... -chemigram (Materialien (Entwickler usw.) sind bestellt und bei mir liegen im Keller ca. 30 kg Fotopapier rum) bin ich auf die japanische Art Papier zu marmorieren gestoßen die sich Suminagashi vgl. http://suminagashi.com/ nennt.
Die Technik unterscheidet sich von der türkischen Art, die sich Ebru vgl. http://www.turkishculture.org/tradition ... ng-113.htm nennt, dass reines Wasser verwendet wird, während bei Ebru durch Zusatz von Traganth das Wasser leicht angedickt wird.

Da ich von einem Tintenstrahldrucker die Tinten übrig hatte beschloss ich diese Methode mit diesen Tinten auszuprobieren.

Als Tensid wurde Ochsengalle verwendet:
Bild

und der erste Test mit roter und schwarzer Tintenstrahldruckertinte gemacht, dazu wurde jeweils in Pinsel in die Tinte getaucht und mit der Spitze sanft die Wasseroberfläche berührt. Dabei kann man beobachten wie die Tinte sich auf der Wasseroberfläche verteilt und bei den ersten Auftragsversuchen sieht man noch keine Farbe. Tippt man nun den Pinsel mit der Ochsengalle in die Mitte entsteht ein klarer Fleck in dem man wieder mit dem Farbpinsel tippt. Wiederholt man dies einige Male dann entstehen Farbkreise die sich dann verzehren. Legt man nun ein Papier auf die Schicht, dann zieht die Tinte in Form des Musters ins Papier.

Hier das Muster auf der Wasseroberfläche:
Bild

und das Ergebnis auf dem Papier:
Bild


Unten sieht man, dass die Tinte zum ausbluten neigt und auch das Abbild relativ schwach ist. Abhilfe könnte eine Verdickung des Wassers mit Traganth oder Tapetenkleister schaffen, so dass eine größere Menge ins Papier einzieht. Außerdem war zu beobachten dass am Anfang (wie oben beschrieben) die Tinte sehr schnell zerläuft, was wahrscheinlich daran liegt, dass in den Druckertinten Zusätze als Lösungsmittel (alkoholartig) vorhanden sind. In diversen Anleitungen wird von speziellen Tinten "sumi ink" gesprochen die dazu benutzt werden, um diese auszuprobieren habe ich mir den "Innovation Marbling Kit, Japanese Suminagashi" bestellt und diesen ausprobiert.

Der Kit:
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Wasserschale mit der ersten Farbschicht:
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Zweite Farbschicht:
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Aufziehen auf das Papier:
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Das noch nasse Ergebnis:
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Die Farben sind kräftiger, ziehen besser in das Papier (Fabriano, Accademia, Drawing 200g pro Quadratmeter) ein und bluten auch weniger aus, kurzes waschen reicht um ein Nachbluten so ziemlich zu verhindern.

Versuch mit schwarzer Tinte aus dem Kit:
Bild


Test der Papierabhängigkeit, es wurde normales Inkjet-Papier (Recycling, 80g pro Quadratmeter) verwendet:
Bild



Zum Abschluss noch die Anleitung des Kits (die andere Seite ist in japanisch):
Bild



Zusammenfassen: Der Kit ist zwar recht teuer und wahrscheinlich gehen andere Tuschen auch, führt aber recht schnell zu netten Ergebnissen. Meiner Meinung nach etwas was man mit Kindern machen kann und durchaus seine Faszination hat. Zudem sind die Resultate durchaus ansehnlich.
Zugegeben hat jetzt mit Chemie weniger zu tun....es sei denn man nimmt die Oberflächenspannung und Monolayer usw. mit hinzu.....lädt aber mich zumindest zum experimentieren ein.....


Bj68
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Hübsch! Habe ich zu Teenie-Zeiten mal mit Tapetenkleister und verdünnter Ölfarbe gemacht (ich glaube wir haben Terpentinersatz als Verdünner verwendet). Hat ziemlich gut funktioniert.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

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Uranylacetat
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Beitrag von Uranylacetat »

Ich finde es auch sehr hübsch! Als Junge in der Schule habe ich gerne Linoleum-Drucke in Schwarz - Weiß gemacht .... Da wurden die Figuren ins Linoleum geritzt bzw geschnitzt.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Der Vorteil, wenn man das Wasser "andickt" - sei es nun mit Traganth oder Tapetenkleister - ist der, daß man nach dem Auftropfen der Farbe dieselbe mit einem Holzstäbchen etc. zu Mustern verrühren kann und nicht alles nur dem Zufall überlassen muss.
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