In der Kriminologie ist es nicht selten, dass Täter nach kämpferischen Auseinandersetzungen versuchen, die entstandenen Blutspuren wegzuwischen, zu waschen oder mit Farbe zu überstreichen, in der irrigen Annahme, dass man sie, wenn man sie nicht mehr sehen kann, auch nicht nachweisen kann. Doch glücklicherweise besitzt man Methoden – wie etwa den Leukofluoreszein Test - um latente Spuren nachzuweisen. Der Leukofluoreszein Test ist ein Screening-Test, der bei Anwesenheit von Blut fluoresziert. Der Test kann latente Blutspuren bis zu einer Verdünnung von 1:10000 nachweisen und bietet sich als Alternative zum Luminol-Test an. Der Hauptvorteil gegenüber dem Luminol-Test besteht darin, dass die Fluoreszeinprobe Spuren, die mit Bleichmitteln gereinigt wurden, nachweisen kann und die Fluoreszenz auch bei Tageslicht beobachtet werden kann.
Geräte:
Becherglas, Pipette, Heizplatte, Spatel, Zerstäuber, Waage, Messzylinder, alternative Lichtquelle (420- 480 nm)
Chemikalien:
Fluoreszein
Zinkpulver

Kaliumhydroxid

Wasserstoffperoxid

Blutproben

Durchführung:
Vorbereiten der Lösungen:
0,1 g Fluoreszein wird mit 2 g Zinkpulver, 20 ml destilliertem Wasser und 1 g Kaliumhyroxid in einem Becherglas zu einer Lösung verrührt. Die zunächst grün fluoreszierende Lösung wird auf einer Heizplatte erwärmt bis sie sich entfärbt (ca. 30 min.). Anschließend wird 1 ml der Lösung in 99 ml Wasser dekantiert und in einen Zerstäuber gefüllt. Ein weiterer Zerstäuber wird mit 3% Wasserstoffperoxid befüllt.
Hinweis: Die Leukofluoreszein-Lösung erzielt nur im frisch zubereiteten Zustand optimale Ergebnisse. Sie sollte mit Zinkpulver in Braunglas gelagert werden.
Nachweis von Blutspuren:
Zuerst werden die verdächtigen Stellen mit der Lichtquelle auf Eigenfluoreszenz überprüft. Dies soll spätere Verwechslungen verhindern. Danach wird die Fluoreszein-Lösung auf die verdächtige Stelle zerstäubt. Jetzt sollte es keine Fluoreszenz geben.
Daraufhin wird Wasserstoffperoxid auf die Stelle zerstäubt. Nun wird die Lichtquelle auf die Stelle gerichtet. Bei Vorhandensein von Blut tritt eine kräftige Fluoreszenz auf.
Erklärung:
Fluoreszein liegt im trockenen Zustand als rotes, nichtfluoreszierendes Pulver vor. Sobald es sich in einer wässrigen Lösung befindet, stellt sich ein chemisches Gleichgewicht zwischen der lactoiden und chinoiden Form des Fluoreszeins ein. Im alkalischen Milieu verschiebt sich das Gleichgewicht zu dem chinoiden Fluoreszein, welches nun durch das Kaliumhydroxid zum dianionischen Fluoreszein deprotoniert wird. Diese Form des Fluoreszeins fluoresziert besonders stark.


Anschließend wird das Fluoreszein durch den naszierenden Wasserstoff, der bei der Reaktion des Zinks mit Wasser entstanden ist, zum Leukofluoreszein reduziert.

Das Häm, welches im Hämoglobin enthalten ist, vermag Wasserstoffperoxid hervorragend in Wasser und Sauerstoff spalten.

Bei diesem Mechanismus entstehen unter anderem ·OH-Radikale und HOO·-Radikale. Diese veranlassen ein radikalische Kettenreaktion und erhöhen die Reaktionsgeschwindigkeit, sodass der Nachweis binnen Sekunden erfolgen kann. Diese Katalase-Eigenschaft des Blutes nutzt man in der Forensik bei den Screening-Tests um das mögliche Vorhandensein von Blut festzustellen. Auch bei diesem Test wird diese Besonderheit genutzt. Die Nachweismethode hier beruht auf der Fluoreszenz, die nach der Oxidation des farblosen Fluoreszeins durch den hämkatalytisch gewonnenen Sauerstoff beobachtbar ist.

Das ausgedehnte л-Elektronensystem in der Xanthen-Gruppe bewirkt die Fluoreszenz. Die delokalisierten Elektronen werden durch die Lichtquelle (ca. 445 nm) auf ein höheres Energieniveau gehoben und fallen kurze Zeit danach auf ihr ursprüngliches Energieniveau zurück. Dabei wird energieärmeres, grünes Licht (ca. 520 nm) emittiert. Die Fluoreszenz tritt erst nach der Oxidation auf, da erst hier das konjugierte Π Elektronensystem wiederhergestellt wird.
Hinweis: Da diese Reaktion durch die Oxidation vom Sauerstoff hervorgerufen wird, tritt, bedingt durch den Luftsauerstoff, nach einer gewissen Zeit immer eine Fluoreszenz ein.
Literatur:
Robert Bruce Thompson, Illustrated Guide to Home Forensic Science Experiments: All Lab, No lecture, O´Reilly, 2012, S.214
Technical Procedure :Fluoreszein Detection of Latent Bloodstains : http://www.latent-prints.com/fluorescein2.htm[b][/b]
Bilder:
links: grün fluoreszierende Fluoreszeinlösung, rechts: farblose Leukofluoreszinlösung

Ein Spatel, der auf latente Blutspuren getestet wurde: Die linke Seite wurde mit Blut kontaminiert und anschließend mit Wasser gespült. Die rechte Seite wurde nicht benutzt.


