Schülerstudium

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ProfProton
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Schülerstudium

Beitrag von ProfProton »

Hallo zusammen,
ich habe dieses Forum entdeckt und denke, dass ich etwas beitragen kann. Es geht um das Thema Schülerstudium.

In meinem Fall handelt es sich nicht um ein Schülerstudium, bei dem ich in ein B.Sc. Chemie eingeschrieben bin. Dort macht man ja alles, von Anorganik zu Quantenmechanik.

Bei meinem Schülerstudium kommt nur das Modul Organische Chemie 1 (OC1) dran.
Am Ende vom Semester habe ich dann die Möglichkeit die Prüfung mit den normalen Studenten zu schreiben.
Diese kann ich mir bei Bedarf und etwas Glück in Zukunft anrechnen lassen.

Anmeldung:
Das Schülerstudium an der Uni Rostock hat eigentlich keine Anforderungen an die Schülerstudenten. Man muss eigentlich nur Motivation mitbringen, um das Ganze durchzuziehen. Am Anfang waren bei uns im Kurs
knapp 10 Leute und am Ende nur noch 5 aktiv.

Worum ging es?:
Die Inhalte waren identisch mit den Inhalten der normalen Studenten. Der Syllabus bestand grob gesagt aus:
  • Chemische Bindungen (Wiederholung aus Oberstufe)
  • Mesomerie/Redoxreaktionen
  • Valenzbindungstheorie, Hybridisierung, Konjugation
  • Molekülorbitaltheorie (σ und π Bindungen)
  • Cycloalkane, Chiralität
  • Reaktionstypen (Addition, Eliminierung, etc.), Aromaten
Was musste ich machen?
Dazu mussten wir zwei Aufgabenblätter und zwei Tests absolvieren. Am Ende vom Semester, also bis vor zwei Wochen, mussten wir eine Hausarbeit über ein beliebiges Thema der Chemie schreiben. Die Besonderheit lag darin, dass wir verpflichtet waren, eine Zitierweise anzuwenden, wie in meinem Fall die Deutsche Zitierweise (Fußnoten). Die Länge der Hausarbeit betrug 5-10 Seiten. Diese Hausarbeit muss man zum Glück nur einmal machen. Im zweiten Semester kommt dann noch die Prüfung, die alle Inhalte der zwei Semester beinhaltet.

Während der ganzen Zeit hatte man einen Tutor, der sich um einen gekümmert hat, wenn man mal Fragen hatte. Außerdem gab es einen Community-Bereich, indem man sich mit anderen Jugendlichen austauschen konnte.

Workshops:
Während dem Semester hatte man die Chance an Workshops zu verschiedenen Themen teilzunehmen. In diesen Workshops konnte man mehr über Quellenarbeit, Zitieren, Emailverkehr, Lerntechniken und etc. lernen. Also Dinge, die das Leben als Student einfacher machen. Vorallem der Workshop zu Quellenarbeit und Zitieren war sehr hilfreich, da ich bis vor dem Schülerstudium noch nie wirklich wissenschaftlich zitiert habe.

Treffen in Rostock:
Das ganze Schülerstudium wird von der Uni Rostock veranstaltet. Zweimal pro Semester finden Treffen an der Universität statt. Bei
einer der beiden, gibt der Professor des Studiengangs sogar eine kleine Führung durch seine Forschungslabore. Am Ende waren die anderen Schülerstudenten und ich noch in einem Hörsaal, wo wir mit einem Doktoranden aus dem Forschungsteam vom Professor über das Chemie-Studium gesprochen haben. Es war ein tolles Event und vorallem konnte ich dadurch noch viele andere Chemieinteressierte treffen (Es waren leider nur drei da, weil Rostock nunmal am Rand von Deutschland liegt).

Fazit:
Alles in allem hat sich das Schülerstudium sehr gelohnt. Ich konnte zum einen mein fachliches Wissen ausbauen und gleichzeitig auch viel über die akademischen Anforderungen lernen wie Quellenarbeit lernen. Außerdem habe ich neue Leute kennengelernt, die auch neugierig sind. Das Schülerstudium an der Uni Rostock kann man nämlich in ganz vielen Bereichen wie z.B Medizin und auch Physik machen.


Hier ist noch der Link zum Programm:
https://www.uni-rostock.de/studium/stud ... orstudium/
aliquis
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Re: Schülerstudium

Beitrag von aliquis »

Das klingt interessant. Hätte es das schon damals in meiner Stadt gegeben, hätte ich das vll. auch gemacht. Viele der Themen sind auch im Leistungskurs Chemie dran. Da hilft das bestimmt sehr.
Mein Chemie-Lehrer sagte damals, dass im Grundstudium wiederum nicht mehr viel Neues käme, was zuvor nicht schon im LK Thema gewesen wäre. Die eigentliche Herausforderung bestehe dann eher in den hilfswissenschaftlichen Anforderungen.
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lemmi
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Re: Schülerstudium

Beitrag von lemmi »

Ich finde an dem Bericht gut, dass er aus erster Hand ist. Die Formalitäten findet man auch auf der website, aber die eigene Erfahrung ist das, was andere, die sich überlegen sowas zu machen, interessiert. Auch wenn hier nicht eben viele Schüler aktiv sind, vielleicht hilft dein Erfahrungsbericht den einen oder anderen mal weiter!

In diesem Sinne wären noch ein paar Details gut. Wenn ich sowas machen wollte, würde ich wissen wollen, wie hoch der Zeitaufwand ist ( wie viele Stunden pro Woche)? Muss man dafür fit in Mathe sein? Und die Hausarbeit, bekommt man da Themen zu Auswahl, oder wie läuft das? Was war denn konkret dein Thema?

Und weißt du, ob sowas auch an anderen Unis angeboten wird, oder gibt's das nur in Rostock?
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ProfProton
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Re: Schülerstudium

Beitrag von ProfProton »

Danke erstmal für die Kommentare. Der Zeitaufwand ist individuell, bei mir waren es so etwa 6-10 Stunden pro Woche. 2,5 Stunden davon musste ich für Vorbereitung, Anschauen und Nachbereitung von Vorlesungen verwenden. Den Rest habe ich benutzt, um entweder Aufgaben zu erledigen und mich nochmal zu belesen. Meistens habe ich aber auch mehr gemacht, als unbedingt nötig war, um die Aufgaben zu lösen. Mathe Kenntnisse braucht man keine für das Schülerstudium. Bei der Hausarbeit musste man entweder über Cis-Platin oder Kunststoffe schreiben. Zu diesen gab es außerdem Vorschläge über was wir schreiben könnten. Ich habe über verschiedene Möglichkeiten der Polymerisation geschrieben. Der Hauptfokus lag aber auf den verschiedenen Methoden des Recyclings, sprich mechanisch und chemisch.
Diese Art von Programm gibt es meines Wissen nur an der Uni Rostock. An anderen Universitäten kann man nur ein Vollstudium machen.
aliquis
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Re: Schülerstudium

Beitrag von aliquis »

ProfProton hat geschrieben: Freitag 21. Juni 2024, 15:26 Bei der Hausarbeit musste man entweder über Cis-Platin oder Kunststoffe schreiben.
Hm, das klang aber hier noch etwas offener:
Am Ende vom Semester, also bis vor zwei Wochen, mussten wir eine Hausarbeit über ein beliebiges Thema der Chemie schreiben.


Diese Art von Programm gibt es meines Wissen nur an der Uni Rostock. An anderen Universitäten kann man nur ein Vollstudium machen.
https://www.hochschulkompass.de/studium ... udium.html
Ein Schülerstudium kann man heutzutage an fast allen größeren Uni-Standorten machen, vornehmlich in den MINT-Fächern und Geowissenschaften.
Da man als Schüler ja meist noch etwas stärker verwurzelt ist, spricht das Angebot hauptsächlich Schüler vor Ort an. Deutschlandweit nur an einem einzigen Standort würde da wenig Sinn machen.
Vorausgesetzt werden allerdings gute bis sehr gute Leistungen in allen (!) Schulfächern. Und bei minderjährigen Schülern müssen natürlich die Erziehungsberechtigten zustimmen.


Wie sieht es mit praktischen Einheiten in den Fakultäts-Laboren aus? Oder ist da alles nur graue Theorie?
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lemmi
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Re: Schülerstudium

Beitrag von lemmi »

@ProfProton: warum hast du Greifswald gewählt?
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aliquis
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Re: Schülerstudium

Beitrag von aliquis »

War es nicht Rostock?
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lemmi
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Re: Schülerstudium

Beitrag von lemmi »

Ja, Rostock.
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Re: Schülerstudium

Beitrag von aliquis »

Na, ich denke mal, mit seinen 17 Lenzen wird er da auch noch irgendwo bei seinen Eltern wohnen und regulär zur Schule gehen.
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lemmi
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Re: Schülerstudium

Beitrag von lemmi »

Könnte aber auch am spezifischen Angebot liegen?
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Re: Schülerstudium

Beitrag von aliquis »

Aber verlässt man bereits mit 17 sein Elternhaus und seine bisherige Schule, um wegen eines Schülerstudiums allein in eine fremde Stadt zu ziehen? Ich denke eher nicht. Das dürfte wie gesagt der Grund dafür sein, dass es in an jeder größeren Uni angeboten wird: das Angebot wird vor allem von Schülern vor Ort wahrgenommen, die nicht schon zwei Jahre vor dem Abi aus dem Hotel Mama ausziehen wollen (wäre ja als Minderjähriger auch nicht ganz so unkompliziert, es liegt ja noch nicht einmal volle Geschäftsfähigkeit für all die Dinge vor, die dann so alltäglich zu regeln sind, wenn man nicht mehr zu Hause wohnt). Klar, geht das auch irgendwie, wenn man unbedingt will, aber wozu, wenn man das gleiche auch vor Ort haben kann?
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lemmi
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Re: Schülerstudium

Beitrag von lemmi »

Er muss ja nicht umziehen.

Das Studium ist 99,5% online und nur ein- oder zweimal im Semester gibt es Präsenzveranstsltungen. Und auch das scheint nicht Pflicht zu sein, so wie ich das verstanden habe.
ProfProton hat geschrieben:(Es waren leider nur drei da, weil Rostock nunmal am Rand von Deutschland liegt).
offenbar hatten sich da Schüler aus ganz Deutschland angemeldet!
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Re: Schülerstudium

Beitrag von aliquis »

Oh, das habe ich überlesen.
Trotzdem macht es ja irgendwie Sinn, den wohnortnächsten Standort zu wählen (solange der nicht gerade für eher schlechte Lehre in dem Fach bekannt ist...).
Meine Frage nach den Praxiseinheiten hat sich damit beantwortet. Und weniger reizvoll finde ich so ein Fernstudium generell auch. Ob ich das damals gemacht hätte, wenn's das schon gegeben hätte, da bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher...
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Re: Schülerstudium

Beitrag von ProfProton »

Wie ich sehe habt ihr die Fragen gegenseitig beantwortet. In der Tat war der Großteil online. Die Praxisveranstaltungen kamen nur 2x pro Semester vor. Ich selber komme aus Baden-Württemberg war nur bei einer Veranstaltung, da die erste nicht so spannend war. Es ging dabei nämlich nur um Formalitäten und eine kleine Tour der Uni. Das Schülerstudium, auch Juniorstudium an der Uni Rostock genannt, ist tatsächlich eine Ausnahme, da ich nur den Kurs OC1 nehme. Ein vollwertiges Schülerstudium gibt es, wie Aliquis richtig gesagt hat, an vielen Unis. Das ist aber nochmal anders, da man dort zusätzlich zum Theoretischen noch die Praxis in Form von Praktika hat. Aber ich muss sagen, dass es mir sehr gut an der Uni Rostock gefallen hat und ich das Programm nur weiterempfehlen kann. Vor allem die Selbständigkeit wird gefördert, wenn man sich selber organisieren muss, was die Vorlesungen, Tests und etc. angeht.
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