Herstellung von absolutem Ethanol

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Schnippschnapp
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Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Schnippschnapp »

Verabsolutierung von Ethanol mit "einfachen" Mitteln

Vorwort: Die Informationen zu/über die Konzentration von Ethanol auf 100% im Netz scheint zum Teil widersprüchlich.
Schaut man auf Youtube, scheint die einzig verlässliche Methode die Nutzung von Molekularsieben.

Der Schwurbelei unverdächtige Quellen sehen das Thema oft wie folgt:
Ethanol lässt sich nicht nach einem vereinfachten Verfahren trocknen, hier muss das aufwendigere Verfahren verwendet werden (Sie bekommen dafür einen Punkt angerechnet).
Sie benötigen aus der Saalausleihe einen 1 Liter 3-Hals-Kolben und
Metallkühler. Wahrscheinlich wird ihr KPG-Rührer zu klein sein,
leihen Sie sich auch den passenden KPG-Rührer aus!
Für das Trockenrohr am besten „Orange-Gel“ verwenden.
In einem 1 Liter 3-Halskolben mit KPG-Rührer und Metallkühler mit aufgesetztem Trockenrohr werden 0.75 L Ethanol vorgelegt. Unter Rühren werden 5 g Natrium langsam in kleinen
Stücken portionsweise dazugegeben. Wenn das Natrium vollständig abreagiert hat wird ein
Tropftrichter aufgesetzt und 20 ml Phthalsäurediethylester zu der Ethanol /
Natriumethanolat-Mischung getropft. Danach wird die Mischung noch 2 h zum Rückfluss
erhitzt (und nach dem Abkühlen über Nacht stehen gelassen).
etcetc.



Die behauptete Methode, die mich dazu inspiriert hat, es mit Kaliumcarbonat zu versuchen, nämlich das "Schwenken" von Ethanol 96% über K2CO3
(einfach einen Löffel Kaliumcarbonat in den Kolben, etwas schwenken-fertig) hat sich bei mir als völlig nutzlos erwiesen.

Vor einiger Zeit hatte ich schonmal mit Kaliumkarbonat und vergälltem Ethanol rumexperimentiert und tatsächlich bis 99% erreicht.
Das letzte % hatte ich auch nach mehreren Durchläufen nicht wegbekommen.

Wir wollen uns dem Ganzen hier nochmal annehmen, ich teile was vielleicht nützlich sein könnte.







VERABSOLUTIERUNG VON ETHANOL MIT EINFACHEN MITTELN


Benötigte Chemiekalien

EthanolWarnhinweis: f (96%)
Kaliumcarbonat Warnhinweis: attn
(pro 100ml zu verabsolutierendem Ethanol werden ca 30g Kaliumkarbonat benötigt)

Benötigtes Gerät:
Büchnertrichter oder normaler Plastiktrichter mit breiter Basis(Das Rohr des Trichters darf unten nicht eng sein, sondern sollte mindestens 2cm I.D. haben, z.B. ein Trichter mit Normschliff. Trichter mit einer gesinterten Filterplatte sind ungeeignet, es sollte eine Platte mit Löchern sein), ein zum Trichter passender Filter, Kolben oder Becherglas, eine grosse Pippete oder ein kleines Becherglas/Messkolben.


Durchführung:

In den Trichter wird ein Filter gelegt, der das durchrieseln von Kaliumcarbonat verhindern soll. In meinem Fall habe ich einen 47mm GFK Filter in die Basis eines Trichters mit 24/40 Schliff gelegt und dabei darauf geachtet, dass er an allen Seiten auch an den Wänden anliegt. Der Trichter wird nun mit Kaliumkarbonat gefüllt und zwar wird mit einem Teelöffel vorsichtig der Trichter komplett gefüllt. Selbst wenn das mehr Kaliumkarbonat ist als benötigt, schaden kann es nicht im Gegenteil. Dabei wird der Trichter so locker wie möglich gefüllt, das Pulver wird quasi übereinander gelegt und es wird nur so leicht an den Trichter geklopft, damit es sich gerade so verteilt, auf keinen Fall wird gestopft oder über die Oberfläche gestrichen. Der Trichter im Versuch fasst ca 75g. Pro 100ml angestrebtes Produkt sollte der Filter 30g fassen, wer also einen ganzen Liter reinen Ethanol haben will, sollte sich einen Filter besorgen oder bauen, der 300g fassen kann. Es gehen auch mehrere Durchgänge offensichtlich, aber es dauert dann auch doppelt so lange.

Der Trichter wird jetzt in den Kolben gesteckt bzw. über dem Becherglas montiert, in den der Ethanol tropfen soll. Dabei ist darauf zu achten, dass er nicht komplett abschließt, da sich sonst Überdruck bildet und das Nachlaufen hemmt, bei einer Verbindung mit Normschliff zb. sollte der Trichter nicht komplett drinstecken. Der Spalt sollte aber so winzig wie möglich sein.

Jetzt wird der Trichter LANGSAM und mit kleinen Pausen dazwischen so lange befüllt, bis unten der erste Tropfen rauskommt. Ich fülle eine 10ml Pipette mit Ethanol und verteile diesen über der gesamten Oberfläche des gefüllten Trichters, verteile es ganz gleichmäßig. Warte 1-2 Minuten. Wieder 10ml. Um so näher wir dem Punkt kommen, an dem der Trichter voll sein müsste und es anfängt unten zu tropfen, umso langsamer tropfen wir. Sobald der erste Tropfen unten rauskommt, hören wir auf und machen Pause. der 75g Trichter hat etwas über 100ml Ethanol gefasst, bis es anfing. 20-30 Minuten Pause, wer aber was anderes zu tun hat, das länger dauert, nur zu. Über die offene Oberfläche wird eine Glasschale gestülpt, um Evaporation des Ethanols oder Aufnahme von Wasser aus der Luft zu verhindern. Und wir schützen Fruchtfliegen vom Massensuizid.

Nach der Pause geht es weiter, aber nur in kleinen Schritten, mit der Pipette werden 20 ml wieder gut verteilt auf die ganze Oberfläche getropft, wir "schieben" damit etwa die gleiche Menge aus dem Filter. Danach Pause 10-15 Minuten, mehr schadet aber nicht. Wer nicht 75g, sondern 300g im Filter hat, der tropft natürlich größere Mengen, 60-80ml
Ich kann nur betonen wie wichtig das ist, das Entscheidende passiert nicht, wenn der Ethanol durch den Filter fließt, sondern wenn er steht. Jeder Versuch, das ganze abzukürzen, resultiert in Misserfolg. Selbst ganz langes Durchschütten bewirkt gar nichts. Wer Pausen macht, aber nur 1-2 Minuten, bekommt 97 oder 98%igen.
Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass jede "Gewalt", sei es Vakuumfiltration oder selbst eine kleine Ethanolsäule, die sich auf dem Pulver bildet, überhaupt nicht gehen.


So geht es weiter, immer wieder werden 20 ml auf die Oberfläche getropft, mal mit 10 Minuten Pause, auch mal 30 oder 60, wenns gerade nicht anders passt. Kann es sein, dass etwas weniger auch geht? bestimmt, aber ich weiß nicht, wo die Grenze liegt. Wer unbedingt 100% haben will, sollte es so machen.

Nach wenigen Stunden ist der ganze Ethanol, ca 400ml, im Trichter, knapp 300ml kamen unten raus, gut 100ml verbleiben erstmal. Dabei habe ich 3 mal die Konzentration des Produktes gemessen, nach 100ml, nach 200ml und ganz am Ende. Die ersten beiden Fraktionen gaben 100%igen Ethanol, die letzte Fraktion hatte eine leicht erhöhte Dichte von ganz knapp über 0,79 g/ml. 99,7%. Ich habs gelten lassen und sie trotzdem mit ins Glas...200ml war mir einfach zu wenig. Ich muss aber auch sagen, das meine letzten Pausen zwischen den 20ml Gaben etwas kürzer waren, da ich endlich fertig sein wollte. ich denke, das K2CO3 hätte das noch hergegeben.


Verwendung des Restethanols im Trichter:
Ich habe eine Plastikflasche unter den Trichter gestellt und dann langsam, aber deutlich schneller als zuvor, Wasser im Trichter verteilt, 100ml wurden unten abgezapft, dieser verwässerte Et-rest wird gesammelt und irgendwann wieder aufbereitet. Aus Neugier habe ich die Dichte der ersten 30ml bestimmt- ca 95% Konzentration. Wahrscheinlich wären die ersten 10-15ml sogar noch ok gewesen..nach den 30ml wirds aber auch schon trübe, was da rauskommt, ist also nicht zu verwenden in dem Zustand, auch nicht als Spiritus. Aber wer verbrennt schon Unvergällten. Von daher-sammeln.

Das verwendete Kaliumcarbonat kann leicht, in einer Schale ausgebreitet, getrocknet werden, erst grob an der Luft, damit der Großteil des Ethanols verdunstet und später bei 80-100 Grad im Umluftofen.


Meine Gedanken zum Experiment:
In den Ruhepausen scheinen Ethanol und Wassermoleküle die Plätze zu wechseln und zwar auf für uns günstige Positionen. Man könnte meinen, sie spielen Reise nach Jerusalem und der Et findet nie einen Stuhl, während das Wasser sitzt. Aufgrund der besseren Löslichkeit scheint das Wasser tiefer in die Klümpchen zu ziehen und der Ethanol wird in die Zwischenräume gedrückt. Das zumindest meine Theorie. Solange der Wassergehalt sehr niedrig ist im Trichter und das K2CO3 noch sehr "fluffig" liegt, funktioniert es. Steigt der Wassergehalt, wird es matschig und alles kann fließen, es gibt keine Hohlräume mehr. Es reichen ja schon 10g Wasser in den 75g Pulver und man bekommt keinen Absoluten mehr.

Möglichkeit der Verwendung eines Tropftrichters:
Noch habe ich es nicht versucht, habe aber keinen Zweifel, dass es, richtig durchgeführt, geht. Ich habe mir dafür schon ein ca 20cm langes Rohr mit 47mm Durchmesser gedruckt, in den genau ein Filter passt. Da es immer auf die gleiche Stelle tropft, würde ich keinen normalen Trichter verwenden, hier wäre die Sorge, dass der Ethanol nicht überall hingelangt.
Das Filterrohr sollte wie folgt benutzt werden: es wird befüllt, wir sättigen den vollen Filter mit Ethanol wie auch zuvor, machen eine längere Pause und lassen den ethanol dann über einen Tropf/Scheidetrichter sehr langsam eintropfen bei maximal 20-30 Tropfen/Minute. Dann zumindest einmal kontrollieren nach 1-2 Stunden.
DSCI4090.JPG
der Trichter mit eingelegtem Filter vorm Befüllen.


DSCI4083.JPG
Der gefüllte Trichter

DSCI4095.JPG
Das Produkt: glasklarer, federleichter, reiner Ethanol.
DSCI4098.JPG
die "Nachgeburt" aus dem Filter hatte interessanterweise 2 Phasen, eine ganz kleine, die am Boden liegt der Flasche. Noch nie gesehen bei Ethanol/Wasser/Kaliumkarbonatmischungen.
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lemmi
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von lemmi »

Hmmm! Die Mittel sind einfach, der Aufwand ist aber groß. Mir kommen dazu jede Menge Fragen.

Wie Konzentriert war das oben aufgetropfte Ethanol? War es vergällt?
Wie hast du den Gehalt des Ethanols bestimmt? Offenbar über die Dichte! Wie genau ist die Dichtebestimmung?
Wie rein ist das Produkt? Sind Spuren Kaliumcarbonat darin?

Ich würde in jedem Fall einen Test auf Rest-Wasser machen! (da haben wir neulich doch was einfaches gehabt, mit Paraffinöl).
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"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

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Schnippschnapp
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Schnippschnapp »

96%iger unvergällter.

Die Dichtebestimmung war sehr genau, mit 2 verschiedenen Pyknometern. Da fällt mir ein ich hab ja Fotos vergessen...
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lemmi
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von lemmi »

Was für eine Waage hast du verwendet?
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Schnippschnapp
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Schnippschnapp »

eine funktionelle mg Waage.

Machs doch einfach nach. Ich werf so eine Zahl nicht leichtsinnig in den Raum. Brauchst ja nicht gleich 300ml machen.

Mir war klar dass es skeptische Reaktionen gibt.. :D

Ich geb zu es war ein befriedigendes Gefühl da den Aufkleber "100% unvergällt" draufzumachen...eigentlich hab ichs ja auf 99,9% verwässert aber was solls.
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Ralf
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Ralf »

Schnippschnapp hat geschrieben: Montag 4. August 2025, 23:12 Mir war klar dass es skeptische Reaktionen gibt.. :D
Die Methode ist ja auch nirgendwo beschrieben, obwohl sie einfach ist. Da kann man schon skeptisch sein. Interessant ist es aber auf jeden Fall. Viel besser als Molekularsieb oder Natrium, ist ja beides teuer. Aber bei der Angabe 100 % bin ich auch skeptisch und würde es gerne genauer wissen, also insbesondere den Restwassergehalt in Prozent oder Promille. 100 könnten ja auch aufgerundet von 99,5 sein. Hast du als Ergebnis 100,0000 % erhalten oder was genau? Ob es jetzt 0,01 oder 0,2 % Restwasser ist, kann für manche Reaktionen schon ganz entscheidend sein.

Ich weiß nicht, wie ein Pyknometer funktioniert. Aber benötigt man da nicht eine Tabelle mit Dichte/Konzentration? Welche Tabelle hast du verwendet? Ich finde im Internet nur Tabellen ohne Nachkommastelle (99 % Ethanol usw.). Außerdem muss man ja genau bei 20 °C arbeiten. Wasser, Ethanol und die Gemische verändern ihre Dichte ja mit der Temperatur. Die Frage ist, ob bei z.B. 1 °C Abweichung schon das Ergebnis beeinflusst wird. Gleiches gilt für die Genauigkeit der Waage.
lemmi hat geschrieben: Montag 4. August 2025, 22:58 Ich würde in jedem Fall einen Test auf Rest-Wasser machen! (da haben wir neulich doch was einfaches gehabt, mit Paraffinöl).
Für den Paraffinöl-Test benötigt man aber wasserfreien Ethanol als Vergleichssubstanz.
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Schnippschnapp
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Schnippschnapp »

ch weiß nicht, wie ein Pyknometer funktioniert. Aber benötigt man da nicht eine Tabelle mit Dichte/Konzentration? Welche Tabelle hast du verwendet?
Damit bestimmst du Dichte sehr genau. Weil ich beispielsweise genau weiß, dass mein 25ml Pyknometer 26,371 ml fasst, nur so kannst du Dichte genau bestimmen. Zusammen mit einer mg Waage bestimmst du die Dichte mit einer Abweichung von wenigen mg/ml. Beim 25ml Pyk. und wenn die Waage genau ist, bestimmst du schon fast aufs mg genau, vielleicht 1-2mg daneben. Nicht weil es genau 25ml abfüllt, sondern jedesmal wieder ganz genau die gleiche Menge. Wenn du es eichst, musst du das erste mal das Volumen durch Wiegen von Wasser bestimmen bei 20 Grad.
Ethanol -Wasser Tabellen gibts überall, sind ja die am häufig genutzen.

Die beiden Pyknometer und die besagte Waage benutze ich auch sehr oft, wenn die plötzlich anders oder ungenau wären, würde ichs sofort merken.



Zumindest 25ml Pyknometer lohnt auf jeden Fall zu besorgen.
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Ralf
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Ralf »

Ich hab mir bei Wikipedia die Verwendung eines Pyknometers angesehen und da muss man wohl sehr exakt arbeiten. Hast du das echt so penibel gemacht?

Wenn das wirklich so gut geht mit dem Kaliumcarbonat: man könnte das umständliche Vorgehen einfacher gestalten. Statt Trichter eine Art Säule nehmen und von oben mit einem Tropftrichter den Ethanol zutropfen sehr langsam. Bei der hohen Säule spielt es keine Rolle, dass das Eintropfen nur an einem Punkt und nicht flächig passiert. Dauert dann ebenfalls ein paar Stunden, aber geht von alleine, ohne dass man ständig nachschütten muss.

Wie gesagt: welche Ethanol-Wasser-Tabelle geht bis auf die Nachkommastelle? Oder hast du extrapoliert? Ich finde verschiedene Tabellen mit unterschiedlichen Zahlen. Die Unterschiede sind so groß, dass sie schon die 1. Nachkommastelle definitiv beeinflussen.
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Schnippschnapp
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Schnippschnapp »

Ich hab mir bei Wikipedia die Verwendung eines Pyknometers angesehen und da muss man wohl sehr exakt arbeiten. Hast du das echt so penibel gemacht?

Du musst es das erste mal gewissenhaft eichen, am besten 2 mal nacheinander, das war dann auch alles an Arbeit.
zum Dichte bestimmen musst es befüllen, zumachen und gewissenhaft abtrocknen mit nem Taschentuch, fertig. Und die Waage muss 0,001g anzeigen.

https://www.internetchemie.info/chemie- ... dichte.php

Kauf dir maln 25ml Pyknom. und ne elektronische mg Waage..kostet beides nur kleines Geld. Den Unterschied zwischen 99,9% Ethanol und 100% zu bestimmen ist überhaupt kein Problem damit.

Paar Wassermoleküle werden bestimmt noch drin sein. Aber es ist definitv über 99,9%. Laut Tabelle ist 99,9% = 0,78966 und 100% 0,78934.
Meine errechneter Wert lag dann dazwischen, aber näher an den 100 als an den 99,9.
100 könnten ja auch aufgerundet von 99,5 sein.
dann würde ich nicht absolutieren schreiben, damit hätte ich mich ja zum Oberhorst gemacht. :mrgreen:
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Ralf
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Ralf »

Eine Anzeige von 0,001 g sagt aber nichts über die Genauigkeit der Waage aus. Aber ok, selbst wenn die Genauigkeit bei 0,01 g liegt, kann man bei dem großen Volumen deines Pyknometers den Wassergehalt auf die erste Nachkommastelle ermitteln theoretisch. Die Waage sollte also nicht das Problem sein. Aber die Temperatur könnte schon ein Problem sein. Laut Wikipedia muss man das Pyknometer genau "austemperieren", also es muss mitsamt dem Inhalt bei 20,0 °C sein. So einfach finde ich das nicht. Eine Temperaturabweichung von 1 Grad nach oben oder unten kann hier nach den gleichen Effekt haben wie 0,275 % Wassergehalt (habe ich berechnet). Wenn du das Gerät nicht längere Zeit bei genau dieser Temperatur ruhen gelassen hast, ist ein gegenüber der Umgebungstemperatur 1 Grad kälterer oder wärmerer Ethanol schon vorstellbar. Darum wäre ich zurückhaltend bei der Aussage "definitiv". 1 Grad zu warm und die 99,9 % werden schon zu 99,6 %.

99,9 % klingen fast zu gut, um wahr zu sein.
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Schnippschnapp
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Schnippschnapp »

also ist ja lustig, vor 10 Minuten wusstest du weder, wie ein Pyknometer funktioniert, noch, wo man eine Ethanoltabelle findet und jetzt hast du quasi per Blitzlernen genug gelernt, um mir zu erklären, wie ich die Dichte auch genau bestimme, der das locker schon 50 mal gemacht hat.... :idea2:
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Ralf
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Ralf »

Wie ein Pyknometer funktioniert, steht bei Wikipedia. Das zu verstehen, dazu reichen 10 min tatsächlich aus.
Wo man Ethanoltabellen findet, war auch nicht der Punkt. Ich habe von widersprüchlichen Werten auf unterschiedlichen Webseiten gesprochen.

Ich sehe bei dieser Methode ein halbes Dutzend potentielle Fehlerquellen, die sich natürlich addieren können. Eigentlich willst du nur den Wassergehalt wissen. Es gibt ja Gründe dafür, warum man bei Verunreinigungen im Promillebereich in der Regel keine Dichtebestimmung verwendet, sondern z.B. Titrationen. Bei einer Titration verbraucht man für 0,4 % Wassergehalt im Ethanol 300 % mehr Maßlösung als bei 0,1 % Wassergehalt. Ein Unterschied von z.B. 20 statt 5 ml kann nicht durch Ungenauigkeit passieren. Bei dir reichen aber schon 1 Grad zu warmer Ethanol aus, um den gleichen Unterschied im Endergebnis zu bewirken. Kann schon durch Ungenauigkeit passieren. Wie genau du da arbeitest, kann ich natürlich nicht wissen. Da bin ich auf deine eigene subjektive Einschätzung angewiesen. Das ist das Problem.
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Schnippschnapp
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von Schnippschnapp »

Da bin ich auf deine eigene subjektive Einschätzung angewiesen. Das ist das Problem.
klar, das Problem kannst aber nur selbst lösen. zB. 20eu investieren und selbst machen. Und dabei wird dir dann früher oder später auch eine Methode einfallen, das Temp-Problem zu lösen. Eine Methode ist zb., das Pyknometer vorher zu kühlen, dann den Ethanol reinmachen und ein Digitalthermometer reinzustellen (so eins wie man auf dem 2ten Foto sieht), dann warten bis es auf 20 Grad aufgewärmt hat. Und fall es kalt ist, halt das Pyknometer einmal mit dem Feuerzeug vorwärmen und warten bis es auf 20 runter ist.
(Andere rechnen wahrscheinlich einfach um oder lesen aus der Temp-Tabelle ab, die gibts auch)

Im Prinzip aber egal, wie lange ich dir von Methodik erzähle, kann ja trotzdem alles falsch gemacht oder verdusselt sein. Ob dir das genug Anreiz ist, es selber zu versuchen, musst du wissen. Pyknometer ist mmn. auf jeden Fall wichtiges Grundwerkzeug.


edit: also auf minimal 99,8% -100% würde ich mich vielleicht noch runterhandeln lassen aber weniger nicht.. :!:
Ich muss mal gucken wie man Wasser noch so nachweisen kann eventuell. Ansonsten mal warten was ein anderer rauskriegt. Gritschhuber wird das bestimmt auch mal versuchen.
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lemmi
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von lemmi »

Schnippschnapp hat geschrieben: Montag 4. August 2025, 23:12 Mir war klar dass es skeptische Reaktionen gibt.. :D
Das gehört sich in der Wissenschaft so bei neuen Methoden oder Erkenntnissen. Nennt sich Peer-Review.
Die Methode kann funktionieren. Jedenfalls widerspricht die bisherigen Erkenntnissen nicht, und es gibt theoretische Überlegungen, die sie stützen. Aber das heißt noch nicht dass sie auch funktionieren muss.
Schnippschnapp hat geschrieben: Montag 4. August 2025, 23:12 Machs doch einfach nach. Ich werf so eine Zahl nicht leichtsinnig in den Raum. Brauchst ja nicht gleich 300ml machen.
Wiederholung des Versuchs durch Kollegen ist erst der nächste Schritt. Vorher müssen alle Daten auf den Tisch. Zum Beispiel:
Schnippschnapp hat geschrieben: Montag 4. August 2025, 23:12 eine funktionelle mg Waage.
Welche denn nun?
Und bei welcher Temperatur hast du welche Messergebnisse erhalten (Auswaagen des Pyknometers)? Möglichst die Rohdaten angeben!
Sind wägbare Rückstände im Produkt?
Interessant wären Daten, die zeigen, wie die Effektivität des Verfahrens unter veränderten Bedingungen abnimmt (wenn man schneller tropft, wenn das Kaliumcarbonat erschöpft ist).
Und:
Schnippschnapp hat geschrieben: Dienstag 5. August 2025, 01:22 Ethanol -Wasser Tabellen gibts überall, sind ja die am häufig genutzen.
Das ist keine seriöse Argumentation. Quellenangabe muss auch sein. :wink:
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mgritsch
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Re: Herstellung von absolutem Ethanol

Beitrag von mgritsch »

Schnippschnapp hat geschrieben: Dienstag 5. August 2025, 03:25dabei wird dir dann früher oder später auch eine Methode einfallen, das Temp-Problem zu lösen.
Die Frage ist nicht ob jemandem eine Mehthode einfällt (denn wie das geht ist lange bekannt und dokumentiert) sondern ob du eine entsprechende Methode benutzt hast. Denn in deinem Beitrag werden zwar viele Details erwähnt, den wichtigen Punkt deiner Messmethode und deren Daten / Ergebnisse streifst du aber kaum. Die Aussage
Die ersten beiden Fraktionen gaben 100%igen Ethanol
muss man einfach so glauben, und die Ergänzung
die letzte Fraktion hatte eine leicht erhöhte Dichte von ganz knapp über 0,79 g/ml.
ist nicht gerade eine vertrauenserweckend präzise Angabe ;)
Dass überhaupt ein Pyknometer im Spiel war wurde auch erst in einer späteren Antwort erwähnt. Ob du temperiert hast oder die Temp überhaupt gemessen wurde (welche?) hast du bis jetzt nicht gesagt.
Bitte um Verständnis dass angesichts dessen deine Angaben, nunja... sehr kritisch gesehen werden.
das Pyknometer einmal mit dem Feuerzeug vorwärmen und warten bis es auf 20 runter ist.
:idea2: :roll: :mrgreen:
ist nicht dein Ernst, oder?
(Andere rechnen wahrscheinlich einfach um oder lesen aus der Temp-Tabelle ab, die gibts auch)
und, hast du das gemacht oder empfiehlst du das nur anderen? :)
Welche Tabelle hast du konkret benutzt? Quellenangaben sind wichtiger Anteil wissenschaftlichen Arbeitens, ermöglichen Nachvollziehbarkeit.
kann ja trotzdem alles falsch gemacht oder verdusselt sein.
und genau um das zu prüfen gibt's so viele Fragen wie du das denn jetzt genau gemacht hast :)
edit: also auf minimal 99,8% -100% würde ich mich vielleicht noch runterhandeln lassen aber weniger nicht.. :!:
Wissenschaft ist nicht Verhandlungssache. Deals kannst du mit Trump und seinen alternativen Fakten machen, nicht mit uns :)
Gritschhuber wird das bestimmt auch mal versuchen.
ich denke ein etwas respektvollerer Ton täte uns gut, okay?

Darüber hinaus: 99,9% Ethanol (unvergällt) kann man kaufen, kostet nur wenig mehr als der 96%ige. Wie das Absolutieren auf 100% richtig geht hast du ganz oben ja angeführt (Der Schwurbelei unverdächtige Quellen...). Andere zuverlässige und getestete Methoden wie mit Mg, CaO, CaC2, Molsieb,... sind auch in der Literatur beschrieben, mit CaC2 und Molsieb hab ich zB schon erfolgreich gearbeitet. Mein Interesse das sehr zeitaufwändige, verlustreiche und damit teure Gepantsche mit einer improvisierten K2CO3 Säule nachzuhüpfen hält sich also sehr in Grenzen.

Ich würde generell nicht bezweifeln, dass die Behandlung mit viel K2CO3 eine gute Aufkonzentration ermöglicht. Lediglich mit der Aussage "absolut" und "100%" wäre ich sehr vorsichtig, denn bei Reaktionen wo es auf Wasserfreiheit ankommt ist zwischen 99,9 und >99,99% schon ein sehr großer Unterschied. Den Aufwand das schwurbelfrei zu erreichen tut man sich nicht nur aus Jux und Tollerei an. Ich vermute mal dein Hauptzweck ist "haben wollen" und keine Anwendung, daher wird es egal sein...
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