Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

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MarbsLab
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Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von MarbsLab »

Dieser Artikel ist im Moment als grober Entwurf zu verstehen. Er wird im Laufe der Zeit erweitert und umgeschrieben.
Letzte Änderung: 23.3.2025

Geschichtliches

Das Birkeland-Eyde-Verfahren basiert auf einer Methode von Henry Cavendish, die dieser in seiner 1785 veröffentlichten Arbeit „Experiments on Air“ beschrieb. Zur Darstellung einer winzigen Menge salpetrige Säure bzw. Salpetersäure benutze Cavendish ein gebogenes Glasrohr, das mit Quecksilber gefüllt war. Die beiden offenen Enden wurden in zwei Gefäße mit Quecksilber getaucht. Mit einer ausgeklügelten Methode wurde nun Luft in das Rohr eingebracht und an der Biegung gesammelt, wo er sie elektrischen Funken aussetzte. Er stellte fest, dass dephlogistierte Luft allein nur eine sehr geringe und phlogistierte Luft allein überhaupt keine Volumenverringerung erfuhr, eine Mischung der beiden Luftarten jedoch immer. Wenn die Mischung aus fünf Teilen dephlogistierter Luft und drei Teilen gewöhnlicher Luft bestand, verschwand fast die gesamte Luft und hinterließ salpetrige Säure. Cavendish schloss aus den Experimenten mit dem elektrischen Funken, dass dephlogistierte Luft und phlogistierte Luft „eine chemische Kombination bilden“. Auf Säure getestet wurde damals noch mit der Zunge.

Cavendish.png
Auszug aus der Abhandlung „Experiments on Air“. Fig. 1 stellt die oben beschriebene Apparatur dar. Bildquelle: Max Planck Research Library.

1903 begannen dann der norwegische Industrielle und Wissenschaftler Kristian Birkeland und sein Geschäftspartner Sam Eyde Cavendishs Methode industriell umzusetzen. Zwischen zwei koaxialen kühlwasserdurchspülten Kupferrohren, die als Elektroden dienten, wurde mit einem Hochspannungs- wechselstrom von 5 kV bei 50 Hz ein elektrischer Lichtbogen betrieben. Ein starkes statisches Elektromagnetfeld verformte den Lichtbogen durch die Lorentzkraft zu einer dünnen Scheibe, um die Oberfläche des Lichtbogens zu erhöhen.

Magnetfeld.png
Abb. Scheibenförmige Verformung des Lichtbogens beschrieben im "American Chemical Journal", März 1906.

Erster Prototype.png
Abb. Erster Prototype einer Birkeland-Eyde-Anlage in Frognerkilen, Bildquelle: Norwegische Nationalbiblothek.

Die Plasmatemperatur dieses Lichtbogens betrug in etwa 3000 °C. Durch diesen Lichtbogen wurde Luft geleitet, wobei Stickstoff und Sauerstoff zu Stickstoffmonoxid reagierten. Bei optimaler Steuerung des Lichtbogens und des Volumenstroms wurden Ausbeuten von 4 bis 5 % an Stickoxid erzielt. Um eine Tonne 40-50%ige Salpetersäure zu erzeugen, war eine elektrische Energie von 16 MWh notwendig, die man aus einem Wasserkraftwerk bezog. In den 1910er- und 1920er-Jahren wurde das relativ ineffiziente Birkeland-Eyde-Verfahren in Norwegen schrittweise durch das Haber-Bosch- und Ostwald-Verfahren ersetzt.

Zunächst einmal beschäftigen wir uns mit dem Lichtbogen. Ein Lichtbogen ist ein elektrischer Durchschlag eines Gases, der eine lang anhaltende elektrische Entladung erzeugt. Der Strom durch ein normalerweise nicht leitendes Medium wie Luft erzeugt ein Plasma, dessen Emissionsspektrum teilweise im sichtbaren Bereich liegen kann. Eine Lichtbogenentladung wird entweder durch thermionische Emission (Edison-Richardson-Effekt) oder durch Feldemission ausgelöst. Charakteristisch für Plasmen ist ihr typisches Leuchten, das durch Strahlungsemission angeregter Gasatome/-moleküle, oder Ionen verursacht wird. Der Lichtbogen beim Birkeland-Eyde-Verfahren ist ähnlich dem beim Elektroschweißen. Beim Elektroschweißen wird jedoch mit niedriger Spannung und großer Stromstärke gearbeit. Zum Entzünden des Lichtbogens muss daher das Werkstück mit der Schweißelektrode berührt werden, um durch einen Kurzschluss die notwendige Temperatur zu erreichen. Beim beim Birkeland-Eyde-Verfahren ist es genau andersherum. Hier wird mit Hochspannung und niedrigerer Stromstärke gearbeitet. Durch die Hochspannung kommt es zuerst zu einem Funkenüberschlag, der zum Zünden des Lichtbogens ausreicht.

ZVS Hochspannungsgenerator

Die Abkürzung ZVS leitet sich aus dem englischen Begriff Zero Voltage Switching her. Damit bezeichnet man das Schalten von Schalttransistoren in elektronischen Schaltungen zu einem Zeitpunkt, an der die an ihnen anliegende Spannung Null ist. Bei der ZVS-Schaltung handelt es sich um einen sehr effizienten Oszillatorschaltkreis, mit dem beispielsweise wie in unserem Fall ein Zeilentrafo mit einer hochfrequenten Wechselspannung (in der Regel im Bereich von 15 kHz bis 50 kHz) und hoher Stromstärke betrieben werden kann. An der Sekundärspule des Transformators können so Hochspannungen bis zum tausenfachen der Eingangsspannung auftreten.
Wird an die Schaltung Spannung angelegt, fließt der Strom zunächst über die Drossel zur Mittelanzapfung der beiden Primärwicklungen. Die Drossel dient vor allem dazu, den Strom beim Einschalten zu begrenzen und zu stabilisieren. Über die Widerstände R3 und R4 liegt nun eine Steuerspannung an den Gates der beiden n-Kanal-MOSFETs Q1 und Q2 an. Da es auch in der Halbleitertechnik Toleranzen gibt, schaltet einer der MOSFETs zuerst (Drain gegen Masse). Die Pull-Down-Widerstände R1 und R2 dienen dazu, überschüssige Gate-Ladung am MOSFET abbauen, da das Gate wie ein Kondensator wirkt. Die Zener-Dioden D1 und D2 begrenzen die Gate-Spannung auf 12 V. R3 und R4 sind Strombegrenzungswiderstände. Ist Drain des zuerst schaltenden MOSFETs nun mit der Masse verbunden, fließt nicht nur Strom durch die eine Hälfte der Primärspule nach Masse, sondern zieht durch eine der ultraschnell schaltenden Dioden D3 und D4 das Gate des anderen MOSFETs gegen Masse wodurch er sperrt. Da der Kondensator C1 parallel zur Primärwicklung geschaltet ist, entsteht ein LC-Schwingkreis. Da ein Kondensator parallel zur Spule geschaltet ist, entsteht ein Resonanzkreis. Die Resonanzfrequenz \(f_r\) lässt sich wie folgt berechnen:

\(\displaystyle f_r=\frac{1}{2\cdot\pi\cdot\sqrt{L\cdot C}},\)

wobei \(L\) für die Induktivität der Spule und \(C\) für die Kapazität des Kondensators stehen. Aufgrund dieser Resonanz schwankt die Spannung am Drain des anderen MOSFETs hin und her und erreicht schließlich 0 Volt. Sobald dieses Potential erreicht ist, entlädt sich die Gate-Ladung des eingeschalteten MOSFETs durch die entsprechende Diode in den Drain des anderen MOSFETs, wodurch dieser sperrt. Nun beginnt der Vorgang aufs neue.

ZVS Schaltplan.png
Abb. Schaltplan des ZVS Hochspannungsgenerators.

Emissionsspektrum des Plasmas

Visible spectrum plasma.png
Abb. Aufnahme des sichtbaren Emissionsspektrums mittels Beugungsgitter (1000 Linien/mm).

Eine Untersuchung auf γ-Strahlung fiel negativ aus.

Gamma.png
Abb. Messung mit einem selbst gebauten Geigerzähler (α-, β- und γ-Strahlung) zeigte keine messbare Aktivität.

Thorium.png
Abb. Gegenprobe mit einem in Thoriumnitrat getränkten Glühstrumpf zeigte hohe Aktivität.

Zur Untersuchung des UV-Spektrums wurde zunächst angesäuertes Chinin verwendet, das bei Bestrahlung mit Ultraviolettstrahlung (315–380 nm) intensiv hellblau fluoresziert. Hierzu wurde die sich in einem Reagenzglas befindliche Chinin-Lösung in der Nähe des Reaktionskolben platziert. Es war jedoch keine Fluoreszenz zu beobachten.

Chinin.png
Abb. Untersuchung des Spektrums im Bereich von 315–380 nm mittels Chinin.

Cinin3.png
Abb. Unter Bestrahlung mit einem UV-Strahler zeigte die gleiche Chininlösung starke Fluoreszenz.


Elektroden

Als Elektroden dienen bei unserer Versuchsanlage Wolfram-Schweißelektroden mit einem Durchmesser von 2,4 mm ohne Zusätze (Fa. Weldinger, grüne Farbmarkierung). Das Elektrodenmaterial wurde deshalb gewählt, weil Wolfram den höchsten Schmelzpunkt (3422 °C) aller chemischen Elemente hat. Wolfram mit Zusätzen ist extrem spröde. Im Vergleich zu Wolfram-Schweißelektroden mit grauer Markierung (enthalten 2 % Cer) sind die ohne Zusätze verformbar, während die mit grauer Markierung bereits bei geringer Biegespannung brechen. Das Ablängen der Wolfram-Schweißelektroden mit einer Säge ist aussichtslos. Am besten benutzt man dazu einen Dremel oder einen Winkelschleifer mit Metalltrennscheibe.

Electrode.png
Abb. Aufbau der Elektroden.

Zur elektrischen Isolierung verwendet man an den offenen Stellen der Elektroden keinen Schrumpfschlauch oder Isolierklebeband, sondern dickwandigen, enganliegenden Silikonschlauch, den man bis zum Stopfen schiebt, so dass es unmöglich ist, die Elektroden zu berühren. Beim Berühren der Elektroden im Betrieb besteht Lebensgefahr! Außer Betrieb werden die Elektroden immer erst kurzgeschlossen, bevor man sie berührt!

Der Elektrodenabstand im Reaktionsgefäss sollte etwa 30 mm betragen, damit der Lichtbogen auch im noch kalten Zustand sicher zündet. Der Elektrodenabstand lässt sich mit dem empirischen Paschen-Gesetz beschreiben:

\(\displaystyle U=pd\cdot {\frac {B}{\ln(pd\cdot A)-\ln {\Big (}\!\ln(1+\gamma ^{-1}){\Big )}}}\)

wobei

\(U\): Durchschlagspannung,
\(p\): Gasdruck,
\(d\): Elektrodenabstand,
\(\gamma\): 3. Townsend-Koeffizient
sowie \(A\) und \(B\) gasabhängige Konstanten sind.

Typische Werte für die Konstanten \(A\) und \(B\) einiger Gase finden sich auf der verlinkten Wikipedia-Seite.

Reaktor.png
Abb. Anordnung der Elektroden im Reaktionskolben.

Wenn nicht anders gekennzeichnet, ist jedes Bildmaterial selbst erstellt.
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MarbsLab
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von MarbsLab »

Mit dieser selektiven Photodiode sollten wir die UV-Strahlung messen können: GUVA-S12SD
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MarbsLab
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von MarbsLab »

So, ein Video gibt's jetzt auch :D
Monte
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von Monte »

MarbsLab hat geschrieben: Freitag 14. März 2025, 13:57 So, ein Video gibt's jetzt auch :D
Top, danke für diesen Bericht, so viel Arbeit machen sich die wenigsten hier, wenn überhaupt. :D

Hast du zufälligerweise ein Komponenten Liste an Materialien und Geräten, welche du verwendet hat?

Woher hast du die Alu Profile für die Montage? Ist das eine Holzplatte (blau) auf welche die Komponenten geschraubt und fixiert werden?

Freue mich schon auf das nächste Video :thumbsup:
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MarbsLab
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von MarbsLab »

Danke. Packe ich alles noch in den Artikel :D
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Schnippschnapp
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von Schnippschnapp »

die Leistung scheint ja deutlich höher zu sein als bei mir, die Elektroden glühen schnell...bei mir gar nicht. Schätze mal, du musst deswegen auch kürzere Intervalle fahren? ich hab 6 sek an/4 sek aus gefahren die letzten tage. Hast denn mal die Leistungsaufnahme gemessen? Sieht mir nach mindestens 200 watt aus.

Die Flasche wird aber nicht reichen, da geht noch ne Menge verloren...da wirst du noch ne 2te dranhängen müssen, wenn du auch alles einfangen willst. Oder das meiste. Bei mir kommt selbst durch 2 Flaschen mit superfeinen Blasen und einen dicken Aktivkohlefilter hinten dran noch NO2 raus am Ende. Diffusoren hast du ja mehr als genug.

Auch leitest du das Gas ratzfatz ohne lange zeit für Oxidation ins Wasser.
Aber wahrscheinlich bist du noch gar nicht fertig.

Mit Trockenmittel hab ich auch experimentiert, Calciumchlorid, hat jetzt nicht viel gebracht bei mir. Hat die Luft auf ca 25% runtergetrocknet, Leistungsaufnahme hat sich um ein paar % erhöht, sonst hat sich aber nix verändert bei der Effizienz.

Oder gehts dir gar nicht drum, möglichst viel HNO3 zu produzieren?
aliquis
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von aliquis »

Bei mir kommt selbst durch 2 Flaschen mit superfeinen Blasen und einen dicken Aktivkohlefilter hinten dran noch NO2 raus am Ende.
Das ist normal, wenn man Wasser statt Wasserstoffperoxidlösung für die Vorlage verwendet, denn so ist Stickstoffmonoxod jedesmal wieder Nebenprodukt der Reaktion von Stickstoffdioxid mit Wasser - eine unendliche Geschichte, bei der sich zwar jedesmal die Mengen etwas verkleinern, aber nie gleich Null sind.

Für Stickoxide braucht man bei Gasmasken nicht ohne Grund einen Spezialfilter - Aktivkohle reicht da nicht.
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MarbsLab
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von MarbsLab »

Schnippschnapp hat geschrieben: Sonntag 16. März 2025, 06:05 die Leistung scheint ja deutlich höher zu sein als bei mir, die Elektroden glühen schnell...bei mir gar nicht. Schätze mal, du musst deswegen auch kürzere Intervalle fahren? ich hab 6 sek an/4 sek aus gefahren die letzten tage. Hast denn mal die Leistungsaufnahme gemessen? Sieht mir nach mindestens 200 watt aus.
Das war alles nur für einen ersten Test. All die Fragen werden hoffentlich im Artikel behandelt und beantwortet. Heute messe ich erst mal die UV-Emission und berichte darüber im Artikel. Falls ich noch Zeit habe, beschreibe ich die ZVS-Schaltung genauer :) .
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Schnippschnapp
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von Schnippschnapp »

es gibt auch Spektrometer Apps, die kenne ich aus dem indoor-grow. Wenn man ein gutes handy/Smartphone hat, bzw. ne gute cam, taugen die sogar was. Die zeigen dir die Zusammnsetzung des Lichts nach Wellenlängen, auch bis in den UV Bereich, wenn auch wahrscheinlich nicht der ganze UV-Bereich. Mit meinem Billig handy eher nicht.
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Uranylacetat
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von Uranylacetat »

Interessant ist für mich auch, wie die Projekte ausgeführt werden. Der eine improvisiert gut und der andere perfektioniert seine Aufbauten … :wink: Beide sind einfach genial.
"Der einfachste Versuch, den man selbst gemacht hat, ist besser als der schönste, den man nur sieht." (Michael Faraday 1791-1867)

Alles ist Chemie, sofern man es nur "probiret". (Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)

„Dosis sola facit venenum.“ (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus 1493-1541)

"Wenn man es nur versucht, so geht´s; das heißt mitunter, doch nicht stets." (Wilhelm Busch 1832 -1908)
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mgritsch
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von mgritsch »

Uranylacetat hat geschrieben: Sonntag 16. März 2025, 11:12 Beide sind einfach genial.
Vor allem wenn man sie kombiniert! :thumbsup:
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mgritsch
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von mgritsch »

Die Video-Doku ist wieder super, schön nachvollziehbarer Bau. Lediglich das Verständnis der Schaltungen ist halt vorausgesetzt, von daher nur für routinierte Elektroniker aussagekräftig.

Forschungsfragen die mir bei so einer Anlage aufkommen:
a) NOx Erzeugung:
Gibt es eine optimale Spannung? Ist mehr immer besser? Im Extremfall: Tesla-Trafo? Kurve Elektrische Leistungsaufnahme vs Output NOx/W? Gibt es eine Frequenzabhängigkeit, hätte Gleichstrom einen Vorteil?
Länge des Lichtbogens sollte ja viel beitragen, bewegliche Elektroden die man nach Zündung auseinander ziehen kann? Oder alternativ nur höhere Start-Spannung und dann reduzieren?
Position der Apparatur - Schlauch direkt über dem Lichtbogen wird mit dem aufsteigenden heißen Gas vielleicht eine thermische Schwachstelle sein, besser um 90° drehen um kontinuierlichen Betrieb zu erlauben?
Thermische Kurve: wie schnell und wie stark erwärmt sich der Reaktor? Wie lange ist ununterbrochener Betrieb möglich bis zu heiß?
Zusammensetzung des Gases: warum sollte vorher getrocknet/gefiltert werden? Was wäre wenn man sogar die Luft befeuchtet?
Würde mehr Sauerstoff im Mix helfen? 21% ist ja stöchiometrisch zu wenig… (Entweder zudosieren aus O2-Flasche oder direkt das bei Tauchern beliebte „Nitrox 32“ benutzen, gibts eventuell im Tauchshop nebenan günstig Flasche zum ausborgen…) halten die Elektroden das aus oder oxidieren sie dann schnell?

b) Strahlungsemission:
Spektrum (quantitativ ;) im UV-Vis
Röntgen Bremsstrahlung - bei 50 Hz denke ich haben die Elektonen genug Zeit um wechselweise auf die beiden Elektoden zu knallen und Bremsstrahlung zu erzeugen, ab welcher Frequenz nicht mehr?

c) Absorption:
Wenn man mehrere Flaschen hintereinander nimmt könnte man die Absorptionsrate in Abhängigkeit vom Volumenstrom ermitteln (Konz Verteilung über zb 5 Flaschen…)
Macht es Sinn hier hinten O2 zuzumischen?
Wie viel bringt H2O2 wirklich?
Wie viel % (?) NOx enthält das ausströmende Gas tatsächlich?
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Schnippschnapp
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von Schnippschnapp »

Länge des Lichtbogens sollte ja viel beitragen, bewegliche Elektroden die man nach Zündung auseinander ziehen kann? Oder alternativ nur höhere Start-Spannung und dann reduzieren?
Position der Apparatur - Schlauch direkt über dem Lichtbogen wird mit dem aufsteigenden heißen Gas vielleicht eine thermische Schwachstelle sein
genau das beschäftigt mich auch noch. Mit der Charakteristik des Lichtbogens habe/konnte ich kaum experimentieren, auch nicht wirklich mit dessen Kontakt zur Luft. Die ist halt vorgegeben, die heisse Luft steigt auf und neue zieht nach...In der ursprünglichen Anlage wird ja ein scheibenförmiges Plasma erzeugt und die Luft wird da durchgepustet, damit so viel Luft wie möglich in Kontakt mit dem plasma kommt.

Elektroden ausziehen hab ich ja gemacht, das erhöht die Leistung, damit auch das Tempo, aber nicht den Ertrag/kw/H, auf jeden Fall bei nicht bei mir.

Ich werd demnächst eine schlanke Röhre als Kammer ausprobieren, hab ja noch ein 25mm Quarzrohr hier rumliegen.. mit kleinen Kupferrohren als Elektroden..die dienen gleichzeitig als Luftzufuhr/Abzug, so dass die Luft ganz nah am Lichtbogen vorbei/entlang muss.
Ausserdem hab ich auch ne gute Magnetensammlung, mal gucken ob iwas passiert^^in der schlanken Röhre komm ich ja theoretisch nahe genug ran um das Magnetfeld zu beeinflussen.
Glaub iwie nicht, dass ich noch mehr Ertrag schaffe aber wissen will ichs trotzdem.

Auch wenn die Arbeitsmoral etwas nachgelassen hat, jetzt wo ich auf meinem kleinen HNO3 Schatz sitze....
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MarbsLab
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von MarbsLab »

mgritsch hat geschrieben: Sonntag 16. März 2025, 14:15 Die Video-Doku ist wieder super, schön nachvollziehbarer Bau. Lediglich das Verständnis der Schaltungen ist halt vorausgesetzt, von daher nur für routinierte Elektroniker aussagekräftig.
Das wird im Artikel alles abgearbeitet werden. Lediglich die Programmierung des Microcontroller möchte ich weglassen, denn das ist noch einmal eine ganz andere Baustelle (vielleicht schreibe ich mal einen Artikel, was sich damit in der Chemie alles anstellen lässt). Bei all deinen Fragestellungen bewegt sich der Artikel langsam hin zu einer Dissertation im Bereich der physikalischen Chemie :mrgreen:. Natürlich aber nicht vergleichbar mit der nobelpreiswürdigen Dissertation "Über die Restfeuchte im Liebigkühler".
aliquis
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Re: Bau, Betrieb und Theorie einer kleinen Birkeland-Eyde-Versuchsanlage

Beitrag von aliquis »

MarbsLab hat geschrieben: Sonntag 16. März 2025, 15:07 Natürlich aber nicht vergleichbar mit der nobelpreiswürdigen Dissertation "Über die Restfeuchte im Liebigkühler".
Mach Dir nichts draus, da stehst Du doch locker drüber. :angel:
Ausnahmslos alles, was Du hier tust, ist automatisch so unendlich viel wertvoller und interessanter als all die profanen Grundlagenthemen, mit denen sich das niedere Fußvolk hier abgibt... :roll:
Diejenigen Deiner vielen Abonnenten, die sich Deine Videos gar nicht anschauen, können das bestimmt durch die Bank weg alle bestätigen... :dita:
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