rohes Kupfersulfat

Hier können Erfahrungsberichte zu Experimenten auch formlos geschrieben werden.

Moderatoren: Moderatoren, Assistenten

Benutzeravatar
schlemmiloom
Illumina-Mitglied
Beiträge: 105
Registriert: Dienstag 19. September 2023, 22:18

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von schlemmiloom »

Ich habe auch eine CuSO4 Probe die ich gerne auf Verunreinigungen untersuchen würde und
hoffe sehr, dass sie deutlich reiner ist.
Wahrscheinlich wird es mir nicht gelingen darin Verunreinigungen zu identifizieren, aber ich würde es gerne versuchen.

Mir fehlen aktuell jedoch bestimmt noch Chemikalien dazu.
Ich werde gleich mal etwas in meiner Sammlung stöbern, um herauszufinden was ich noch auf Lager habe.
Dimethylglyoxim müsste noch da sein. Gerade eine Prüfung auf Nickel würde mich interessieren. Aber selbst für die H2S Entwicklung fehlt mir vielleicht schon ein geeignetes Sulfid.
Kennt zufällig jemand auf die Schnelle eine gute Bezugsquelle?
Ansonsten Eisenpulver hätte ich da, aber ob ich noch Schwefel finde…?
Den müsste ich dann vielleicht auch bestellen, aber das sollte ja kein Problem sein.
Andererseits möchte ich die Nachbarn gerade auch nicht zu sehr mit Schwefelfeuerchen belästigen.
aliquis
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4453
Registriert: Dienstag 28. September 2021, 00:58

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von aliquis »

Schwefelwasserstoff lässt sich auch durch Erhitzen von gleichen Teilen Schwefel und Paraffin herstellen. Das eingesetzte Reagenzglas ist schwer zu reinigen und sollte man verloren geben. Einen nicht zu festen Wattepfropf oberhalb der Mischung im RG platzieren, um Paraffin- und Schwefeldämpfe zurückzuhalten. Sehr kleine Mengen der Mischung (jeweils ein halber Spatel voll) reichen schon, um mit dem erzeugten Schwefelwasserstoff Cu schnell und vollständig aus einer verdünnten Probe zu fällen.
Alternativ kann man die Probe auch mit Thioacetamid kochen.
Die Probe muss in jedem Fall angesäuert sein.
Unbedingt im Freien arbeiten - Schwefelwasserstoff ist genauso giftig wie Blausäure! Auch die Bedenken wegen der Geruchs und der Nachbarschaft sind nicht unberechtigt (auf dem Wohnungsbalkon eines MFH eher nicht zu empfehlen).
Thioacetamid (Staub und Aerosole) ist krebserregend und per Versand an privat nur aus dem Ausland erhältlich.

Schwefelblüte bekommt man online kiloweise und unverfänglich als Therapeutikum / Nahrungsergänzungsmittel im Tierfutterfachhandel, Paraffinkerzen zu Tausenden in jedem IKEA... :lol:

Kleine Mengen Schwefel kann man auch aus Natriumthiosulfat und Salzsäure gewinnen. Einfach die Mischung ein paar Tage im Freien stehen lassen (es wird Schwefeldioxid freigesetzt), bis der kolloide Schwefel verklumpt (dazu die Mischung ggf. aufkochen) und filtrierbar wird.

Ohne Verwendung von Schwefel oder Thioacetamid ließe sich Sulfit mit Zink in saurem Milieu zu H2S reduzieren. Ob auf diese Weise ausreichende Mengen für einen kräftigen Gasstrom generiert werden können, kann ich allerdings nicht sagen - ich wäre da eher skeptisch, zumal Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid auch zu Schwefel und Wasser komproportionieren.

Mit der Herstellung von Schwefelwasserstoff aus Eisensulfid und Säure war ich nie richtig zufrieden. Meist war mir der Gasstrom zu schwach.
Mit Aluminium- oder Zinksulfid soll es besser gehen, deren Herstellung geht aber bereits in Richtung pyrotechnischer Satz... :wink:
Schwefelleber (Alkalipolysulfid) und Säure ist auch eher ungeeignet - habe ich hier schon mal im Selbstgespräch durchbuchstabiert: viewtopic.php?p=97378&hilit=Polysulfid#p97378
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Benutzeravatar
lemmi
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 6175
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 09:25

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von lemmi »

So, erste - schlechte - Nachrichten von der Umkristallisation! Der HAGER hatte mich gewarnt , Zitat: "...das Umkristallisieren von rohem Kupfersulfat ist nicht zu empfehlen..." ...

Ich habe 175 g rohes Kupfersulfat in 150 ml Wasser heiß gelöst, etwas Kieselgur hineingerührt, abgesaugt und unter Rühren abgekühlt. Das Salz kristallisiert brav aus, so dass ich schon schreiben wollte, das dies ein idealer Übungsversuch zur Umkristallisation ist.

Leider war die Freude nicht von Dauer. Wenn man den Ansatz stehen lässt sieht man, dass sich auf dem Salz eine Schicht grünbrauner Dreck absetzt.

IMG20250309172703.jpg

Das ist offenbar Eisen(III)-irgendwas, das entweder so fein ist dass es durch das Filter läuft, oder - schlimmer - in der Lösung vorhandenes Eisensulfat oxidiert und hydrolysiert fortwährend, und der Schlonz bildet sich ständig nach.

Ich habe jetzt eine kaltgesättigte Lösung absitzen gelassen, abgegossen und lasse sie über die nächsten Wochen gemächlich vor-sich-hin-eindunsten. Wenn sich da nicht wieder ein Eisenschlonz bildet, kristallisiere ich danach wieder um.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
Benutzeravatar
Ralf
Illumina-Mitglied
Beiträge: 130
Registriert: Donnerstag 19. Dezember 2024, 19:28

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von Ralf »

Eindunsten, um große Kristalle zu erhalten? Die dann heiß auflösen und unter Rühren abkühlen lassen, um feines Kristallpulver zu erhalten?
Auch wenn weiterer Eisenschlonz ausflockt, wird der bestimmt nicht in die Kristalle aufgenommen, so meine Vermutung. Also könnte das funktionieren. Trotzdem könnte der Schlonz zwischen Kristallen eingeschlossen werden. Ich würde die durch Eindunsten gewonnenen noch feuchten Kristalle im Mörser grob zerstoßen und mit Eiswasser in einem Sieb schnell abwaschen, sodass der Schlonz durchfließt. Die Kristalle sollten dann wirklich sauber und zum Umkristallisieren ein gutes Startmaterial sein.

Achso, und besser nicht bis zur Trockne eindusten lassen. Sonst lagert sich auf der Oberfläche sicher eine Schicht Dreck ab, der sich nicht so einfach abwaschen lässt. Die Kristalle bis zum Schluss vollständig in Mutterlauge lassen.
"Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohn Gift. Allein die Doris macht, dass ein Ding kein Gift ist" (Gerhard Schrödingers Katze, 2002)

"Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne" (Albert Einstein, 1883)
aliquis
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4453
Registriert: Dienstag 28. September 2021, 00:58

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von aliquis »

Ich denke eher, dass die größere Herausforderung sein wird, das Nickelsulfat loszuwerden...
Mal schauen, ob Hager recht behält...
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Benutzeravatar
lemmi
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 6175
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 09:25

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von lemmi »

Das Nickelsulfat ist sicher das geringere Problem. Andere Kristallklasse, geringe Menge, besser löslich als das Kupfersalz...

Hager schreibt auch nichts von Nickel im rohen Kupfersulfat, sondern hebt auf die Verunreinigung mit Eisen ab. Er begründet nicht explizit, wieso eine UK nicht "ratsam" ist, nach dem oben beschriebenen ist es aber wohl das Eisen, das nicht so trivial abzutrennen ist.

In 3-4 Wochen melde ich mich diesbezüglich wieder. 8)
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
aliquis
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4453
Registriert: Dienstag 28. September 2021, 00:58

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von aliquis »

O.k., ich würde mich dann nur Ralf anschließen, nicht bis zur Trockne einzudunsten, denn damit wäre im Hinblick auf die Abtrennung des Nickels ja nichts gewonnen.
Hättest Du ja aber vermutlich eh nicht gemacht. :)
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Schwefelbrücke
Illumina-Mitglied
Beiträge: 61
Registriert: Montag 10. Juli 2023, 17:36

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von Schwefelbrücke »

Das Eisen kann man evtl. durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in die wässrige Lösung loswerden.








Die ganze Geschichte zeigt deutlich, warum ich lieber etwas mehr für anständige Qualität bezahle.
Benutzeravatar
mgritsch
Illumina-Admin
Beiträge: 5030
Registriert: Montag 8. Mai 2017, 10:26
Wohnort: in den Misanthropen

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von mgritsch »

Schwefelbrücke hat geschrieben: Donnerstag 13. März 2025, 12:36 Das Eisen kann man evtl. durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in die wässrige Lösung loswerden.
hm, bisschen Sauerei das und die Trennschärfe vom Cu wäre auch alles andere als optimal.
Wenn dann mit H2O2 (ox zu Fe+3) und Urotopin den pH ausreichend heben, aufkochen, dann fällt Fe(OH)3 quantitativ. Ist bei dem Verhalten einem Trennversuch rein über UK eher vorzuziehen.
aliquis
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4453
Registriert: Dienstag 28. September 2021, 00:58

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von aliquis »

Schwefelbrücke hat geschrieben: Donnerstag 13. März 2025, 12:36 Das Eisen kann man evtl. durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in die wässrige Lösung loswerden.

Die ganze Geschichte zeigt deutlich, warum ich lieber etwas mehr für anständige Qualität bezahle.

Schwefelwasserstoff würde in neutraler bis saurer Lösung selektiv das Kupfer fällen.
Damit wäre uns hier nicht geholfen.

Als ich bei meinem Kupfersulfat schauen wollte, ob auch Nickel drin ist, war das natürlich genau die richtige Vorgehensweise: da musste das Kupfer ja vorher raus.

Es gibt auch gute Qualität für normale Preise, ebenso wie schlechte für viel Geld. Man muss nur wissen, wo. 8)
Wo man defintiv Fremd-Ionen-freies Kupfersulfat preiswert bekommt, habe ich gerade im Händler-Thread gepostet.
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Benutzeravatar
lemmi
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 6175
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 09:25

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von lemmi »

Mir geht's jetzt gerade weniger darum Kupfersulfat zu haben, als vielmehr um die Frage, wie die Aufreinigung gelingen kann.

Ich hatte auch daran gedacht, das Eisen mit H2O2 zu oxidieren, hydrolysieren zu lassen und den Niederschlag abzutrennen, allerdings ohne Urotropin o.a. alkalischen Agenzien, weil das Kupfer da mit ausfallen würde. Tatsächlich hatte ich zu der gesättigten Lösung H2O2 gegeben, bevor ich sie habe absitzen lassen. Wir werden sehen, was es gebracht hat. :wink:
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
Benutzeravatar
mgritsch
Illumina-Admin
Beiträge: 5030
Registriert: Montag 8. Mai 2017, 10:26
Wohnort: in den Misanthropen

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Freitag 14. März 2025, 16:09 allerdings ohne Urotropin o.a. alkalischen Agenzien, weil das Kupfer da mit ausfallen würde.
Urotropin ist bitteschön nicht alkalisch - es ist im neutralen super stabil, nur durch Säure zerfällt es unter Freisetzung von NH3. Dadurch erreicht man sehr stabile pH-Werte um 6-7 (optimal für Fe Fällung!) und „konsumiert“ gezielt nur saure Protonen wie ein Puffer, kann aber nicht überdosieren und alkalisch werden. Cu fällt bei dem pH sicher nicht als Hydroxid da der Aquo-Komplex da noch beständig ist. Nicht umsonst gibt es im Trennungsgang die Urotropin-Gruppe…

Ein kleiner Reagenzglas-Versuch sollte das bestätigen :)

H2O2 allein könnte aber eventuell schon den gewünschten Effekt bringen, wegen H2O2 + 2 e- -> 2 OH- steigt der pH bei der Oxidation ohnehin schon an.
aliquis
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4453
Registriert: Dienstag 28. September 2021, 00:58

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von aliquis »

durch Säure zerfällt es unter Freisetzung von NH3.
Im Sauren kann kein Ammoniak freigesetzt werden, da es zu NH4+ protoniert wird. Freigesetzt wird dann nur Methanal.

Ansonsten gebe ich mgritsch recht: Hexamin ist ein hervorragender Säurepuffer, wo ein konstant neutrales Millieu benötigt wird. Wird es deshalb nicht sogar in der komplexometrischen Kupferbestimmung als solcher eingesetzt?
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Benutzeravatar
lemmi
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 6175
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 09:25

Re: rohes Kupfersulfat

Beitrag von lemmi »

@mgritsch: Danke für die Richtigstellung. Ich habe Urotropin tatsächlich noch nie als Puffer angewandt.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
Antworten