Hm, aus der fortgesetzten Literatursuche hat sich noch eine interessante Wendung dazu ergeben. Eventuell ein Wendepunkt
Einleitend sei gesagt dass ich mit der oben hergeleiteten Formel nicht die einfachste aller Titrationskurven beschrieben habe die es gibt - den Fall einer starken einbasigen Säure mit starker Base, da er sich aus dem Fall für schwache Säure numerisch ohnehin ergibt sobald man ein entsprechend großes k einsetzt. Daher fand ich diesen einfachsten Fall nie untersuchenswert.
Tatsache ist aber, dass mit dem Schritt zu diesem Fall aus dem Gleichungssystem die erste Bedingung „Definition Säurekonstante“ ersatzlos raus fällt und die zweite sich von „a+ha=…“ auf „a=…“ vereinfacht, es gibt einfach keine undissoziierte ha mehr.
Dadurch wiederum sinkt der Grad des Polynoms auf eine quadratische Gleichung und das ganze wird lösbar. In dieser Publikation wurde das durchexerziert:
https://doi.org/10.1016/S0003-2670(00)88648-1
Bis (3) konnte ich das nachvollziehen, bei (4) und in weiterer Folge (6) tue ich mir bisschen schwer damit, wie hat er das differenziert? Da hat er die Kettenregel einfach „stehen gelassen“ und dα/df nicht ausgeführt, oder? Muss er auch nicht solange er den Wert für f = 1 (ÄP) betrachtet, zur gesuchten Aussage kommt er trotzdem. Durchaus elegant in seiner Einfachheit.
Wie auch immer, letztendlich:
a) beweist er damit schlüssig dass der ÄP tatsächlich grundsätzlich
nach dem Wendepunkt liegt
b) begründet es mit der Verdünnung durch Zugabe
c) ist es von der Konzentration abhängig
d) beziffert er die Abweichung numerisch - für relevante Konzentrationen von >10
-3 mol/l ist der Unterschied <10
-7 und somit praktisch unmessbar, erst bei 10
-6 mol/l ist es etwa (analytisch relevante) 0,1% Abweichung - und da haben wir schon ganz andere Sorgen mit der analytischen Genauigkeit als die Frage ob der ÄP und WP um den Ticken abweichen.
Wenn es damit nicht hinfällig oder uninteressant ist, würde ich mich über einen erklärenden „Walkthrough“ des genauen Vorgehen nach (3) aber auch durchaus freuen!