Destillation und Extraktion von Rosmarin

Hier können Erfahrungsberichte zu Experimenten auch formlos geschrieben werden.

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Boldar
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von Boldar »

Soxhlet sollte ja theoretisch in der Lage sein, hohe Ausbeuten zu erzielen. Die Frage ist - findet man eine Möglichkeit, das reine ätherische Öl danach vom Lösungsmittel zu trennen. Laut einigen Quellen sollten die meisten der Inhaltsstoffe eher höher sieden als das Ethanol, d.h. evtl kann man dann abdampfen.


Ich denke mal, ich sollte mal etwas Ethanol destillieren (also billigen Korn reinigen^^). Gleich mal eine Gelegenheit die Vigreaux-Kolonne zu testen, Ich habe zwar auch etwas analysenreines 99% Ethanol, aber das ist mir dafür dann doch zu schade.

Bei der Gelegenheit: Könnte man Ethanol nicht weiter als 95% destillieren, indem man eine Vakuumdestillation fährt, um an dem azeotropen Punkt vorbeizukommen? Man bräuchte halt nur vermutlich sehr präzise Druckkontrolle und evtl. etwas LN2 zum kühlen.

Jedenfalls habe ich jetzt auch erstmal einiges an zusätzlicher Glasware bestellt, und Dienstag starte ich einen neuen Versuch, solch einen Clevenger-Apparat zur Kontinuierlichen Wasserdampfdestillation zu bekommen.
Ich habe auch überlegt, einen Aludelkolben zu verwenden, um mehr bei der Wasserdampfdestillation mehr Rohmaterial destillieren zu können, aber die sind leider recht teuer. Ob man evtl einfach das Rohmaterial in ein dickeres Glasrohr stopfen könnte, und dann den Dampf durchströmen lässt? Am besten noch so, dass sofort kondensierendes Wasser direkt in den Verdampferkolben zurückfliesst...
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lemmi
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von lemmi »

Aus einem alkoholischen Extrakt das etherische Öl zu isolieren ist nicht so einfach. Beim Einengen verflüchtigt es sich zum Teil und zuletzt musst du doch wieder eine Wasserdampfdestillation machen. Das ist nicht zielführend.

Schau doch mal ob du irgendwo so ein Gerät bekommen kannst. Das ist ein Abscheider bei dem doie wässrige Phase automatisch wieder in den Destillierkolben zurückgeführt wird. Das Gerät dient zur Bestimmung des Gehalts von etherischen Öl in Drogen nach dem Arzneibuch und ist eigentlich dafür ausgelegt, mit einem Zusatz von 1-2 ml Toluol, in dem sich das Etherische Öl löst, betrieben zu werden, aber bei nicht allzu dickflüssigen Ölen müsste es auch ohne verwendbar sein. Die Apparatur gibt es auch in einer älteren Ausführung (DAB 7). Die ist vielleicht gebraucht eher günstig zu erwerben, weil sie nicht mehr den Anforderungen des Arzneibuchs entspricht.
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aliquis
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von aliquis »

@Boldar:
Die letzten %% Wasser bekommt man leicht mit Branntkalk aus dem azeotropen Ethanol, danach einfach abfiltrieren und gut ist's. Den reinen, stark hygroskopischen Alkohol kann man dann trocken halten, indem man ihn über Molekularsieb lagert.
Wer unvergällten Ethanol als Ausgangsstoff nutzen möchte, kann dafür am besten Weingeist verwenden, den man z. B. in der Apotheke bekommt. Aufkonzentrieren von unvergälltem Ethanol durch Destillation kann in Deutschland zu rechtlichen Problemen mit dem Zoll führen, selbst wenn dabei von bereits versteuertem Alkohol ausgegangen wird.
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schlemmiloom
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von schlemmiloom »

Bin nicht ganz sicher, ob meine Frage hier richtig platziert ist, wollte aber dafür nicht extra einen neuen Thread erstellen.
Ich würde gerne Rosmarin-Blätter (Salvia rosmarinus) extrahieren.
Das Produkt soll für Speisezwecke geeignet sein.

Ether steht mir derzeit privat nicht zur Verfügung.
Wasserdampfdestillation kommt aktuell nicht in Frage, weil ich dafür keine Glasgeräte nutzen möchte die schon mit unangenehmen oder unbekannten Chemikalien in Berührung gekommen sind (unabhängig davon wie gut ich die Geräte reinigen könnte).

Daher dachte ich mir, ich könnte einfach in Speiseöl extrahieren.
Hat jemand genauere Erfahrungen dazu?
Wahrscheinlich ist es ratsam vorher die Blätter einigermaßen austrocknen zu lassen, um mikrobielle Aktivität zu unterbinden.
Sicherlich haben einige in den Blättern enthaltene Inhaltsstoffe konservierende Wirkungen, aber ich möchte kein Risiko eingehen.

Was haltet Ihr von einer Inkubation bei sagen wir mal ca. 40°C auf dem Magnetrührer?
Oder sind höhere Temperaturen eventuell doch sinnvoll?
Wie lange sollte ich der Mischung Zeit geben?

Oder sollte ich doch besser einfach ein Glas komplett mit Blättern füllen und mit Öl überschichten?
Das würde wahrscheinlich länger dauern, bis das volle Aroma der Pflanze an das Öl abgegeben wird.

Ich wäre für Tipps und nützliche Hinweise dankbar.
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aliquis
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von aliquis »

schlemmiloom hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 16:10 Oder sollte ich doch besser einfach ein Glas komplett mit Blättern füllen und mit Öl überschichten?
Das würde wahrscheinlich länger dauern, bis das volle Aroma der Pflanze an das Öl abgegeben wird.
Ja, das dauert mehrere Wochen, ist aber die gängige Methode. Anleitungen gibt's im Netz zuhauf.
Rosmarinöl soll gegen Haarausfall helfen... :lol:
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schlemmiloom
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von schlemmiloom »

Anleitungen gibt's im Netz zuhauf.
Ja, deswegen frage ich hier. Falls es jemand besser weiß, kann ich so mein armes altes Hirn davor bewahren zu viel Mist anschauen zu müssen.
Sonst kann ich es gleich so machen wie es mir gerade spontan einfällt und mache wahrscheinlich auch nichts falsch, aber schone meine Nerven.
Rosmarinöl soll gegen Haarausfall helfen... :lol:
Möchtest du etwa auf mein fortgeschrittenes Alter anspielen? :wink:
Also was das angeht, kann ich mich eigentlich noch einigermaßen glücklich schätzen.
Da gibt es viel schlimmere Fälle.

Und bei stressbedingtem Haarausfall muss das Rosmarinöl schon sehr liebevoll auf der Kopfhaut einmassiert werden. Sonst hilft es garantiert nichts.

Die harzige Konsistenz der enthaltenen pflanzlichen Naturstoffe ist aber bestimmt ein ausgezeichneter Haar-Festiger und Haar-Styling Wundermittel.
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aliquis
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von aliquis »

Fürs Styling ist Rosmarinöl nicht geeignet (es sei denn, man wünscht sich ein eher pommadiges Aussehen :wink: ).

Gegen erblich bedingten Haarausfall ist kein Kraut gewachsen. Das kann auch schon in jüngeren Jahren losgehen. Dagegen im Hormonhaushalt herummanipulieren - nein danke. Alle anderen Mittelchen helfen nur dem Portemonnaie der Verkäufer. Toupet - och nö.. Haartransplantation - wer dafür einen operativen Eingriff und dessen Kosten und Risiken auf sich nehmen möchte, bitte sehr... Ich mit meiner Neigung zu Wundheilungsstörungen ganz bestimmt nicht...
M. E. am besten einfach akzeptieren und dazu stehen. Meine Frau liebt mich trotzdem. Seit der Trimmer zum Einsatz kommt, hat sie die Rolle des Friseurs übernommen - spart auch Geld... :wink:
Gelegentlich mutiert sie dabei zur Inderin, wenn ihr ein Seufzer entfährt: "Manwatwadamahada..." :lol:
Der Verlust der vollen Haarpracht hat ja auch Vorteile:
- weniger graue Haare
- der Fön wird überflüssig
- Regentropfen hört man früher als die meisten anderen fallen
- lässt man sich das Resthaar länger wachsen, kann man am Eurovision Songcontest teilnehmen... :yeah:

Zum Rosmarinöl: Rosmarin vorlegen und Ölivenöl dazugeben, zuschrauben und ziehen lassen. Kann doch nicht so schwer sein...
Ich würde die Rosmarinnadeln vll. vorher leicht anmösern, das dürfte die Extraktion verstärken/beschleunigen.
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lemmi
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von lemmi »

Den Rosmarin sollte man vor der Extraktion in Öl trocknen. Das ändert am Aroma kaum etwas. Sieben Tage stehe lassen - das ist eine magische Zahl :wink: - reicht zur Extraktion. Erwärmen oder vorheriges Anstoßen ist unnötig, wenn es um das etherische Öl geht. Die ölführenden Drüsenschuppen befinden sich nur auf der Blattoberfläche.

Alternativ kann man frischen Rosmarin nehmen, wenn man ihn mit Kochsalz konserviert. Dazu würde ich das Pflanzenmaterial allerdings zerkleinern ( z.B. fein wiegen oder in einer elektrischen Kaffemühle). Auf 1:Esslöffel Pflanzenteile 1 leicht gehäuften Teelöffel Salz zugeben, vermischen und mit Öl übergießen. Weil hier dann eine wässrige Phase neben dem Öl vorliegt während der Mazeration öfter umschütteln. Dabei werden aber neben dem eth. Öl auch andere lipophile Inhaltsstoffe gelöst, so dass das Mazerat anders schmecken wird (ob schlechter oder besser ist Geschmackssache). Unter anderem wird sich etwas Chlorophyll lösen und das Öl grün färben (Mazeration im Dunklen vornehmen!)

Je nachdem wie's schmecken soll würde ich anstelle von Olivenöl lieber ein geschmacksneutrales Öl nehmen, Sonnenblumen oder Erdnussöl z.B.
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schlemmiloom
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von schlemmiloom »

Fürs Styling ist Rosmarinöl nicht geeignet (es sei denn, man wünscht sich ein eher pommadiges Aussehen ).
Einerseits habe ich mich, was die haarfestigende Wirkung der harzigen, terpenoiden und ähnlichen Inhaltsstoffen angeht, nicht auf ein öliges Extrakt beziehen wollen.
Das war sicherlich etwas missverständlich.
Als superstarker Ersatz eines Haar-Gels oder Haar-Wachses kann ein alkoholisches Extrakt dienen.
Sobald der Alkohol verdampft ist, steht der Irokesenschnitt, oder sonstige Frisur, vermutlich wie eine Eins.

Nachdem ich die Blätter der Rosmarinzweige abgerebelt hatte, waren meine Hände zunächst klebrig und anschließend von einer Schicht umschlossen, wie sie vermutlich einige marokkanische Bergbauern von der Ernte Ihrer Pflanzen her kennen.

Andererseits solltest du dich nicht zu sehr über ein pomadiges Aussehen von Haaren lustig machen, wenn du noch nie mit der Haarpflege eines Menschenkindes beschäftigt warst, dessen Haare stark bis sehr stark mit Disulfidbrücken ausgestattet sind.
Wenn diese Haare etwas länger sind, kannst du sie nicht einfach kämmen wie die Löckchen, die du dir stehen lassen könntest.
Wenn du dann nicht Unmengen an Geld für künstliche Haarpflegeprodukte ausgeben möchtest, oder kannst, bist du froh die „Wolle“ erstmal mit etwas Öl durchkämmen zu können.
Wenn du anschließend in der Lage bist, und dir die Zeit nimmst, daraus z.B. viele kleine Zöpfchen zu flechten, kann das je nach Wunsch entweder süß und herzallerliebst aussehen, oder einfach ziemlich cool. 8)
Dabei darf anschließend ruhig etwas Öl in den Haaren verbleiben, so lange es dort nicht ranzig wird.
Erwärmen oder vorheriges Anstoßen ist unnötig, wenn es um das etherische Öl geht. Die ölführenden Drüsenschuppen befinden sich nur auf der Blattoberfläche.
Danke Lemmi, das war in etwa die Art von Ratschlägen die ich mir erhofft habe.
Die Überlegung mit den Drüsen, die das Öl produzieren, hatte ich auch.
Eigentlich mag ich Olivenöl sehr gerne, hatte aber auch zusätzlich an ein geschmacksneutraleres anderes Öl als Alternative gedacht.
Aktuell hätte ich preiswertes Raps-Öl zur Hand.

Habe für den derzeitigen Ansatz zunächst 154 g frische Blätter erhalten, nachdem ich sie von den verholzten Zweigen getrennt hatte.
Die Blätter trocken gerade vor einem Luftentfeuchter etwas an.

Vielleicht teile ich die Portion durch zwei und mache zwei Ansätze mit verschiedenen Öl Arten.
Wird keine riesige Menge, aber als ersten Versuch finde ich das ganz gut.

Ich freue mich schon auf schmackhafte Rosmarin-Kartoffeln. :)
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Re: Destillation und Extraktion von Rosmarin

Beitrag von aliquis »

Dabei darf anschließend ruhig etwas Öl in den Haaren verbleiben, so lange es dort nicht ranzig wird.
www.youtube.com/watch?v=qDKo8DNpwOw :mrgreen:
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