Das ist wirklich eine interessante Lektüre! Da sieht man deutlich, was vor 150 Jahren (teilweise auch noch vor 100 oder 80 Jahren) als Therapie angesehen wurde die unangenehme, aber in Kauf zu nehmende Nebenwirkungen hatte.
Ein paar meiner Erachtens besonders eindrückliche Beispiele:
1. Quecksilber, ein "Mittel mit ausgedehnter therapeutischer Verwendung":
Unguentum cinereum, zu Deutsch "graue Salbe" war eine Emulsion von 10 Gew% Quecksilber in Schweineschmalz. Ich habe mal in einem Antiquitätenladen eine große Porzellanbüchse Unguentum cinereum gesehen, die noch randvoll war, mindestens ein Kilogramm. Der Verkäufer hatte keine Ahnung, was er da stehen hatte...
2. Auch Bleiacetat war ein häufig angewandtes Arzneimittel:
3. Dagegen ist Brom als Arzneimittel wegen seiner "unangenehmen physikalischen (!) Eigenschaften" nicht beliebt. Aber als Gurgelwasser geht's:
4. Die Einnahme von Resorcin als fiebersenkendes Mittel wird weniger empfohlen - es wirkt nicht lange genug:
5. und bei manchen Naturstoffen entscheidet die Extraktionsmethode über den Ausgang der Therapie:
6. Andere haben zum Glück nur "relativ seltene und schnell vorübergehende unerwünschte Wirkungen" wie "lärmende Fröhlichkeit":
Daher muss man über dieses Heilmittel nicht viele Worte verlieren - der Artikel ist einer der Kürzesten im ganzen Buch, ähnlich wie Kaffee oder Baldrian.

lemmi
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)
"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)