Glaskocher hat geschrieben: Freitag 11. März 2022, 08:01
An welcher Stelle war das Teil undicht? Du kannst vermutlich mit KI-Stärke-Papier gezielt dran "riechen". Zeig mal ein gutes Bild. Beschreibe bitte genau, wie Du die Ampulle vorbereitet hast und wie geschlossen. Aus welchem Glas (Werkstoff, Abmessungen) hast Du die Ampulle gemacht?
Hier kommt es zuerst mal auf das Handwerkliche an. Vergiss zunächst den flachen Boden und konzentriere dich auf die Verschlußstelle. Als Testfluid sollten sich organische Lösemittel mit kräftigen Farbstoffen eignen. Erst wenn DAS stimmt solltest Du über Materialkauf nachdenken.
Im ersten Durchgang kam der Geruch aus der zugeschmolzenen Spitze, beim zweiten aus der Seite. Ich hab' das meine Nase machen lassen, Kaliumiodid-Stärke wäre natürlich die angenehmere, sicherere und professionellere Variante gewesen...
Flüssigkeitsaustritt gab es definitiv nicht, Iodmonochlorid ist selbst farbintensiv genug... Der Gasaustritt war aber stark genug, um mein Gesicht ruckartig von der Ampulle wieder zurückzunehmen. Und der Raum, in dem die Ampulle zwei Stunden lang lag, riecht noch jetzt nach Chlor, obwohl ich nun schon fast einmal rund um die Uhr gelüftet habe...
Bilder habe ich leider nicht, denn die Ampulle ist längst geöffnet und der Inhalt in eine meiner letzten, bewährten Standardampullen umgefüllt. Jetzt ist Ruhe im Karton, nichts riecht mehr... Zwei weitere unbenutzte DIY-Exemplare, in die ich eine zweite Verjüngung eingearbeitet hatte, habe ich gleich mit entsorgt...
Ich hatte die (mit nur wenigen ml ICl befüllte) Reagenzglasampulle schräg in die Lötbrennerflamme (Düse seitlich) gehalten und unter gleichmäßigem Drehen des gesamten Teils langsam auseinander gezogen - so wie Du es beschrieben hast. Zum Schluss noch einen evtl. zu langen "Zipfel" etwas abgeschmolzen. Auf den glatten Boden habe ich diesmal verzichtet. Genauso mache ich es bei den Standardampullen auch - da hatte ich noch nie derartige Probleme...
Das Reagenzglas ist wie gesagt von Fiolax und aus Borosilikatglas, 180 x 20 mm. Hier sehe ich aber des Pudels Kern: Borosilikat schmilzt zu langsam und erstarrt zu schnell wieder, bevor die Ampulle richtig dichtgeschmolzen ist. Im zweiten Versuch vermute ich einen kaum erkennbaren Spannungsriss durch zu schnelles Erstarren. Auch der große Durchmesser des RG könnte bei Borosilikat ein zusätzliches Problem darstellen.
Extra für diesen Zweck kleine RGs aus AR-Glas zu bestellen, macht keinen Sinn, da die teurer wären als fertige Standardampullen...
Die 10 ml-Leerampullen sind ebenfalls aus AR-Glas und haben einen Durchmesser von höchstens 1 cm, an der verjüngten Stelle der "Einfülltülle" nochmals deutlich weniger.
Bei derart sicherheitsrelevanten Problemen neige ich dazu, mit der Fehlerquelle in Bausch und Bogen kurzen Prozess zu machen... Daher sind die neuen Standard-Ampullen inzwischen schon bei ebay gekauft (die Angebotsstückzahl ging sichtlich zur Neige, so dass ich auch nicht länger warten wollte...). Ich teile mir die Verpackungseinheit nun mit jemand anderem (er ist kein User hier), der Interesse hatte. Jeder 'nen Zehner und die Sache ist geritzt. Und ich habe dann nicht so viele auf Lager, dass sich noch meine Erben damit rumschlagen müssen...

Reicht ja schon, dass hier ein Überschuss von rund 200 Pasteurpipetten ungenutzt herumliegt...

Mein Ampullen-Mit-Interessent muss seine Ampullen zwar auch irgendwie befüllen, hat aber leider selbst noch eine Großpackung Pipetten auf Vorrat...
Trotzdem vielen Dank für Deine Tipps, Glaskocher.
Doch manchmal scheint es sinnvoll zu sein, Standardlösungen zu nutzen, solange es sie noch gibt.
Spätestens wenn auch die letzten Angebote auf ebay ausverkauft sind, freut sich bestimmt jemand, dass er hier Hinweise auf Alternativlösungen findet...