Calciumhypochlorit (aus: Neuzugänge… abgetrennt)

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mgritsch
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Calciumhypochlorit (aus: Neuzugänge… abgetrennt)

Beitrag von mgritsch »

EDIT by kemmi: die folgende Diskussion wurde aus diesem thread hierher verschoben.
lemmi hat geschrieben: Sonntag 19. Oktober 2025, 10:37 Für einen Versuch habe ich mir Chlorkalk bestellt.
Darf ich fragen von wo? Das scheint ja fast ein brauchbares Produkt zu sein.
Frage in die Runde: wie - genauer gesagt: in welchem Gefäß - bewahre ich den Chlorkalk am besten auf, damit er sich möglichst gut hält?
Ich hatte mal ein CaOCl2 (eigentlich: CaCl(OCl) ;) ) das sehr brauchbar war aus dem Poolzubehör, eine der üblichen PE-Dosen. (leider ist das inzwischen fast vollständig von Isocyanursäure-Produkten verdrängt die leider ungeeignet sind für viele chemische Zwecke…) Oft/viel braucht man ja nicht davon. Nach ein paar Jahren war die Dose durch die ständige Chlor-Belastung völlig brüchig und undicht (Risse), der Inhalt etwas aufgequollen, musste ich vorsichtig und komplett entsorgen.

Nachdem in Umkehrung des Gleichgewichts der Herstellungs-Reaktion wohl immer eine kleine Menge Chlor da ist und Feuchte/CO2 das weiter fördert wird das auf Dauer nicht vermeidbar sein. Je besser du saure Gase (vor allem CO2) ausschließen kannst, desto stabiler, aber Kunststoffe sind einfach nicht diffusionsstabil, das hat seine Grenzen. Und mit jedem Öffnen lässt du wieder eine Portion rein. Na-Dichlorisocyanurat ist da deutlich lagerstabiler, auch noch nach Jahren (und enthält mehr aktiv-Chlor).

Theoretisch sollte also Glas besser sein, bleibt nur die Deckel-Schwachstelle.
Halogene sind und bleiben einfach aggressive, schwer zähmbare Brüder ;)

P.s.: die Index-Nr am Etikett ist tatsächlich die von CaOCl2. Die Bezeichnung „Chlorkalk“ ist daher eigentlich nicht passend. https://de.wikipedia.org/wiki/Calciumhypochlorit „ Es muss vom sogenannten Chlorkalk unterschieden werden, der herstellungsbedingt ein technisches Gemisch aus Calciumchlorid, Calciumhypochlorit und Calciumhydroxid darstellt.“.
Von einem Trihydrat habe ich in dem Zusammenhang aber noch nie gehört, die Wikipedia-Seite führt eine Reaktionsgleichung mit einem Dihydrat an, und ob der Wassergehalt generell mit Stabilität vereinbar ist…? Da habe ich so Zweifel.
Das MSDS bei Carl Roth https://www.carlroth.com/medias/SDB-516 ... JmZjc4NGI2 führt zB „<16% NaCl“ als Verunreinigung an…
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Schnippschnapp
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von Schnippschnapp »

Für einen Versuch habe ich mir Chlorkalk bestellt.
aber nicht zufällig Chloroform Synthese, oder?

Hab alles hier um Chlorkalk selber anzumischen, hatte ich auch noch vor iwann. Hoffe das wird. Auf wiki stehen nicht die gleichen Prozentanteile bei den 3 Komponenten wie im Lehrbuch...

Etwas verwirrend finde ich das auch. Ich hoffe doch zumindest, dass es so funktioniert, dass ich es aus Calciumhydroxid, Calciumchlorid und Calciumhypochlorit anmischen kann. Wäre auf jeden Fall unkomplizierter als Cl2 in CaOH zu leiten.

Zur Herstellungsweise liest man aber nichts von anmischen, da steht dann sowas:
Chlorkalk wird in der Kälte durch Einwirken von Chlorgas auf feuchten gelöschten Kalk (Calciumhydroxid) gebildet:[2]
Das Gemisch entsteht dabei weil die Reaktion nicht vollständig verläuft. Und dabei muss das Hydroxid auch noch einen ganz bestimmten ANteil H2O enthalten. Na ja iwie glaube ich nicht mehr dran, dass man es einfach aus den 3 Komponenten zusammenmischen kann, ansonsten hätte ich das schon längst irgendwo gelesen. Auch wenn mir noch nicht ganz klar ist, warum. :(
Ich hatte mal ein CaOCl2 (eigentlich: CaCl(OCl) ;) ) das sehr brauchbar war aus dem Poolzubehör, eine der üblichen PE-Dosen. (leider ist das inzwischen fast vollständig von Isocyanursäure-Produkten verdrängt
also so wie ich das erlebe sind die beide noch in regem Gebrauch. Gibt viele Anbieter für pool-Calciumhypochlorit. Das eine wird als langsamwirkendes Chlor verwendet, die Calciumhypochlorit-Variante als Stoss- oder "Schock"-Chlorung.
Wenn du bei ebay unter "Calciumhypochlorit" suchst, spuckt der dir ein dutzend Anbieter aus, alles Poolzeugs.
edit: Calciumhypochlorit ist irgendwie schon deutlich bequemer zu handeln und zu lagern als Natriumhypochloritlösung...glaube die Synthese zu Chloroform geht notalls auch direkt mit Calciumhypochlorit anstellen von Chlorkalk. Aber bei manchen Händlern scheint das ja irgendwie das gleiche zu sein...hm.
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lemmi
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von lemmi »

mgritsch hat geschrieben: Sonntag 19. Oktober 2025, 11:56 Darf ich fragen von wo? Das scheint ja fast ein brauchbares Produkt zu sein.
...
P.s.: die Index-Nr am Etikett ist tatsächlich die von CaOCl2. Die Bezeichnung „Chlorkalk“ ist daher eigentlich nicht passend.
...
Von einem Trihydrat habe ich in dem Zusammenhang aber noch nie gehört, die Wikipedia-Seite führt eine Reaktionsgleichung mit einem Dihydrat an, und ob der Wassergehalt generell mit Stabilität vereinbar ist…?
Das habe ich von Windaus bezogen. Ja, ich bin mit dem Gehalt auch sehr zufrieden.

Wieso ist Chlorkalk nicht passend? Chlorkalk ist doch CaOCl2 (beziehungsweise ein Gemenge aus "chemiker-gleichen" Teilen CaCl2 und Ca(OCl)2 :) ):

Cl2 + Ca(OH)2 ---> CaOCl2 + H2O

Ich denke, die Angaben in der Wikipedia beziehen sich auf technischen Chlorkalk. Dass mein Präparat noch Calciumhydroxid enthält, würde nicht mit den Analysenergebnissen übereinstimmen.

Dass man von Trihydraten noch nichts gehört hat heißt nicht , dass es sie nicht gibt. siehe z.B. Vanadyloxalat :P Aber ja, Natriumchlorid könnte natürlich enthalten sein, ohne dass sich das auf die Analyse auswirkt. Wobei ich nicht verstehe, wie das unbeabsichtigt in die Substanz reinkommen sollte! Jedenfalls nicht in Größenordnungen von 10 % oder mehr, wenn man bei der Herstellung von Chlor und Löschkalk ausgeht (bisschen Natrium wird ja immer drin sein).
Kann es sein, dass das Natriumchlorid absichtlich zugesetzt wird? Ich habe mich nämlich darüber gewundert, dass das Calciumhypochlorit ">65 % Chlor" enthalten soll! Damit ist sicher "wirksames Chlor" gemeint, und die Bestimmung geht so vor sich, wie ich sie gemacht habe. Da Ca(OCl)2 aber weniger als 50 Massenprozent Chlor enthält, bekommt man höhere Werte nur, wenn man zum Ansäuern Salzsäure nimmt - oder wenn gleichzeitig ein Chlorid anwesend ist!

Ich werde meine Substanz mal auf Natrium testen. Ich könnte sie auch glühen und den Gewichtsverlust bestimmen. Dabei müsste - wenn meine Annahmen stimmen - nur CaCl2 zurückbleiben.

@ Schnappi: Chloroform selbst zu synthetisieren lohnt sich nicht. Man muss pfundweise Chlorkalk einsetzen und bekommt ein paar Milliliter raus. Chloroform braucht man als lösungsmittel in größeren Mengen. Die Synthese ist allenfalls ein Experiment aus Interesse.
Ich finde es erstmal gut, mir bei Bedarf Bleichlauge gewünschter Konzentration aus Chlorkalk und Soda herstellen zu können.
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Schnippschnapp
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von Schnippschnapp »

wollte auch nur 25ml oder so machen. Ne grössere Menge würde recht teuer kommen so, das stimmt. Chloroform kann man wohl auch ganz gut bei Chemmarkt bestellen..

Ganz schlau werde ich aus deiner Packung da aber auch nicht. nach meinem Verständnis gibts Chlorkalk und Calciumhypochlorit und wenn einer reines Calciumhypochlorit Chlorkalk nennt, ist das eher ne nachlässige Bezeichnung. Vielleicht war dieses technische Gemisch früher sehr üblich und einige haben das umgangssprachlich so übernommen. Steht auch so bei Wiki, also das Chlorkalk das technische Gemisch bezeichnet.

In dem Datenblatt von deinem Zeug steht als Formel reines Calciumhypochlorit, dann
Bei diesem Produkt handelt es sich um ein Gemisch (50-100% Calciumhypochlorit)
aber warum steht dann 39% auf der Packung?


wenn man nach "Chlorkalk 39%" sucht, findet man auch welches aus anderen Quellen, da steht dann aber was dabei, das eher passt, zb.:
3 CaCl(OCl) x Ca(OH)2 x 5 H2O mit 39 % aktivem Chlor. Gemisch aus 39.3 % Calciumhypochlorit [7778-54-3], 30,5 % Calciumchlorid [10043-52-4] und 13.5 % Calciumhydroxid. Farbloser Feststoff mit chlorartigem Geruch.

vielleicht solltest du nochmal unter neuen Vorgaben analysieren hehe... :mrgreen:

reines gibts hier:

https://www.ebay.de/itm/276570622039

ich habs noch nicht aufgemacht aber es sieht toll aus. (typische AliExpress-Bewertung XD)
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mgritsch
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Sonntag 19. Oktober 2025, 22:46 Wieso ist Chlorkalk nicht passend? Chlorkalk ist doch CaOCl2
Die Stoffe haben verschiedene CAS-Nummern, verschiedene Namen. Warum sollte man reines CaOCl2 verwirrend gleich benennen wie das technische Produkt? „Techn“ ist im übrigen idR eine Reinheitsangabe wie p.a.
Ich habe mich nämlich darüber gewundert, dass das Calciumhypochlorit ">65 % Chlor" enthalten soll! Damit ist sicher "wirksames Chlor" gemeint, und die Bestimmung geht so vor sich, wie ich sie gemacht habe. Da Ca(OCl)2 aber weniger als 50 Massenprozent Chlor enthält, bekommt man höhere Werte nur, wenn man zum Ansäuern Salzsäure nimmt - oder wenn gleichzeitig ein Chlorid anwesend ist!
Willkommen in der verwirrenden Welt der Chlorprodukte :)
(Aktiv-)Chlor-Gehalt bezieht sich darauf welcher Menge Chlorgas ein Produkt äquivalent ist in Bezug auf die Desinfektionswirkung (=wie viel Hypochlorit daraus entsteht)
Chlorgas Cl2 hat somit per Definition 100% Aktivchlor, auch wenn es beim Einleiten in Wasser disproportioniert und nur eines der beiden Cl als ClO- wirksam wird.
Ein Ca(OCl)2 kann man leicht nachrechnen hat dann 99,2%
Ein (reines, wasserfreies) CaOCl2 kommt auf 55,8%
Reine HClO käme auf 135,1%
NaOCl kommt auf 95,2% - wichtig wenn man Bleichlauge kauft was da drauf steht.

Am Ende ist es aber irgendwie wieder egal, ist eh nie drin was drauf steht. Letzer kauf: Amazon „BAYZID® SPA 1 kg Chlor flüssig für Whirlpool SPA & Planschbecken“, mit 13% beworben - tatsächlich 7,6%. Naja, etwas näher dran. Ich kann es schon riechen wenn ich die Flasche nur aufmache ob das was taugt oder nicht.

Bald weiß ich nicht mehr wohin mit dem ganzen KClO3 :angel: :dita:
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mgritsch
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von mgritsch »

Schnippschnapp hat geschrieben: Sonntag 19. Oktober 2025, 15:43 Hab alles hier um Chlorkalk selber anzumischen, hatte ich auch noch vor iwann. Hoffe das wird. Auf wiki stehen nicht die gleichen Prozentanteile bei den 3 Komponenten wie im Lehrbuch...
:lol: :lol: :lol:
Was soll das denn bitte bringen?
Das ist etwa wie „habe hier reinste Salzsäure und alle Verunreinigungen genau abgewogen da um technische draus zu mischen“…
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Schnippschnapp
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von Schnippschnapp »

weil ich den Versuch in dem alten Buch nachmachen wollte, und die Synthese ist mit Ethanol eben auf diesen Chlorkalk ausgelegt. Mit reinem Calciumhypochlorit geht das nicht bzw. nur mit Aceton...

edit: Aber vielleicht mach ichs einfach mit Aceton..
Am Ende ist es aber irgendwie wieder egal, ist eh nie drin was drauf steht. Letzer kauf: Amazon „BAYZID® SPA 1 kg Chlor flüssig für Whirlpool SPA & Planschbecken“, mit 13% beworben - tatsächlich 7,6%
war das nicht schon das 2te mal, dass du verwässerte Bleiche gekauft hast? :thumbsup: :angel: :thumbsup:

Ist das nicht das gute an Calciumhypochlorit, es verfallt nicht und du kannst jederzeit beliebig starke Natriumhypochloritlösung draus machen? Und das Calciumcarbonat fällt praktisch komplett aus, im Gegensatz zu NaCL.

Bei manchen Chlorprodukten schreiben die Deppen auch gar nicht drauf, was für eine Chlorverbindung es ist, das soll man sich dann gefälligst selber denken oder zusammenreimen..

bringt mich grad auf die Idee, wenn ich Bleiche draus mache, dann gehts ja wieder mit Ethanol ganz leicht denke ich...
vielleicht gehts auch direkt mit reinem Calciumhypochlorit und Ethanol, bin mir nicht sicher..
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lemmi
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von lemmi »

mgritsch hat geschrieben: Montag 20. Oktober 2025, 00:19
Willkommen in der verwirrenden Welt der Chlorprodukte :)
(Aktiv-)Chlor-Gehalt bezieht sich darauf welcher Menge Chlorgas ein Produkt äquivalent ist in Bezug auf die Desinfektionswirkung (=wie viel Hypochlorit daraus entsteht)
Chlorgas Cl2 hat somit per Definition 100% Aktivchlor, auch wenn es beim Einleiten in Wasser disproportioniert und nur eines der beiden Cl als ClO- wirksam wird.
Ein Ca(OCl)2 kann man leicht nachrechnen hat dann 99,2%
Ein (reines, wasserfreies) CaOCl2 kommt auf 55,8%
Reine HClO käme auf 135,1%
NaOCl kommt auf 95,2% - wichtig wenn man Bleichlauge kauft was da drauf steht.
Das ist wirklich nicht intuitiv einsichtig.

Chlor hat einen Gehalt von 100 % wirksamen Chlor. Tautologie.

Aber nach welcher Definition hat Ca(OCl)2 einen Gehalt an aktivem Chlor von 99,2 % ?
In der Anleitung zur Chlorbestimmung in Chlorkalk heißt es "1 ml 0,1 N Thiosulfatlösung sind 3,545 mg Chlor äquvalent". Es wird also auf Chlor berechnet, nicht auf Hypochlorit. Beim CaOCl2 bekomme ich genau das raus, was du schreibst. Aber wie kommt man auf die Zahl beim Ca(OCl)2 ?

Ich habe heute die Analysen fortgesetzt. Das Präparat einmal mit Soda, einmal mit Kaliumcarbonat im Überschuss gekocht, filtriert und das erste Filtrat mit Kalignost, das zweite mit Kaliumhexahydroxoantimonat(V)lösung versetzt. Beides mal nur eine ganz schwache Trübung, vermutlich von natürlichen Beimengungen im rohen Löschkalk. Aber vor allem beim Natrium bin ich bezgl der Quantifizierung nicht richtig sicher.

IMG_20251020_190912.jpg

Dann habe ich eine Probe von 1127 mg im tarierten Tiegel erhitzt und 10 Minuten schwach geglüht (schmilzt, bläht sich auf, riecht aber nicht nach Chlor, bildet dann eine ruhige Schmelze) und ausgewogen. Rückstand 75,3 % des Ausgangsgewichts. Wenn wirklich CaOCl2 ⋅ 3 H2O vorliegen würde, hätte der Rückstand (CaCl2) nur 61,3 % betragen dürfen. Das kommt also nicht richtig hin. Was kann der Rest denn sein?

Als nächstes mache ich eine Chloridbestimmung in der Lösung der Schmelze. Fortsetzung folgt..
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Ralf
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von Ralf »

Der Rest könnte Calciumoxid sein, falls doch Calciumhydroxid im Chlorkalk ist.

Warum schreibt ihr immer CaOCl2 und nicht Ca(OCl)2? Das zweite ist ein gewöhnliches Hypochlorit. Was soll das erste denn sein? Ein Hypochlorit-Chlorid-Doppelsalz? Dann sollte man das auch besser so schreiben.
lemmi hat geschrieben: Sonntag 19. Oktober 2025, 10:37Berechnet auf CaOCl2 ist der Gehalt also rund 70 %. Laut Wikipedia enthält technischer Chlorkalk noch Calciumhydroxid und überschüssiges Calciumchlorid. Beide enthalten aber prozentual mehr Calcium, als obiger Formel entspricht, die fehlenden 30 % können also nicht so erklärt werden.
Schließen deine Ergebnisse eine Beimischung von Calciumhydroxid oder Calciumchlorid auch dann aus, wenn zusätzlich noch eine Menge Wasser im Produkt enthalten ist?

Folgendes habe ich gefunden:

chlorkalk zusammensetzung.png
chlorkalk zusammensetzung.png (170.96 KiB) 357 mal betrachtet
aus: Handbook of Detergents (2008) S. 461

Außerdem

chlorkalk zusammensetzung 2.png
chlorkalk zusammensetzung 2.png (55.23 KiB) 354 mal betrachtet
aus: Handbuch Verfahrenstechnik und Anlagenbau (2013) S. 159
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Ralf hat geschrieben: Dienstag 21. Oktober 2025, 23:53 Warum schreibt ihr immer CaOCl2 und nicht Ca(OCl)2? Das zweite ist ein gewöhnliches Hypochlorit. Was soll das erste denn sein? Ein Hypochlorit-Chlorid-Doppelsalz? Dann sollte man das auch besser so schreiben.
Ob man nun CaCl2.Ca(OCl)2 oder 2 CaCl(OCl) oder 2 CaOCl2 schriebt ist im summe egal, vereinfacht das Getippse. Auf die eigentlich passendere Schreibweise hatte ich lemmi schon hingewiesen :)

Außerdem
chlorkalk zusammensetzung 2.png
aus: Handbuch Verfahrenstechnik und Anlagenbau (2013) S. 159
lemmi hat geschrieben: Montag 20. Oktober 2025, 21:06 Aber nach welcher Definition hat Ca(OCl)2 einen Gehalt an aktivem Chlor von 99,2 % ?
hm, jetzt wirds kompliziert. Die Definition kenne ich, aber ich interpretiere das so:
1 mol Cl2 = 70,9 g ist die Ausgangsbasis, 100% Aktiv-Chlor per Definition. Diese liefert beim Umsetzung mit Wasser 1 mol OCl- was die wirksame Komponente ist (und 2 Oxidations-Äquivalente liefert).
Ca(OCl)2 hat eine Molmasse von 142,98 - fast genau das doppelte von Cl2, damit wäre pro Gramm der Aktivchlor-Gehalt nur die Hälfte, knapp 50%. Da es aber 2 OCl- liefert, gleicht sich das wieder aus und ich komme auf einen Aktivhlor-Gehalt von 99,17%.

Statt 100 g Cchlor in Wasser einzuleiten kann ich genausogut 100/99,17% = 101 g Ca(OCl)2 rein werfen und werde den gleichen Desinfektions-Effekt haben, das ist ja das Ziel solcher Äquivalente.

Meine Formel zur Berechnung des Aktiv-Chlors wäre somit: % = (70,9 / Formelmasse)*(Anzahl ClO pro Formel)

Wie in aller Welt kommen die zur Aussage "reines Ca(OCl)2 hätte nur 70% Aktivchlor"?
Das mir bitte vorzuhüpfen... :idea2:
Für TCCA komme ich so auf 91,5% was stimmig ist mit den Herstellerangaben auf einschlägigen Produkten "Mit einem Aktivchlorgehalt von Ca. 90 %"
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Ralf
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von Ralf »

Schöne Waage! Ich kaufe mir auch lieber gebrauchte Markenware statt billigste Neuware (aus China).
mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 22. Oktober 2025, 17:32Wie in aller Welt kommen die zur Aussage "reines Ca(OCl)2 hätte nur 70% Aktivchlor"?
Vielleicht weil das "reine Ca(OCl)2" gar nicht so rein ist? Bei Roth gibt es Calciumhypochlorit nur mit "≥65 % Cl". Der Rest ist vor allem viel Kochsalz und Wasser! Bei anderen Herstellern auch so.
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von Schnippschnapp »

Vielleicht weil das "reine Ca(OCl)2" gar nicht so rein ist? Bei Roth gibt es Calciumhypochlorit nur mit "≥65 % Cl". Der Rest ist vor allem viel Kochsalz und Wasser! Bei anderen Herstellern auch so.
warum soll da Kochsalz drin sein? Fällt bei der Produktion gar nicht an. Entweder da sind noch Hydroxid und Calciumchlorid drin, oder es ist rein. Warum soll man Chlorkalk purifizieren zu Calciumhypochlorit um dann Kochsalz dazu zu schütten? :?:
Oder steht das explizit auf der Packung drauf?

Auf meinem Poolzeug steht 1000g Calciumhypochlorit/1kg....aber ob dem wirklich so ist...kennt vielleicht jemand einen Kniff, mit dem man die Reinheit -grob- bestimmen kann, abgesehen von der entsprechenden Titration? Für letzteres fehlt mir was...

edit: Mir fällt gerade so die löslichkeit ein..von reinem Calciumhypochlorit sollte man leicht 10g komplett in 100ml Wasser gelöst kriegen...das würde zumindest dafür sprechen, dass kein Ca-Hydroxid mit drin ist..
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Ralf
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von Ralf »

Das Kochsalz steht explizit als Verunreinigung im Sicherheitsdatenblatt. Irgendeinen Grund wird das schon haben. Höhere Qualität bieten sie gar nicht an. Vielleicht dient es der Stabilisierung. Es würde mich sehr wundern, wenn dein Produkt reines Hypochlorit ist. Bei manchen Produkten wird auch behauptet, es sei 1000 mg/g Calciumhypochlorit drin, der Aktivchlorgehalt soll dann aber nur 75 % betragen. Das passt nicht.
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von Schnippschnapp »

stimmt, die ganzen Produkte, die angeblich rein sind, geben maximal 70% Aktivchlor an. McGritsch hatte aber vorgerechnet, dass reines Calciumhypochlorit knapp 100% haben sollte.

Bei meinem steht gar nicht, wieviel Aktivchlor es hat.


Hier ist das Datenblatt von dem Zeug bei Laboratoriumdiscounter, die schreiben auch nur 65% drauf. Im Datenblatt stehen aber die erwarteten "Verunreinigungen" und kein NaCL. Da da aber noch gut was fehlt, denk ich mal der Rest ist Wasser. Wenn andere Feststoffe drin wären, dann wären die sicher aufgelistet. Trotzdem blöd, schreibt doch gefälligst alles rein, wenns schon ein Datenblatt gibt... :roll:
Reines, wasserfreies, haben auch die nicht.

https://cdn.webshopapp.com/shops/286851 ... -de-de.pdf

ist ja alles sehr kurios. Das "Reine" hat also schon mal deutlich weniger an Beistoffen, ist aber auch bei weitem nicht rein und enthält offenbar überlicherweise auch Wasser. Aber manchmal auch Salz...Puhh

ne weitere Frage ist, ob das ganze zur Sicherheit dient, Thema Selbstentzündung. In dem fall wundert mich aber, dass bei dem Zeug auf laboratoriumdiscounter (und auch bei meinem Poolpräparat) die UN Nummer 1748 steht, die bezeichnet die trockene Substanz und kein Hydrat...was dann wieder die Frage aufwirft, warum beim Labdiscounter Produkt gut 20% fehlen in der Auflistung, wenn es offenbar kein Wasser sein kann/soll...alles verwirrend.

Sigma-Aldrich hat 2 verschiedene, das technische hat 65-70% und das zur Synthese hat 67-75%, also nur geringfügig reiner. 500g für 45 Dollar. Fragt sich, warum man kein reines bekommt. Ich zumindest hab keines gefunden. Entweder es ist sicherheitstechnisch relevant oder man bekommt es aus irgendeinem Grund nicht reiner.
Wie in aller Welt kommen die zur Aussage "reines Ca(OCl)2 hätte nur 70% Aktivchlor"?
das spielt ja genau da rein, mehr als 70% kriegt man nicht so einfach. Und viele nennen das rein.
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lemmi
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Re: Neuzugänge in der Sammlung (Chemikalien, Laborgeräte, Fachliteratur, ...)

Beitrag von lemmi »

Ralf hat geschrieben: Dienstag 21. Oktober 2025, 23:53 Schließen deine Ergebnisse eine Beimischung von Calciumhydroxid oder Calciumchlorid auch dann aus, wenn zusätzlich noch eine Menge Wasser im Produkt enthalten ist?
Eigentlich ja. Ich finde auf 1 mol Calcium 2 Mol Chlor. Damit können Chlor(id)freie Calciumverbindungen nicht in nennenswerter Menge zugegen sein.

Ich habe die Lösung des geglühten Chlorkalks (es waren anfänglich 1127 mg, s.o.) titriert. Chlorid nach Mohr: 10,0 ml Lösung ( 112,7 mg) verbrauchen 12,4 ml 0,1N Silbernitratlösung. Calcium: 20,0 ml (225,4 mg) verbrauchen 12,35 ml 0,1M EdtA-Lösung.

Wieder das selbe Ergebnis: Molverhältnis Ca:Cl = 1:2. Wenn man auf die bei der ersten Analyse verwendeten Mengen umrechnet, erhält man exakt die gleichen Zahlen wie damals! Der argentometrisch ermittelte Gehalt an Chlorid ist also gleich dem iodometrisch ermittelten Gehalt an "aktivem Chlor".

Die Frage von mgritsch war ja, ob da außer Wasser noch was anderes drin sein kann. Überschüssiges Ca(OH)2 kann nicht enthalten sein, denn dann müsste ich mehr Calcium als Chlorid finden. Überschüssiges CaCl2 auch nicht, sonst bestünde eine Differenz zwischen aktivem Chlor und Gesamt-Chlorid.

Jetzt bleiben eigentlich nur noch mögliche inerte Zusätze übrig. Natriumcarbonat oder - Sulfat oder so was. Ich werde noch eine letzte Untersuchung auf nicht als Karbonat fällbare Kationen machen, um das zu klären. Wenn sich da auch nichts findet, bleibt es bei CaCl(OCl) ⋅ 3 H2O!
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