Synthese von Acetal

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Niklas
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Synthese von Acetal

Beitrag von Niklas »

Synthese von 1,1-Diethoxyethan

1,1-Diethoxyethan, auch bekannt als Acetaldehyddiethylacetal oder einfach Acetal, findet als Geruchs- und Geschmacksstoff, ferner auch als Synthesechemikalie Anwendung. In der Natur ist es beispielsweise in Ginseng aufzufinden.


Geräte:

500 ml GL45-Flasche, Scheidetrichter, Apparatur zur fraktionierten Destillation mit Hempel-Kolonne


Chemikalien:

Acetaldehyd Warnhinweis: f Warnhinweis: xn Warnhinweis: attn
Ethanol Warnhinweis: f Warnhinweis: attn
Calciumchlorid (wasserfrei) Warnhinweis: attn
Kaliumcarbonat (wasserfrei) Warnhinweis: attn

1,1-Diethoxyethan Warnhinweis: f Warnhinweis: attn


Hinweis:

Bei Acetaldehyd handelt es sich um ein bestätigtes Kanzerogen. Zudem liegt sein Siedepunkt bei Raumtemperatur (20 °C), deshalb empfiehlt es sich alle verwendeten Glasgeräte zuvor abzukühlen um ein spontanes Sieden zu vermeiden.


Durchführung:

In einer 500 ml GL45-Flasche werden 20 g granuliertes Calciumchlorid vorgelegt, mit 130 ml 96%-igem denaturiertem Ethanol übergossen, und die Flasche im Kühlschrank abkühlen gelassen. Währenddessen werden 50 g Acetaldehyd (1,14 mol) (Anmerkung 1) ausgewogen, die abgekühlte Flasche (Anmerkung 2) quer im Stativ eingespannt, und das Ethanal vorsichtig entlang der Seitenwand zugegossen, sodass dieses eine separate Phase bildet. Das Gefäß wird schnell verschlossen und für mehrere Minuten gut durchgeschüttelt, wobei ein Großteil des Calciumchlorids in Lösung geht und sich das Gemisch merklich erwärmt. Anschließend wird für sechs Tage mit regelmäßigen Schütteln stehen gelassen, wobei sich zwei trübe Phasen bilden, wovon die Untere eine gelbliche Farbe annimmt. Diese wird im Scheidetrichter abgelassen, die obere Phase zweimal mit je 30 ml dest. Wasser gewaschen, und über etwas wasserfreiem Kaliumcarbonat getrocknet. Es wird in einen 100 ml Rundkolben dekantiert, und bei Normaldruck durch eine mit Raschig-Ringen gefüllte Hempel-Kolonne fraktioniert. Zunächst kommt bei 20-21 °C ein wenig unreagiertes Acetaldehyd über, dann bei 75-78 °C verbleibendes Ethanol, und bei 101-103 °C das gewünschte Acetal. Sobald die Temperatur im Destillierkopf 105 °C übersteigt wird die Destillation abgebrochen. Im Kolben bleibt eine orangene Flüssigkeit zurück, bei welcher es sich in erster Linie vermutlich um Paraldehyd handelt. Die niederen Fraktionen werden mit der zuvor abgelassenen Ethanol Phase vereint, mit 100 ml dest. Wasser versetzt, und die gelbliche obere Phase abgetrennt. Es wird erneut zweimal mit je 30 ml dest. Wasser gewaschen, über Kaliumcarbonat getrocknet und destilliert. Insgesamt werden 26,8 g (20% d. Th.; 61-64% lit.) einer klaren farblosen Flüssigkeit mit künstlich fruchtigem Geruch gesammelt. n20D 1.381; 1.379-1.383 (lit.)

Anmerkung 1: Es empfiehlt sich das Acetaldehyd vor Verwendung frisch zu destillieren. Hierauf wurde von mir verzichtet, worauf vermutlich die eher magere Ausbeute zurückzuführen ist.
Anmerkung 2: Auf größeren Maßstäben empfiehlt sich die Verwendung eines Eisbades.


Entsorgung:

Chemikalienreste werden in die halogenfreien organischen Abfälle überführt.


Erklärung:

Es findet eine typische Acetalbildung zwischen Acetaldehyd als Carbonyl und Ethanol als Alkohol statt. Hierbei fugiert das Calciumchlorid vermutlich sowohl als Lewis-Säure, als auch als Absorbtionsmittel für das bei der Reaktion entstehende Wasser.

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Bilder:

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Durchführung der Reaktion

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Das Produkt vor der Destillation

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Durchführung der Destillation

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Das Endprodukt


Literatur:

[1] Adkins H., Nissen B. H. (1923). Org. Synth., 3, 1
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lemmi
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Re: Synthese von Acetal

Beitrag von lemmi »

Schöne Synthese!

In der älteren Literatur gibt es eine Vorschrift zur Darstellung von Acetal aus Ethanol, Magan(IV)-oxid und Schwefelsäure, wodurch die Handhabung von Acetaldehyd umgangen wird. Kennst du die?
Niklas hat geschrieben: Samstag 5. April 2025, 20:35 Die niederen Fraktionen werden mit der zuvor abgelassenen Ethanol Phase vereint, mit 100 ml dest. Wasser versetzt, und die gelbliche obere Phase abgetrennt. Es wird erneut zweimal mit je 30 ml dest. Wasser gewaschen, über Kaliumcarbonat getrocknet und destilliert. Insgesamt werden 26,8 g (20% d. Th.; 61-64% lit.) einer klaren farblosen Flüssigkeit mit künstlich fruchtigem Geruch gesammelt.
Dieser Abschnitt ist mir nicht ganz verständlich.

Ich verstehe das so: du arbeitest erst die obere Phase des Initialen Gemisches durch fraktionierte Destillation auf. Dann versetzt du die untere Phase mit den bei der Destillation zuerst eingegangenen Anteilen und Wasser, und die sich abscheidende obere Phase wird erneut destilliert. Richtig?

Warum die zweifache Destillation? Wieso nicht gleich alles mit Wasser versetzen, die obere Phase abtrennen und destillieren?
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Niklas
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Re: Synthese von Acetal

Beitrag von Niklas »

An die Herstellung aus Ethanol durch in-situ Oxidation hatte ich auch gedacht, obwohl der Zweck hiervon eher war das bisschen verbleibende Acetaldehyd aus meiner Flasche aufzubrauchen anstelle dass ich wirklich was mit dem Acetal machen will :wink:

In der Orgsyn Vorschrift wird es so beschrieben, als wenn sich das gesamte Produkt bereits zu Beginn in der oberen Phase befindet, weshalb ich zunächst nur diese aufgearbeitet habe. Da die Ausbeute hiernach aber sehr schlecht war, gut die Hälfte der Endausbeute, habe ich dann nochmal Wasser zur eigentlich verworfenen Phase gegeben und siehe da, nochmal eine mindestens so große organische Phase wie vorhin.
Da es sich sowieso empfiehlt die niederen Fraktionen zu redestillieren hat dies jetzt nicht großartig mehr Arbeitsaufwand hinzugefügt, aber bei Wiederholung der Synthese wurde ich definitiv einfach direkt Wasser zusetzten.
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mgritsch
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Re: Synthese von Acetal

Beitrag von mgritsch »

Sehr interessant und gut aufgearbeitet, Dankeschön!
Das mit Ausbeute ist natürlich immer ärgerlich wenn man nicht an die Literatur ran kommt. Am Bild „Durchführung der Reaktion“ war es ja noch jede Menge obere Phase… irgend eine Idee wo es gehakt haben könnte?
Niklas
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Re: Synthese von Acetal

Beitrag von Niklas »

Ein Großteil der gezeigten Phase war leider verbleibendes Ethanol, insgesamt gut 40-45 ml Destillat wurden bei 75-78 °C gesammelt.
Einzige Abweichung von der Vorschrift, neben der verlängerten Reaktionszeit, war eigentlich das Verzichten auf Destillation des Acetaldehyds, also vermutlich war dies der entscheidende Faktor zur schlechten Ausbeute. Obwohl das Acetaldehyd eigentlich unter Argon gelagert wurde, weshalb es zu keiner Oxidation gekommen haben sollte, und weniger als 10 ml höhersiedender Komponenten wie Paraldehyd zurückblieben, womit mir das auch wie keine vollständige Erklärung erscheint..
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mgritsch
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Re: Synthese von Acetal

Beitrag von mgritsch »

Acetale (wenngleich beliebt als Schutzgruppe) sind wohl recht zickig. Mit Fructon war ich bzgl Ausbeute bisher auch eher glücklos. Ich vermute die Ketale werden einfach zu leicht wieder gespalten und gehen trotz erfolgreicher Bildung (bei Fructon ja über Wassermenge im dean stark „beweisbar“) bei der Isolierung wieder flöten.
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schlemmiloom
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Re: Synthese von Acetal

Beitrag von schlemmiloom »

Lieber Niklas,
sehr schöner Artikel!

Ja ganz Recht mgritsch, Acetale bzw. Ketale können sehr nützliche Schutzgruppen sein, z.B. in der Zucker-Chemie. Dabei werden oft Isopropyliden-Acetale oder Benzyliden-Acetale genutzt.
Aus Glucose und Benzaldehyd kann man unter Nutzung von ZnCl2 als Lewissäure z.B. 4,6-O-Benzyliden-D-glucopyranose herstellen.
Als Ausbeute habe ich hier Angaben von 7,5g Produkt aus 10g Glucose gefunden.
Verglichen mit vielen anderen Schutzgruppen ist das ein sehr bescheidenes Ergebnis.

Wie auch immer, sehr schöner Artikel Niklas!
Der Emil wäre damals jedenfalls stolz auf einen so fleißigen Studenten wie dich gewesen.
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