Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

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mgritsch
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Sonntag 2. Februar 2025, 23:11 Die heutige amtliche Nomenklatur des Europäischen Arzneibuches
Dass sich so eine Sprache über lange Zeit historisch entwickelt hat - okay. Aber wenn man schon einen großen Wurf startet und alles neu bezeichnet, warum in aller Welt nicht das bewährte, systematische und erprobte IUPAC System übernehmen? Warum in aller Welt weiter eine inkonsistente Geheimsprache ohne Mehrwert benutzen? :wall: Nur um just anders zu sein, sich abzuheben? Kommt mir irgendwie vor als würde die USA von imperial units auf Ellen und Klafter umstellen, Hauptsache nicht metrisch.
Mir kommen diese Bezeichnungen wie schlechtes Latein vor
Ich finde sie klingen mit ihren vielen iiiiii und des -is und-as Endungen eher finnisch :yeah: „der Sieger in der diesjährigen nordirischen Kombination WM war Natrii sulfas!“
aliquis
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von aliquis »

lemmi hat geschrieben: Sonntag 2. Februar 2025, 17:59 Da ist aber kein Septum! Das Fläschchen ist durch einen eingeriebenen Glasstöpsel verschlossen!
Achso, ich hatte Dich in der Form missverstanden, dass das wiederholte Entnehmen per Mehrwegkanüle hygienisch das Problem gewesen sei.
Chloroform war bis in die 50er/60er Jahre ein gängiges Narkosemittel. Da war mein Doktor aus dem Kaiserreich keineswegs veraltet!
Aber schon am Anfang des Jahrhunderts griff man wohl wieder verstärkt auf Ether zurück, weil es damit weniger Todesfälle gab, bis dieses dann ab1957 wiederum durch Halothan abgelöst wurde: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Chloroform
Phenol war historisch das erste Antiseptikum das überhaupt erfolgreich eingesetzt wurde: von Joseph Lister (1827–1912). Natürlich stark verdünnt als "Karbolwasser".
Wurde nicht vorher schon Alkohol präoperativ eingesetzt?
Anfang des 20. Jh. kam Iodtinktur dafür in Gebrauch: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Iodtinktur
Später dürfte Lugolsche Lösung die Anwendung auch direkt auf Wunden deutlich erträglicher und Povidon-Iod schliesslich auch besser verträglich gemacht haben...

Btw: hat hier jemand so eine alte Apothekerflasche mit Etikett für Lugol oder Tinktur? Für mich ist das der Inbegriff einer Apotheken-Chemikalie und auch eine der ersten, die ich mir damals aus der Apotheke nachbesorgt habe. In meinem ersten Chemiebaukasten war nämlich ein winziges Braunglasfläschchen Lugol beigegeben, das ruckzuck aufgebraucht war. Wegen der unvermeidlichen Verfärbungen in der direkten Umgebung der Flasche haben andere Hersteller auf die Beigabe verzichtet und die Lösung mit auf die Liste der separat anzuschaffenden Chemikalien gesetzt. Bis heute ist die Lagerung eine Herausforderung - selbst bei einer Laborglasflasche mit Teflon im Deckel färbt sich das Etikett allmählich bräunlich. (Meine Flasche mit elementarem Iod lagert daher zusätzlich in einem mit Aktivkohle und Thiosulfat gefüllten, umgebenden Behälter.) Eine eingebrannte Beschriftung wäre also ideal. Der perfekte Verschluss dürfte der Schliffstopfen auf einer Apothekerflasche hier aber nicht unbedingt sein. Ich wette, man konnte am braunen Fleck auf dem Holzregal immer gut erkennen, wo die Iodtinkturflasche stand...
Heute bekomme ich in meiner Apotheke nur noch noch Povidon-Iod, alkoholische Iodtinktur allenfalls noch in Online-Apotheken, Lugol hautsächlich im Fachhandel - überteuert und auf 4,9 % Iod begrenzt aufgrund der ChemVerbV... :roll:
Schon seit Jahren stelle ich mir meine Lösungen daher selbst her - mit elementarem Iod und Kaliumiodid aus der Zeit davor bzw. vom östlichen EU-Nachbarn.. :wink:
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Uranylacetat
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von Uranylacetat »

Hallo @lemmi,

den amtlichen Kram mit den unnötigen Anglizismen kann ich auch nicht so nachvollziehen. :oops: Genau, gemeint ist Kaliumjodid, pardon Kaliumiodid.

Ich habe 1975 eine kurze Äther-Rauschnarkose erhalten zur Wiedereinrenkung eines Daumens erhalte. Ich weiß nur noch, dass der Äther eher nach Schwefel roch als alles Andere … In diesem Wald- und Wiesenkrankenhaus wurde ich auch 15 Jahre zuvor geboren.
"Der einfachste Versuch, den man selbst gemacht hat, ist besser als der schönste, den man nur sieht." (Michael Faraday 1791-1867)

Alles ist Chemie, sofern man es nur "probiret". (Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)

„Dosis sola facit venenum.“ (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus 1493-1541)

"Wenn man es nur versucht, so geht´s; das heißt mitunter, doch nicht stets." (Wilhelm Busch 1832 -1908)
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von aliquis »

Also, ich finde die heutige IUPAC-Nomenklatur eindeutig, konsequent und logisch (auch wenn ich das J beim Iod vermisse und Wismut schöner fand als Bismut) - historische Etiketten hin oder her.

Mit der alten Beschriftung droht bei einer HD heutzutage sonst die Beschlagnahmung von Kochsalz - weil die Beamten des Apotheker-Lateins nicht mächtig sind... :lol:
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lemmi
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von lemmi »

aliquis hat geschrieben: Montag 3. Februar 2025, 15:55 Btw: hat hier jemand so eine alte Apothekerflasche mit Etikett für Lugol oder Tinktur?
Hier, bitte sehr! 8)

IMG20250203210916.jpg

Auch eine Sonderanfertigung! Die offizinelle Tinctura Jodi des DAB 6 enthielt 7 %, die des DAB 5 sogar 10 % freies Iod.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

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aliquis
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von aliquis »

lemmi hat geschrieben: Montag 3. Februar 2025, 21:16 Hier, bitte sehr!
:thumbsup:
Auch eine Sonderanfertigung! Die offizinelle Tinctura Jodi des DAB 6 enthielt 7 %, die des DAB 5 sogar 10 % freies Iod.
In Vorwegnahme zukünftiger gesetzlicher Regelungen?... :wink:

Wie wärs denn mit Tinctur Yodae?
"Deine Wunden immer gut damit behandeln Du musst!" :lol:

2015-07-31_Cologne_Star_Wars_Exhibition_03.jpg

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0
https://de.wikipedia.org/wiki/Figuren_a ... ion_03.jpg
Yoda. Star Wars Exhibition, Odysseum, Cologne (Germany), 2015. Text at the exhibition: "Puppet operated by Frank Oz as Yoda. [...] Archival replica. / Star Wars: Episode IV The Empire Strikes Back (1980) / Lucasfilm Archives"
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von Chemo Troll »

Uranylacetat hat geschrieben: Montag 3. Februar 2025, 17:10 Ich habe 1975 eine kurze Äther-Rauschnarkose erhalten zur Wiedereinrenkung eines Daumens erhalte. Ich weiß nur noch, dass der Äther eher nach Schwefel roch als alles Andere … In diesem Wald- und Wiesenkrankenhaus wurde ich auch 15 Jahre zuvor geboren.
Interessant, waren das Zusätze im Ether die den Schwefelgeruch haben, so wie bei Propan/Butan Flaschengas, damit es geruchlich leichter zu erkennen ist?
Also in narkotischen Mengen oder den dafür angewendeten Konzentrationen habe ich Äther noch nicht gerochen.
In niedriger Konzentration finde ich den Geruch von Diethylether ganz angenehm.
Was das angeht ist es vielleicht sogar mein Lieblingslösemittel. In höheren Konzentrationen eher schon unangenehm.
Aber schwefelartig ist mir bei Et2O noch nicht untergekommen.
aliquis hat geschrieben: Montag 3. Februar 2025, 22:04 Wie wärs denn mit Tinctur Yodae?
"Deine Wunden immer gut damit behandeln Du musst!" :lol:
:) Möge das Jod ... ähmmm, möge die Macht des J's mit dir sein. 8)
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lemmi
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von lemmi »

Uranylacetat hat geschrieben: Montag 3. Februar 2025, 17:10 Ich habe 1975 eine kurze Äther-Rauschnarkose erhalten ... Ich weiß nur noch, dass der Äther eher nach Schwefel roch als alles Andere … In diesem Wald- und Wiesenkrankenhaus wurde ich auch 15 Jahre zuvor geboren.
Kein Arzneistoff war je reiner und wurde strenger kontrolliert als Aether pro narcosi ! Dass der nach Schwefel gerochen hat, ist unmöglich. Das muss was anderes gewesen sein!

Möglicherweise hat deine Mutter zur Geburt sogar noch eine Inhalationsanästhesie mit Chlorform erhalten! Die wurde populär, nachdem Königin Victoria von England ihre Kinder so zur Welt gebracht hatte.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

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lemmi
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von lemmi »

mgritsch hat geschrieben: Montag 3. Februar 2025, 00:29 ... warum in aller Welt nicht das bewährte, systematische und erprobte IUPAC System übernehmen? Warum in aller Welt weiter eine inkonsistente Geheimsprache ohne Mehrwert benutzen? :wall:
Na, wenn du IUPAC übernimmst - in welcher der zahlreichen EU-Sprachen denn? Kaliumchlorid, potassium chloride, cloruro de potasio, chloride de potasse oder auf Rumänisch, Polnisch oder Serbokroatisch? Da bleibt man doch besser beim latinisierten IUPAC wie die Ph. Eur. Ist halt eine einheitliche Bezeichnung, so wie die INNs bei den Arzneistoffen.

Man hätte natürlich auch Esperanto wählen können. Eine Sprache die noch immer auf ihren Durchbruch wartet! :mrgreen:
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Uranylacetat
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von Uranylacetat »

lemmi hat geschrieben: Montag 3. Februar 2025, 23:13 Kein Arzneistoff war je reiner und wurde strenger kontrolliert als Aether pro narcosi ! Dass der nach Schwefel gerochen hat, ist unmöglich. Das muss was anderes gewesen sein!

Möglicherweise hat deine Mutter zur Geburt sogar noch eine Inhalationsanästhesie mit Chlorform erhalten! Die wurde populär, nachdem Königin Victoria von England ihre Kinder so zur Welt gebracht hatte.
Das ist mir klar, lemmi. Daher nehme ich sehr stark an, dass es eine Sinnestäuschung mit falscher Erinnerung durch den Rausch war/ist. :mrgreen:

Mit der "Chloroformierung" meiner Mutter könnte zutreffen, denn ich hatte einen sehr dicken Schädel gehabt. :wink:
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lemmi
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von lemmi »

:lol:
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lemmi
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von lemmi »

Bleiben wir mal noch ein bisschen bei den Venena !
Besonders gern habe ich folgendes Standgefäß:

IMG20250131192028.jpg

Ja, es ist das drin (gewesen), was draufsteht! Eine 1%ige Lösung von Nitrogylcerin in Ethanol. Das Präparat war im DAB 6 geführt, welches immerhin von 1926 bis 1969 gültig war.

Das folgende Standgefäß habe ich mal in der Auslage einer Apotheke fotografiert:

BadenBaden 4.jpg

Dazu der Kommentar aus dem DAB 5 von 1910:

IMG_20250204_153223.jpg

Man beachte: Heroin wurde als Mittel zur "Beruhigung der Atmung" verwendet und man dachte (hoffte, wollte glauben...) dass es weniger abhängig mache, als Morphin. :wink:
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Uranylacetat
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von Uranylacetat »

Fein. :wink:

Nitroglycerin (Glyceroltrinitrat) in Weingeist gegen "Brustenge" = Angina pectoris. Ich kenne dieses beklemmende Gefühl in der Brust in meinem mittleren Erwachsenenalter – mein vegetatives Nervensystem ist bei bekannter Extrasystole in Stresssituationen manches Mal Amok gelaufen … :wink: Heute gibt es das als Pumpspray. Jetzt im Alter merke ich das nicht mehr. So ein nettes Gefäß hatte ich mal bei eBay vor der Nase, wurde aber zu sehr überboten ....
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von aliquis »

lemmi hat geschrieben: Mittwoch 5. Februar 2025, 21:51 Ja, es ist das drin (gewesen), was draufsteht! Eine 1%ige Lösung von Nitrogylcerin in Ethanol. Das Präparat war im DAB 6 geführt, welches immerhin von 1926 bis 1969 gültig war.
Das ist ein Grund, warum Ärzte und Apotheker bis heute von vielen Beschränkungen des SprengG befreit sind...
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BJ68
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Re: Historische Gefäße aus Apotheke & Drogerie

Beitrag von BJ68 »

lemmi hat geschrieben: Mittwoch 5. Februar 2025, 21:51 Man beachte: Heroin wurde als Mittel zur "Beruhigung der Atmung" verwendet und man dachte (hoffte, wollte glauben...) dass es weniger abhängig mache, als Morphin. :wink:

Naja....war zumindest am Anfang in der Oralen-Darreichungsform von Pillen mit wenigen Milligram der Fall..einfach mal den Artikel "Viel Spaß mit Heroin" https://www.spiegel.de/wissenschaft/vie ... 0016748368 lesen und sich mal Gedanken machen, ob das Suchtpotential eines Stoffes X nur von diesem abhängt oder eben auch von sehr vielen anderen Faktoren, deren Summe u.U. das substanzspezifische Suchtpotential übersteigt.

Praktisches Beispiel: Kokain
a) als Coca-Tee in Teilen von Südamerika etwas wie Kaffee-Ersatz, von der Wirkung her..
b) als Coca-Bissen (Blätter mit Kalk (alkalisch) gekaut) als "Aufputscher" um u.a. mit der Höhe zurecht zu kommen, als Mittel gegen den Hunger oder zum Arbeiten in den dortigen Minen unter sehr miesen Umständen
c) als "Fickpuder" https://www.kein-plan.de/schoener/ nasal als Hydrochlorid aufgenommen mit dann auch psychischer und (soviel ich weiß) leichter physischer Abhängigkeit und psychischen Nebenwirkungen Stichwörter: Christoph Daum und Paolo Pinkel (nicht das Restaurant).
d) Crack: Freebase was geraucht werden kann...Suchtpotential jenseits von gut und böse mit ziemlich üblen Nebenwirkungen.....von dem ich selbst mit Drogenerfahrung meine Finger lassen würde....

Der Stoff oder besser das Alkaloid ist überall "Methyl(1R,2R,3S,5S)-3-(benzoyloxy)-8-methyl-8-azabicyclo[3.2.1]octan-2-carboxylat" nur sind die Konzentrationen, die Form (HCl, Freebase, usw.) und viel schwerwiegender die Konsumformen unterschiedlich, bei a) oral (mit dem First Pass Effekt) bei b) oral und über die Mundschleimhäute, bei c) über die Nasenschleimhaut, wo meines Wissens nach der Weg ins Hirn ziemlich kurz und schnell geht und bei d) über die Lunge, wo sehr schnell große Mengen anfluten können...all diese Konsumformen haben ein ziemlich anderes Suchtpotential, obwohl es sich im Grunde um den gleichen Stoff handelt...sprich zur Sucht oder besser dem Risiko süchtig zu werden, müssen noch eine Menge anderer Faktoren etwas beitragen.....und das IMHO wahrscheinlich um einiges mehr als die Substanz selber.

bj68
Fuck the "REGULATION (EU) 2019/1148" of the European Parliament and of the Council...denn
Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Art 5 Abs. 3 GG
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