Darstellung von Natriumperchlorat

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lemmi
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Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von lemmi »

Darstellung von Natriumperchlorat

Das gängige Perchlorsäuresalz ist das Kaliumperchlorat. Natriumperchlorat wird nur in seltenen Fällen benötigt. Im Folgenden wird ein Weg beschrieben, es aus dem Kaliumsalz darzustellen. Dieser Versuch lehnt sich an eine hier im Forum beschriebene Darstellung von Bariumperchlorat an.[3] Ich habe ihn mehrfach durchgeführt, und teile hier die nach meinen Versuchen optimale Vorgehensweise mit.


Material/Geräte:

Bechergläser 1000, 250 und 100 ml, Messzylinder 100 ml, große und kleinere Abdampfschalen, Vorrichtung zur Saugfiltration mit Nutschen und Saugflaschen verschiedener Größen, Kühlschrank mit Gefrierfach, Heizrührer, Brenner mit Dreifuß und Drahtnetz, Waage, Glasstäbe, Trockenschrank, großer Exsikkator, pH-Papier


Chemikalien:

Kaliumperchlorat Warnhinweis: o Warnhinweis: attn
Weinsäure Warnhinweis: c
Natriumhydroxid und Natronlauge 4N Warnhinweis: c Warnhinweis: attn
Ethanol 96 %, vergällt (Brennspiritus) Warnhinweis: f Warnhinweis: attn
Kaliumcarbonat Warnhinweis: attn
Kalilauge 3N Warnhinweis: c Warnhinweis: attn
Kaliumchlorid Warnhinweis: attn
Natriumperchlorat Warnhinweis: attn Warnhinweis: o



Sicherheitshinweise:

Wenn ethanolhaltige Flüssigkeiten eindampft werden, dürfen sich keine offenen Flammen im Raum befinden! Für gute Lüftung ist zu sorgen.


Versuchsdurchführung:

In einem 1l-Becherglas löst man 20 g (0,5 Mol) Natriumhydroxid in 500 ml Wasser und erhitzt über der Gasflamme zum Sieden. In die Siedende Lösung trägt man 69,26 g (0,5 Mol) Kaliumperchlorat ein und erhitzt weiter unter Zugabe kleiner Portionen Wasser, bis sich eben in der Siedehitze alles gelöst hat. Nebenbei bereitet man eine Lösung von 75,04 g (0,5 Mol) Weinsäure in 100 ml Wasser unter leichtem Erwärmen. Die Lösungen werden unter Rühren vereinigt und die Mischung abkühlen gelassen. Rasch beginnt die Abscheidung eines reichlichen, feinkristallinen, weißen Niederschlages. Wenn der Ansatz Zimmertemperatur erreicht hat, wird der Niederschlag (A) auf einer geräumigen Nutsche abgesaugt (geht sehr gut) und mit ca. 100 ml Ethanol nachgewaschen (Anmerkung 1). Die Waschflüssigkeit wird mit dem Filtrat vereinigt, worauf nochmals ein geringer Niederschlag ausfällt, der praktisch nur aus Kaliumperchlorat besteht und ignoriert wird.

Niederschlag A (um die 84 g) enthält nur wenig Kaliumperchlorat (Anmerkung 2). Er wird in einem Becherglas mit einer Lösung von 35 g Kaliumcarbonat in 150 ml Wasser erwärmt. Unter Gasentwicklung (CO2) tritt Auflösung ein, und nach dem Abkühlen fällt ein feiner weißer Niederschlag aus, der abgesaugt und mit kaltem Wasser gewaschen wird (etwa 2 g). Er wird erneut zum Ansatz gegeben.

Das ethanolhaltige Filtrat zeigt bei der Prüfung mit Indikatorpapier eine deutlich saure Reaktion (pH 3), so dass der pH durch vorsichtige Zugabe von 4 N Natronlauge auf 4-5 angehoben wird (Anmerkung 3). Dann wird in einem niedrigen Becherglas unter Rühren auf der Heizplatte bis auf 150 ml eingedampft. Es darf kein Brenner verwendet werden, weil sich die entweichenden Ethanoldämpfe entzünden könnten! Ich habe mit einem Ventilator einen leichten Luftstrom über der Abdampfschale erzeugt. Dann wird erkalten gelassen. Der ausfallende Niederschlag (B, bei mir 14,5 g) wird abgesaugt, wieder mit Ethanol nachgewaschen (40 ml) und die Waschflüssigkeit mit dem Filtrat vereinigt.

Niederschlag B wird wie oben mit wenig Wasser angeteigt und mit 3N Kalilauge versetzt, bis die Mischung alkalisch reagiert (bei mir ca. 30 ml). Er wird abgesaugt, mit kaltem Wasser ausgewaschen (erhaltener Rückstand 5,7 g), und wieder zum Filtrat gegeben. Nun wird auf etwa 75 ml eingedampft, erneut abkühlen gelassen, abgesaugt (Niederschlag C, bei mir 5,7 g) und mit Ethanol nachgewaschen. Der Niederschlag wird erneut mit Wasser angeteigt, mit Kalilauge alkalisch gemacht und abgesaugt. Das jetzt zurückbleibende rohe Kaliumperchlorat (bei mir 4,7 g) wird für spätere Rückgewinnung aufgehoben.

Nun wird das Filtrat, nach erneuter pH-Kontrolle unter ständigem Rühren auf der Heizplatte in einer großen Porzellanschale vollständig eingedampft. Sobald es eine breiige Konsistenz erreicht hat, muss gut mit dem Glasstab, später dem Spatel gerührt werden, damit das Rohprodukt nicht anbrennt (Hitze etwas reduzieren, der Ventilator ist hilfreich), was sich aber meistens nicht völlig vermeiden lässt. Zuletzt wird für eine Stunde im Trockenschrank bei 130 °C getrocknet und im Exsikkator erkalten gelassen.

An Rohprodukt werden etwa 52 g erhalten.

Das Rohprodukt wird gereinigt, indem es aus Ethanol kristallisiert wird. Das Kristallisieren beinhaltet folgende Schritte: Abkühlen der konzentrierten ethanolischen Lösung im Kaltwasserbad, dann Abkühlen im Gefrierfach des Kühlschrankes (bei -15 °C) für etwa 2 Stunden, absaugen, auswaschen das Filterkuchens mit etwas kaltem Ethanol (0°C – je nach Menge etwa 10-20 ml) und Sammeln der ethanolfeuchten Kristalle in einem dicht schließenden Schraubdeckelglas

Man bringt 100 ml Ethanol zum Sieden und trägt etwa 2/3 der Rohsubstanz ein, die sich nicht ganz löst. Die Mischung wird heiß abgesaugt und der Rückstand zum Rest des Rohproduktes in den Exsikkator gegeben. Das Filtrat wird kristallisiert.

Das Filtrat der ersten Kristallisation – etwa 120 ml – wird erneut erhitzt, der Rest des Rohproduktes eingetragen, abgesaugt und das Filtrat erneut kristallisiert. Der Rückstand wird im Exsikkator aufbewahrt und ein drittes Mal im Filtrat der Kristallisation erhitzt und abgesaugt. Jetzt bleibt ein matter, feiner, weißer Rückstand, der an der Luft keine Feuchtigkeit mehr anzieht, sondern trocken wird (Rückstand D, bei mir rund 3 g). Er wird zum Recycling der darin enthaltenen Reste an Perchlorat aufgehoben.

Die ethanolische Lösung wird jetzt auf die Hälfte eingedampft (50-60 ml), bis sich in der Siedehitze Kristalle abzuscheiden beginnen, kristallisieren gelassen und diese Prozedur nochmals wiederholt. Die letzte Kristallisation erfolgt aus ca. 25 ml Flüssigkeit.

Die letzte, leicht bräunliche Mutterlauge wird mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt, Rückstand D darin gelöst (falls nötig mit einem Tropfen Kalilauge eben alkalisch gemacht) und durch Zusatz einer gesättigten Kaliumchloridlösung (enthaltend 7 g KCl) gefällt. Der Filterrückstand (bei mir 3,5 g) wird abgesaugt, mit wenig kaltem Wasser gewaschen und mit dem oben zurückgestellten rohen Kaliumperchlorat (C) vereinigt.

Die ethanolfeuchten Kristalle des Produktes werden auf einem großen Porzellanteller im Trockenschrank zunächst unter öfterem Umrühren bei ca. 100 °C vom Ethanol befreit und dann bei 140°C für mehrere Stunden gründlich getrocknet. Dabei muss das stark hygroskopische Produkt zwischenzeitlich zerrieben werden, damit keine Feuchtigkeit in Klumpen eingeschlossen bleibt. Wenn es staubtrocken ist und frei rieselt, wird es ein letztes Mal in einer im Trockenschrank angewärmten Reibschale zerreiben und in ein vorgewärmtes Schraubdeckelglas gefüllt. Dieses wird am besten im Exsikkator aufbewahrt.

Die beiden Kaliumperchlorat-Rückstände werden in der etwa 10fachen Menge siedendem Wasser gelöst, abgesaugt, die Lösung auf ca. ¼ des Volumens eingedampft und abgekühlt. Das auskristallisierte Kaliumperchlorat wird abgesaugt, mit wenig kühlschrankkaltem Wasser gewaschen und getrocknet.

Ausbeute: 41,2g Natriumperchlorat (67,6 % der Theorie), weißes, sehr hygroskopisches und sehr leicht wasserlösliches Pulver + 9,2 g Kaliumperchlorat (13,3 % der eingesetzten Substanz)

Anmerkungen:
1. Zum Auswaschen wäre vermutlich ein verdünntes Ethanol von 50-70 % ebenso geeignet, sowohl Weinstein als auch Kaliumperchlorat lösen sich in ihm praktisch nicht
2. Bei meinen Versuchen habe ich zweimal je um die 2 g Kaliumperchlorat aus der ersten sehr voluminösen Weinsteinfällung isoliert, beim dritten Mal – als die Raumtemperatur bis zu der abgekühlt wurde, 28 °C betrug – praktisch gar nichts. Man kann auf das Recycling in diesem Schritt vermutlich ohne deutliche Einbußen der Ausbeute verzichten. Wegen des ziemlich hohen Verbrauches an Kaliumcarbonats ist es auch nicht wirtschaftlich.
3. Der erstaunlich niedrige pH kommt wahrscheinlich daher, dass das eingesetzte technische Natriumhydroxid wasserhaltig war.


Prüfung des Präparates:

Beim Trockenen erhitzen einer Probe im Reagenzglas färbt sich diese leicht grau und hellt dann wieder auf, was einen geringen Rest an Tartrat anzeigt, das beim Erhitzen zunächst verkohlt und dann oxidiert wird.
Es wurde zunächst eine qualitative Prüfung auf reduzierende Substanzen (hier: Tartrat) durchgeführt, indem ich eine Reagenzglasrundung des Rohproduktes, des aus Alkohol kristallisierten Präparates und das im RG geschmolzenen Präparates in je 3 ml Wasser gelöst habe. Die Lösungen wurden mir 5 Tropfen 3 N Schwefelsäure und 1 Tropfen 5%iger Kaliumpermanganatlösung versetzt und erhitzt. Beim Rohprodukt trat völlige Entfärbung ein, auch nach Zugabe von zwei weiteren Tropfen KMnO4-Lösung. Das gereinigte Präparat zeigte eine partielle Reduktion (ausfallen von Braunstein), die Lösung wurde jedoch nicht entfärbt. Beim geschmolzenen Präparat blieb die violette Farbe des Permanganates unverändert.

Eine permanganatometrische Tritration von Tartrat in den Produkten ergab einen Anteil von 3,37 % Natriumhydrogentartrat im Rohprodukt und von 0,17 % im finalen Präparat. Die Krisatllisation aus Ethanol hat hier also eine deutliche Reinigungswirkung (Reduktion um einen Faktor = 20) mit sich gebracht.


Entsorgung:

Die Waschwässer und Lösungen können mit dem Abwasser entsorgt werden. Nicht mehr benötigte Präparate kommen zu den anorganischen Abfällen.


Erklärungen:

Aus Natronlauge und Weinsäure entsteht das gut wasserlösliche Natriumhydrogentartrat.

NaOH + C4H6O6 ---> C4H5O6Na + H2O

Dieses setzt sich mit dem Kaliumperchlorat in einer Gleichgewichtsreaktion um:

C4H5O6Na + KClO4 <---> C4H5O6K + NaClO4

Das Kaliumhydrogentartrat (Weinstein) ist das am schwersten lösliche Salz (ca. 4,5 g/l bei 20 °C)[2] und fällt aus der Lösung aus. Wegen der ebenfalls recht geringen Löslichkeit des Kaliumperchlorates (ca. 17 g/l bei 20 °C)[1] ist die Umsetzung nicht vollständig, und ein Teil desselben fällt ebenfalls wieder aus. Der Weinstein löst sich in Kaliumcarbonatlösung oder Kalilauge zu neutralem Kaliumtartrat und das schwerlösliche Kaliumperchlorat bleibt zurück.

2 C4H5O6K + K2CO3 ---> 2 C4H4O6K2 + CO2 + H2O

Bei den nachfolgenden Eindampfungsprozeduren wird das zuvor ausgefallene Kaliumperchlorat erneut zugesetzt, um möglichst viel Tartrat aus der Reaktionsmischung zu entfernen. Bei steigender Konzentration an Perchlorat wird das jedoch immer schwieriger, da die Löslichkeit von KClO4 ebenfalls abnimmt, so dass der letzte erhaltene Niederschlag nur noch wenig Weinstein enthält. Bei einer ersten Versuchsreihe habe ich gefunden, dass beim Abkühlen der eingedampften Lösungen auf ca. 50°C zunächst ein feinkristalliner, schwerer weißer Niederschlag ausfällt, der fast nur aus KClO4 besteht. Beim weiteren Abkühlen kristallisiert dann fast reiner Weinstein aus. Diese fraktionierte Kristallisation hat aber für die Reinigung des Präparates keinen Nutzen.

Natriumperchlorat löst sich – im Unterschied zu Kaliumperchlorat und Weinstein – gut in Ethanol, so dass die Filterrückstände mit Spiritus - nicht mit Wasser - nachgewaschen werden. Auch beim finalen Kristallisieren aus Ethanol wird diese Eigenschaft ausgenutzt. Freie Weinsäure ist ebenfalls gut ethanollöslich, so dass die Reaktionsmischung vor dem Eindampfen zur Trockene einen pH von nicht unter 5 haben soll.

Da keine praktikable und genaue Möglichkeit der quantitativen Bestimmung von Perchlorat besteht, wurde eine Quantifizierung der Verunreinigung vorgenommen, wobei diese als Natriumhydrogentartrat angenommen wurde. Der Gehalt mit rund 99,8 % ist für den avisierten Verwendungszweck ausreichend. Die Ausbeute liegt mit um die 70 % in dem auch bei der Darstellung von Bariumperchlorat berichteten Bereich.[3] Ein mögliches Umkristallisieren aus Wasser schien mir wenig zielführend, weil die Löslichkeit von Natriumperchlorat (1958 g/l bei 20 °C bzw. 3184 g/l bei 90°C)[1] hohe Verluste erwarten lässt.


Literatur:

[1]Aqueous Solubility of Inorganic Compounds at Various Temperatures
[2]Frerichs G, Arends G, Zörnig H: Hager´s Handbuch der Pharmazeutsichen Praxis; 2. berichtigter Neudruck 1949, Springer-Verlag Berlin-Göttingen-Heidelberg
[3] Darstellung von Bariumperchlorat



Bilder:

Lösen der Ausgangsstoffe.jpg
Lösen der Edukte, rechts im Heißwasserbad die Weinsäurelösung.

Fällung Weinstein 1.jpg
Absaugen Weinstein 1.jpg
Ausfallen und Absaugen von Weinstein

Eindampfen 2.jpg
Eindampfen der Reaktionsmischung vor dem Ventilator

Eindampfen zur Trockene.jpg
Eindampfen zur Trockene

Rohprodukt.jpg
Rohprdukt

UK aus Ethanol.jpg
Kristallisation aus Ethanol bei Gefrierfachtemperatur

Präparat.jpg
Präparat: Natriumperchlorat

Test mit KMnO4.jpg
Prüfung mit schwefelsaurere Permanganatlösung
Mitte: Rohprodukt - rechts: Präparat - links: geschmolzenes Präparat

[Edit by lemmi am 14.7.2024]
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mgritsch
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von mgritsch »

:thumbsup:
Ganz schön aufwändig diese Metathesen!
lemmi hat geschrieben: Samstag 6. Juli 2024, 11:37 Leider ist mir keine praktikable und genaue Möglichkeit der quantitativen Bestimmung von Perchlorat oder Tartrat bekannt

Aus einer Perchlorat-Bestimmung könnte man vermutlich auch wenig über die Reinheit lernen, eher über den Gehalt (Trockenheit zB).
Tartrat hast du doch im Prinzip mit KMnO4 „bestimmt“, könnte man vermutlich auch sauber quantitativ?
Dann wären noch K und Chlorid (Eintrag aus Reagenzien, Reduktion) naheliegend.
mögliches Umkristallisieren aus Wasser schien mir wenig zielführend, weil die Löslichkeit von Natriumperchlorat (1958 g/l bei 20 °C bzw. 3184 g/l bei 90°C)[1] die der zu erwartenden Verunreinigung (Natriumhydrogentartrat 110 g/l bei 20 °C)[2] um ein Vielfaches übersteigt.
Wenn dann nur indem du von ausfallendem Tartrat abfiltrierst und wieder zur Trockene einengst…
Die Ausbeute liegt mit um die 70 % in dem auch bei der Darstellung von Bariumperchlorat berichteten Bereich
Bariumperchlorat müsste man doch quantitativ mit Na2SO4 zm gewünschten Produkt umsetzen können, mit deutlich weniger Aufwand?

Und last but not least warum nicht direkt aus der Säure? Genau so einfach/schwierig zu bekommen wie die Salze, oder?
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von aliquis »

mgritsch hat geschrieben: Samstag 6. Juli 2024, 17:15 Bariumperchlorat müsste man doch quantitativ mit Na2SO4 zm gewünschten Produkt umsetzen können, mit deutlich weniger Aufwand?
aliquis hat geschrieben: Samstag 6. Juli 2024, 15:31 Bliebe noch die Umsetzungsreaktion von Bariumperchloratlösung mit Natriumsulfatlösung als Alternative.
Auch die könnte in situ erfolgen (einfach entstehendes Bariumsulfat absitzen lassen und dekantieren/zentrifugieren und den Überstand direkt weiterverwenden (Alkaliperchloratgehalt < 40 % = hobbytauglich).
Und last but not least warum nicht direkt aus der Säure? Genau so einfach/schwierig zu bekommen wie die Salze, oder?
Perchlorsäure ist erstaunlicherweise kein beschränkter Ausgangsstoff. Wegen der ihr eigenen Gefahren und der einfachen Herstellbarkeit der beschränkten Alkaliperchlorate damit scheint aber nur ein polnischer Händler bereit zu sein, es auch Privatkunden anzubieten: für 45 Euro pro 100 ml...
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lemmi
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von lemmi »

@mgritsch: An die Bestimmung von Tartrat mit Permanganat habe ich natürlich auch schon gedacht. Aber sie ist nirgends beschrieben. Kannst du mir die Stöchiometrie des Umsatzes sagen?

Wenn ich nochmal Lust habe kristallisiere ich vielleicht doch noch aus Wasser um. Wenn man das noch vorhandene Hydrogentartrat neutralisisert müsste es gehen (Löslichkeit neutrales Natriumtratrat ist deutlich besser als die des Hydrogentratrates). Allerdings erwarte ich wegen der immer noch guten Löslichkeit der Zielsubstanz hohe Verluste. Dass im Präparat Chlorid enthalten ist, ist nicht anzunehmen, Perchlorat ist in Lösung (leider) kein Oxidatiosnmittel, sonst wäre eine quantitative Bestimmung durch Reduktion zum Chlorid sehr einfach. Kalium habe ich mit Kalignost getestet: abwesend. Ist auch so zu erwarten. Die Perchlorationenkonzentration steigt gegen Ende des Prozesses dermaßen, dass nach dem MWG das Kalium quantitativ ausfällt. Ausserdem ist KClO4 nicht ethanollöslich.

Bariumperchlorat besitze ich nicht. Ich müsste es ebenfalls umständlich aus dem Kaliumslaz darstellen, damit wäre nichts gewonnen.
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von aliquis »

Bariumperchlorat bekommt man beim bekannten Händler aus Allenstein.
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mgritsch
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Sonntag 7. Juli 2024, 01:22 @mgritsch: An die Bestimmung von Tartrat mit Permanganat habe ich natürlich auch schon gedacht. Aber sie ist nirgends beschrieben. Kannst du mir die Stöchiometrie des Umsatzes sagen?
Google Suche "Weinsäure Permanganat" --> zweites Ergebnis: https://link.springer.com/article/10.1007/BF01389115 --> von dort via Zitat weiter zu https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10. ... 9240371506
Wenn ich nochmal Lust habe kristallisiere ich vielleicht doch noch aus Wasser um. Wenn man das noch vorhandene Hydrogentartrat neutralisisert müsste es gehen (Löslichkeit neutrales Natriumtratrat ist deutlich besser als die des Hydrogentratrates).
nicht besser umgekehrt, in minimaler Menge Wasser auflösen, ggfs sogar mit ein bisschen Perchlorsäure pH so einstellen dass alles als Hydrogentartrat vorliegt (pH ~4) und was unlöslich bleibt abfiltrieren?
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von BJ68 »

So halb OT:

Während meiner Studienzeit in Siegen, meinte einer unserer Anorganik Professoren mal, dass die Herstellung von solchen Sachen auch recht gut mit sauren Kationenaustauscherharzen gehen würde u.a. wäre so z.B. auch verdünnte Chlorsäure zugänglich, die dann mit Hydroxiden umgesetzt werden kann.

bj68
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von lemmi »

@mgritsch: man kann das Natriumhydrogentartrat nicht abfiltrieren, weil es zu gut löslich ist (die Menge ist zu klein). Sonst wäre es ja auch schon beim Einengen der Reaktionslösung ausgefallen. Besser in neutrales Tartrat umwandeln und das Na-perchlorat auskristalliseren lassen.
Die Titration mit Permanganat werde ich mal probieren. Besonders genau scheint sie ja nicht zu sein, aber zur Orientierung wird es reichen. den Umrechnungsfaktor geben sie in dem Artikal nicht an, den muss ich noch berechnen...

@bj68: das ist eine interessante Möglichkeit! Ich vermute mal, dazu braucht man ziemlich große Austauschersäulen und muss mit verdünnten Lösungen arbeiten. Wo bekommt man das entscprechende Harz her?
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Montag 8. Juli 2024, 22:17 @mgritsch: man kann das Natriumhydrogentartrat nicht abfiltrieren, weil es zu gut löslich ist (die Menge ist zu klein).
Nun wenn du da schon an der Grenze bist dann sind die Löslichkeiten (vorbehaltlich gegenseitiger Beeinflussung) 4,5 zu 1950 g/l, somit 0,23% Verunreinigung. Das wäre nicht schlecht.
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von lemmi »

Leider nein. 4,5 g/Liter ist die Löslichkeit von Kaliumhydrogentratrat (Weinstein), Das Natriumsalz löst sich zu 110 g/Liter.
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Montag 8. Juli 2024, 22:43 Leider nein. 4,5 g/Liter ist die Löslichkeit von Kaliumhydrogentratrat (Weinstein), Das Natriumsalz löst sich zu 110 g/Liter.
Die Netto-Reaktion die du nutzt (T= Tartrat) ist KClO4 + NaHT -> NaClO4 + KHT ↓
Wenn du nicht eine signifikante Abweichung der Edukte von der Stöchiometrie hast (Überschuss NHT), müsste daher die Löslichkeit des KHT als das schwerlöslichste ausschlaggebend sein, oder? (+/- kleiner Abweichungen da der Prozess dann doch etwas komplizierter ist, aber im Prinzip…?)

Btw noch eine Idee - sollte auch NaHT schlecht alkohollöslich sein dann einfach mit EtOH auslaugen und es bleibt NaHT als unlöslicher Rückstand…?
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von lemmi »

Du vergisst, dass auch Kaliumperchlorat schwerlöslich ist und ein Teil des Edukts immer wieder ausfällt. Bei meinen sukzessiven Fällungen sieht man das sehr gut: die erste besteht praktisch nur aus Weinstein, die zweite etwa zu 50% und in der dritten ist der Löwenanteil Kaliumperchlorat. Es bleibt also immer ein Teil Natriumhydrogentatrat in der Lösung.

Das Auslaugen mit Alkohol habe ich am Ende ja auch gemacht. Leider ist die Verunreinigung darin nicht ganz unlöslich.
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von lemmi »

So, ich habe es geschafft die Weinsäure, resp. das als Verunreinigung noch vorhandene Natriumhydrogentartrat zu quantifizieren! Ich habe die Versuchsbeschreibung und die Erklärungen dementsprechend umgeändert.
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Sonntag 14. Juli 2024, 11:24 So, ich habe es geschafft die Weinsäure, resp. das als Verunreinigung noch vorhandene Natriumhydrogentartrat zu quantifizieren!
Na bitte, meine Abschätzung hat gestimmt :) Am Ende sind es die fundamentalen Verhältnisse um die man mit Tricks auch nur wenig rum kommt.
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Re: Darstellung von Natriumperchlorat

Beitrag von lemmi »

Echt erstaunlich, dass das Präparat beim trockenen erhitzen so grau wird bei so einer geringen Beimengung organischer Substanz! Naja, Kohlenstoff ist halt schon sehr schwarz ... :)
mgritsch hat geschrieben:Na bitte, meine Abschätzung hat gestimmt
Sorry, aber deine Abschätzung war und ist immer noch falsch! Und zwar um eine ganze Zehnerpotenz - siehe die Analyse des Rohproduktes. :roll:
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