Ich habe versucht, das Hexacyanocobaltat(III)-Ion als Wismutfällung gravimetrisch zu bestimmen. Das Resultat ist semi-befreidigend:
166,5 mg Kaliumhexacyanokobaltat(III) (0,5012 mmol) wurden in 50 ml Wasser gelöst, mit 3 ml Salpetersäure 10 M versetzt und 5 ml einer 0,2 M Bismutnitratlösung (in ca 1 M HNO
3) zugesetzt. Zunächst blieb die Mischung völlig klar. Nach einigen Minuten rieb ich mit einem Glasstab an der Innenwand des Becherglases, wo sich weißliche Spuren bildeten und die Flüssigkeit sich eintrübte. Die Kristallisation ging tatsächlich langsam. Hier Bilder nach 2, 5, 6, 7 und 10 Minuten:
Um die Kristallisation möglichst zu vervollständigen wurde für 20 Minuten in eine Scüssel mit kaltem Wasser gestellt und dann über einen bei 110°C getrockneten und tarierten Glasfiltertiegel (G4) abgesaugt. Es wurde mit 10 ml Salpetersäure 0,5 N und 20 ml Wasser nachgewaschen und bei 110°C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet (nach 1/2 Stunde erreicht). Gefunden wurden 214,5 mg.
Molmasse [BiCo(CN)
6]: 423,9 g/mol
Die 214,5 mg entsprechen also 0,506 mmol und damit 100,9 % der Ausgangssubstanz. Da im Verlauf eher mit Verlusten zu rechnen wäre, ist das Verfahren nicht ganz genau. Wodurch das Plus an Masse zustandekommt, ist mir nicht klar. Was meint ihr?
Basierend auf dieser nicht ganz astreinen Methode und in Anlehnung an die
Analyse von Kobaltkomplexen habe ich dann versucht, die Zusammensetzung des Kupfer-Ammoniak-Hexacyanokobaltat-Komplexes zu ermitteln. Nach der Formel
[Cu(NH3)4][CuCo(CN)6]2 + 5 H2O wären auf
3 Mol Cu 4 Mol NH3 und 2 Mol [Co(CN)6] zu erwarten (M = 769,3 g/mol).
385,5 mg des Präparates (nach der vermuteten Zusammensetzung 0,501 mmol) wurden mit 80 ml Wasser und 4 ml 4N NaOH in eine Vorlage destilliert, die 10 ml 1 N HCl und 10 ml Wasser enthielt. Die Rücktitration ergab einen Verbrauch von 2,1 ml HCl, mithin
2,1 mmol Ammoniak.
Der Rückstand wurde auf 100 ml aufgefüllt und der klare Überstand nach Absitzenlassen des CuO abpipettiert, was bis auf ca. 10 ml sehr gut gelang. In 50 ml des mit HNO
3 angesäuterten Überstandes wurde [BiCo(CN)
6] gefällt und gewogen. Gefunden wurden 185,5 mg, was bezogen auf die Gesamtmenge
0,875 mmol [Co(CN)6]3- entspricht.
Schließlich wurde das Kupferoxid in 5 ml 8N HCl gelöst (leicht trübe Lösung wegen eines Restes Hexacyanokobaltat aus dem Überstand), auf 50,0 ml aufgefüllt und in 20,0 ml in schwach ammoniaklaischem Milieu das
Kupfer mit 0,05 M EDTA gegen Murexid titriert. Bei der Titration verschwindet die Trübung der Probe vollständig und der Umschlag (ich habe ein bisschen weiter titriert als auf dem zweiten Bild, bis der Indikator nach rein violett umgeschlagen war) war sehr scharf.
Verbrauch: 10,3 ml, entsprechend
1,285 mmol Kupfer in der eingesetzten Analysensubstanz.
Gefunden wurden somit :
Cu : NH
3 = 3 : 4,84 (molarer Überschuss an Ammoniak von 21,1%)
Cu : [Co(CN)
6]
3- = 3 : 2,043 (molarer Unterschuss an Kupfer von 2,15 %)
Das zweite Ergebnis ist für mich akzeptabel, insbesondere wenn man annimmt, dass die Gravimetrie einen um etwa 1 % zu hohen Wert an Hexacyanokobaltat(III) ergibt. Der zu hohe Ammoniakwert ist dagegen unbefriedigend. Auch, dass in meiner Probe nur 7/8 der erwarteten Menge Hexacyanokobaltat (und Kupfer) vorhanden waren, stört mich. Ich vermute dass a) der Kristallwassergehalt höher ist und b) noch freies Ammoniak in der Probe vorhanden war. Als ich das augenscheinlich trockene Salz in einem Schälchen mit einem feuchtem rotem Lackmuspapier am Deckel stehen ließ, färbte sich letzteres rasch blau.
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