Weil ich ein Gummischlauchstückchen als Verbinder zu einem Winkelrohr über die Mündung schieben können möchte.
Den Mineralogiekasten nannte ich leider nie mein eigen, aber die Ersatzteile gab es damals in dem Geschäft zu kaufen, das auch die Kästen verkaufte (ich war dort bekannter Ersatzteil-Stammkunde, habe in meiner frühen Jugend fast mein gesamtes Taschengeld entweder dort oder in der Apotheke gelassen. Standard-Kommentar des Verkäufers/Inhabers, wenn ich den Laden betrat: "Ich hol' schon mal den Vitrinenschlüssel.. "). Da habe ich bei den Röhrchen zugegriffen und mich für viele Jahre eingedeckt. 10 Stück wollte ich eigentlich nur haben, 20 weitere habe ich kostenlos mitgegeben bekommen ("kauft hier ausser Dir sowieso keiner..."). Die Gläschen waren definitiv randlos (vll. eine spätere Edition, Mitte/Ende der 80er, hier ist auch kein Bördelrand erkennbar:
https://www.rigert.com/ee-wiki/index.ph ... -Praktikum).
Das letzte Röhrchen habe ich erst vor ein paar Jahren verbraucht: ich erzeuge darin jedes Jahr etwas Schwefelwasserstoff aus Sulfidogen. Die eingebrachte Menge reicht aus, um daraus 100 ml gesättigtes Schwefelwasserstoffwasser frisch herzustellen und ist dabei wiederum auch nicht so gross, als dass man dafür im Freien zusätzlich noch eine Gasmaske anlegen und die Nachbarn vorwarnen müsste.
Das Glas ist anschließend allerdings unbrauchbar und daher von vornherein ein Wegwerfartikel. Es reicht mir schon, wenn ich den Winkelrohransatz (trotz Wattebäuschchens oberhalb der Mischung im Glas) mit Toluol von resublimiertem Schwefel wieder reinigen muss.
Bevor der Vorschlag kommt: die Methode ist ansonsten aber recht einfach, komfortabel und vor allem risikoarm zu handhaben und auch viel effizienter als der Klassiker mit Eisensulfid und Salzsäure (bereits eine Minute nach Beginn des Erhitzens ist die Reaktion zwischen Schwefel und Paraffin - jeweils ein kleiner Spatel voll - schon wieder beendet und die Lösung gesättigt, der apparative Aufwand dafür ist minimal).
Und falls die Frage kommt, warum nicht in einem größeren Reagenzglas mit durchbohrtem Stopfen: das gibt dem wenigen Schwefel noch mehr Platz zum Sublimieren und das Mischungverhältnis am Reagenzglasboden verändert sich vor Eintritt der Reaktion zu dessen Ungunsten. Man nimmt also automatisch etwas mehr Mischung - und dann wird es ohne Gasmaske wirklich kritisch. Auch kam es dabei schon mal zur Selbstentzündung des Schwefelwasserstoffs am Ableitungsrohr mit Rückschlag ins Reagenzglas, was den Stopfen samt Winkelrohr unsanft herausbefördert hat (eine H2S-Luft-Verpuffung steht einer Knallgasexplosion in Kraft und Lautstärke nur wenig nach...).
Des Weiteren verwende ich die Gläser noch für die Herstellung von Mikromengen weissem (aus rotem) Phosphor oder Phosphid. Und bestimmungsgemäss für kleine Aufschlüsse (z.B. mit Natrium) natürlich auch.

Da wäre ein Bördelrand in der Tat egal.
Aber selbst diese Variante wird wenig angeboten. Reagenzgläser in dieser Grösse sind für Verbraucher einfach kaum erhältlich. Und wenn, dann immer gleich zu hundert Stück - da müsste ich schon 150 Jahre alt (und rüstig bis letzten Tag) werden, um die aufzubrauchen...
