Aluminium ist ein sehr unedles Metall, das jedoch durch eine hauchdünne, nur einige nm dicke Oxidschicht erfolgreich vor weiterer Korrosion geschützt wird. Durch anodische Oxidation kann diese Oxidschicht künstlich auf mehrere µm Dicke verstärkt und damit das Metall noch widerstandsfähiger gemacht werden.
Solange diese elektrochemisch erzeugte Schicht noch frisch ist, ist sie sehr porös und kann durch Adsorption leicht Farbstoffe aufnehmen. Ist die Schicht einmal gealtert, dann sind diese Farbstoffe darin wie in Glas fest eingeschlossen und dauerhaft geschützt. Auf diese Weise können sehr beständige und optisch ansprechende Färbungen erzielt werden.
Geräte:
Bechergläser, Heizplatte, Labornetzteil oder Autobatterie-Ladegerät, Multimeter, Kupferblech, Aluminiumblech
Chemikalien:
Schwefelsäure 15-20%

Natronlauge 4%

Diverse Farbstoffe, z.B:
Alizarinrot S

Eriochromcyanin R

Thymolblau

Durchführung:
Zur Beschichtung wurden von einer handelsüblichen Alu-Leiste in 15 x 2 mm Stücke von ca. 50 - 80 mm Länge abgeschnitten.
Da die meisten handelsüblichen Aluminiumbleche bereits eloxiert in den Handel gelangen, muss eine vorbestehende Schicht ggfs. entfernt werden, bevor eine neue erzeugt werden kann. Ob das Blech bereits eloxiert ist, lässt sich mit dem Multimeter relativ leicht testen - eine Eloxal-Schicht ist so dick und stark, dass sie effektiv als Isolator wirkt. Eine Messung an der unverletzten Oberfläche zeigt keine Leitfähigkeit.
Zur Entfernung wurde das Blech zuerst gründlich mit Spülmittel und Schwamm von Fettrückständen gereinigt, dann in eine 4%ige NaOH gelegt und einige Minuten gewartet, bis von der gesamten Fläche gleichmäßig Gasblasen durch Auflösung des Aluminiums aufsteigen. Dann wurde das Blech mit dest. Wasser abgespült.
Das so vorbehandelte und gereinigte Blech kam nun rasch in die Elektrolysezelle. Dazu wurde ein Stück Kupferblech zu einem Ring mit Lasche gebogen der genau in ein 50 ml Becherglas passt. Das Becherglas wurde mit einer 15-20%igen H2SO4 gefüllt, das Kupfer bildet die Kathode und das Aluminiumblech die Anode. Durch die ringförmige Kathode ist ein möglichst gleichmäßiger Stromfluss zu allen Flächen gewährleistet. Es ist darauf zu achten, dass das Aluminiumblech nirgends die Kathode berührt, damit es nicht zu einem Kurzschluss kommt!
Nun wurde 15 Minuten lang mit einem Strom von ca. 500 mA elektrolysiert. Da das Labornetzteil nur eine Spannungsregelung hat, musste mit einer relativ hohen Spannung von ca 15 V begonnen werden, bereits nach kurzer Zeit nahm der Stromfluss aber merklich zu und man musste die Spannung nachregeln um den Strom zu begrenzen. Gegen Ende der Elektrolyse betrug die erforderliche Spannung nur noch etwa 10 V. An der Kathode bildete sich dabei die ganze Zeit über nur wenig Wasserstoff. Eine günstige Stromdichte für einen raschen Prozess[2] sind etwa 5 A / 100 cm² - bei einer (eingetauchten) Werkstückabmessung von ca 15 x 35 mm (mal 2, Vorder- und Rückseite!) errechnen sich daraus 525 mA. Bei anderen Werkstückgrößen ist dieser Strom entsprechend anzupassen, sollte das von der Leistung her nicht möglich sein kann es ggfs. erforderlich sein, die Elektrolysedauer zu verlängern.
Während die Elektrolyse lief, wurde die Farbstofflösung vorbereitet. Dazu wurde eine kräftige Spatelspitze des Farbstoffs in 25 ml dest. Wasser aufgelöst und auf ca. 50 °C erwärmt. Beim Thymolblau wurde etwas Alkohol zugesetzt um die Löslichkeit zu erhöhen. Nach Beendigung der Elektrolyse wurde das Blech kurz abgespült und sofort in die vorbereitete, ca. 50 °C warme Farbstofflösung getaucht und bei dieser Temperatur ca. 20-30 Minuten darin belassen. Anschließend wurde das Blech für ca. 1 Stunde in destilliertem Wasser gekocht um die Schicht zu versiegeln und haltbarer zu machen. Überschüssiger Farbstoff wird dabei herausgelöst, das Aluminiumhydroxid zu Aluminiumoxid verwandelt und die Oberfläche geschlossen. Anhaftende pulverige Reste von gefärbtem Aluminiumoxid wurden mit einem Papiertuch wegpoliert - die Oberfläche ist damit fertig.
Eine Prüfung mit dem Multimeter bestätigte, dass wieder eine dicht geschlossene Schicht entstanden war. Die Oberfläche leitet - im Gegensatz zu den blank geätzten Stellen - den Strom nicht.
Möchte man die Schicht dekorativ nutzen, so kann man einfach alle Stellen bei denen die Schicht erhalten bleiben soll mit Klebeband, Lack oder Fett maskieren und an der restlichen Fläche mit 4% NaOH wieder blank ätzen. Auf diese Weise können einfach gerade Linien oder auch Muster oder ein Monogramm erzeugt werden. Wenn man mit mehrfachem Maskieren und Wiederholen des Prozesses geduldig ist, kann man auf diese Weise durchaus komplexe Färbungen oder Schriftzüge erstellen.
Entsorgung:
Das Elektrolysebad und die NaOH können nach Neutralisation über die Kanalisation entsorgt werden.
Farbstofflösungen können ebenfalls über die Kanalisation entsorgt werden.
Erklärung:
Bei der anodischen Oxidation von Aluminium bilden sich unlösliches Aluminiumhydoxid, -hydroxyoxid bzw. -oxid und -oxidhydrate. Im Laufe der Elektrolyse bildet sich so eine 10-30 µm dicke Schicht aus. Die ursprünglich gebildete Oberflächenschicht ist eine Mischung aus Aluminiumoxid und -hydroxid. Beim Kochen in Wasser wird das Hydroxid auch in das Oxid überführt. Dabei spielen unter anderem folgende Reaktionen eine Rolle:
Al + 3 H2O --> Al(OH)3 + 3 e- + 3 H+
Al(OH)3 --> AlOOH + H2O
2 Al(OH)3 --> Al2O3 + 3 H2O
Al2O3 + x H2O --> Al2O3⋅x H2O
Die genaue Zusammensetzung der Schicht ist sehr komplex[4] und hängt stark von den Bedingungen (eingesetzte Legierung, eingesetzte Säure, Stromdichte, Dauer, Fremdionen etc.) ab. Weiters kommt es in dem sauren Bad auch teilweise zu einer Auflösung zu Aluminiumsulfat.
Grundsätzlich können verschiedene Säuren eingesetzt werden, interessanterweise jedoch nur mehrprotonige. Mit Salzsäure oder Perchlorsäure erreicht man keine Eloxierung. Schwefelsäure ist optimal für poröse, gut färbbare Schichten. Setzt man Oxalsäure als Elektrolyt bei höheren Stromdichten ein, so erhält man dickere und vor allem dichtere Schichten die zwar besonders hart und fest, aber nicht färbbar sind (sogenanntes "hard coating").
Als Stromquelle kann statt Gleichstrom auch Wechselstrom[5] benutzt werden, wenn man als Gegenelektrode ebenfalls Aluminium (ein anderes Werkstück) einsetzt. Dabei wird in jeder Halbwelle jeweils die andere Elektrode eloxiert - da Aluminium so unedel ist, kommt es zu keiner Umkehrung der Reaktion. Es muss für ein gleichartiges Ergebnis lediglich doppelt so lange (oder mit doppelt so viel Strom) gearbeitet werden. Die Angaben für die Stromdichte variieren auch stark - oft findet man Werte ab 1,5 A pro 100 cm² bei entsprechend längerer Elektrolysedauer.
Als Kathode wird bevorzugt Blei oder Aluminium eingesetzt, mit dem Kupfer ergaben sich jedoch im Versuch keinerlei Probleme. Eine simple Alternative für den Versuchsaufbau könnte es aber sein, das Becherglas einfach mit Alufolie auszukleiden.
Weiters wurde auch berichtet[3], dass sich bei der Elektrolyse die einwertige Spezies Al+ bilden kann, die dann mit Wasser nach:
Al+ + 2 H2O --> Al3+ + H2 + 2 OH-
weiter reagieren kann. Dbei bildet sich paradoxerweise an der Anode Wasserstoff. Betrachtet man das Verhältnis zwischen verbrauchter Menge Aluminium und geflossener Ladungsmenge, so errechnet sich daher eine "durchschnittliche Wertigkeit" des Aluminiums von kleiner 3. Durch Zusätze von Chlorid oder Nitrat konnte dies auf bis zu 1,9 gesenkt werden![3] Errechnet man (ohne Berücksichtigung dieser Effekte und der teilweisen Auflösung als Sulfat) für die im Versuch angewandten Parameter (15 Minuten, 0,5 A, Übergang von 3 Elektronen) die abgeschiedene Menge, so wären das ca. 160 mg Al2O3. Bei einer Dichte von etwa 4 g/cm³ und auf einer Fläche von 10 cm² entspricht das einer Schichtdicke von 40 µm.
Wie dick die Schicht ist kann man bei geraden Kanten dort, wo die Schicht durch Ätzen entfernt wurde, sogar ein wenig fühlen wenn man mit dem Finger vorsichtig drüber fährt. In die anfänglich gebildete Schicht können sehr leicht Farbstoffe durch Adsorption aufgenommen werden. Am besten funktionieren ionische, saure Farbstoffe, grundsätzlich kann aber fast alles benutzt werden. Im Fal von Alizarinrot S und Eriochromcyanin R kommt es dabei zusätzlich zu einer Komplexbildung zwischen Farbstoff und Aluminiumionen - die dadurch gebildeten Farbstoffe (tief feuerroter Komplex mit Alizarinrot S; tief violett mit Eriochromcyanin R) sind besonders kräftig und haften extrem gut an.
Thymolblau bildet keinen Komplex mit Aluminium, dennoch erhält man eine intensiv orange-gelb gefärbte Oberfläche. Laut einem Artikel im J. of Chemical Education[1] sollte dieser Indikator auch in der Schicht die Indikatoreigenschaften bewahren und sich z.B. in Kontakt mit Salzsäuredämpfen rot verfärben. Das konnte jedoch nicht bestätigt werden - selbst wenn man konz. Salzsäure direkt auftropft, kommt es zu keiner Verfärbung. Das dürfte daran liegen, dass in dem Artikel keine Versiegelung der Oberfläche nach der Färbung erfolgt ist. Durch die Versiegelung wird der Farbstoff jedoch dicht eingeschlossen und reagiert nicht mehr auf die Säure. Die Oberfläche ist sogar sehr beständig gegen die kalte Salzsäure, lediglich Laugen greifen rasch an.
Bilder:
Prüfung einer eloxierten Oberfläche - keine Leitfähigkeit!
Ablösen der Oxidschicht mit 4% NaOH
Elektrolyse in 15-20% H2SO4 bei 500 mA, außen die ringförmige Kathode
Im Farbstoff-Bad (Thymolblau)
nach dem Farbstoff-Bad (Thymolblau)
Versiegeln durch Kochen in dest. Wasser
Die erfolgreich eloxierten & gefärbten Werkstücke, der Rand der gefärbten Zone wurde nach Maskieren mit Klebestreifen mit NaOH "gerade geätzt" - v.l.n.r: Eriochromcyanin R, Alizarinrot S, Thymolblau.
Mit Maskierung eingeätzter Buchstabe, zum Schlüsselanhänger umfunktioniert.
Literatur:
[1] https://doi.org/10.1021/acs.jchemed.7b00817
[2] https://www.restaurieren.eu/selber-eloxieren
[3] https://doi.org/10.1021/ja01584a011
[4] http://dx.doi.org/10.1002/sia.3199
[5] https://pubs.acs.org/doi/10.1021/ed025p340